Neue Regeln Volkswagen erlaubt bis zu vier Tage Homeoffice

Künftig verwaist? Die Beschäftigten außerhalb der Produktion (das Bild zeigt die VW-Verwaltungsgebäude) dürfen künftig bis zu vier Tage mobil oder im Homeoffice arbeiten
Foto: Jan Huebner / imago imagesBei Volkswagen haben Belegschaftsvertretung und Firmenleitung eine Reihe neuer Regeln für das mobile Arbeiten von zu Hause oder unterwegs beschlossen. Damit sollen Beschäftigte in Bereichen, in denen dies umsetzbar ist, nach dem Ende der pandemischen Lage bis zu vier "mobile Arbeitstage" pro Woche nehmen können. Betriebsratschefin Daniela Cavallo (46) hatte die Aktualisierung und Ergänzung einer entsprechenden Betriebsvereinbarung nach ihrer Amtsübernahme im Frühjahr als ein zentrales Vorhaben angekündigt - auch im Rückblick auf die Homeoffice-Erfahrungen in der Corona-Krise.
Einige Ansätze des neuen Modells fußen schon auf Regelungen aus dem Jahr 2016. So gibt es keinen pauschalen Anspruch auf mobile Arbeit, nötig dafür sind stets individuelle Absprachen zwischen Beschäftigten und Führungskräften - und dies "unter Berücksichtigung der betrieblichen Erfordernisse". Auch das Arbeitsergebnis darf nicht - etwa unter der Abwesenheit vom angestammten Einsatzort - leiden.
Flexible Verteilung auf Arbeitsmonat möglich
Im Kern neu sind nun die maximale Menge von vier "mobilen" Tagen je Arbeitswoche bei Vollzeit sowie eine flexible Verteilung auf den jeweiligen Arbeitsmonat. Betriebsratsvize Gerardo Scarpino (59) stellte am Mittwoch dazu klar: "Der entstehende neue Freiraum gewährleistet, dass die Unternehmensseite mobile Arbeit nicht erzwingen kann."
Mit seinem auf vier Tage erweiterten Angebot dürfte sich Volkswagen deutlich von vielen anderen Unternehmen hierzulande abheben. Denn nur jedes fünfte Unternehmen will einer Erhebung des Nürnberger Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) zufolge die Möglichkeiten für mobiles Arbeiten längerfristig ausbauen. Zwei Drittel der Betriebe dagegen wollen es wieder auf das Niveau vor der Pandemie zurückfahren, jeder zehnte Betrieb sogar unter das Vorkrisenlevel. Bei größeren Unternehmen mit mehr als 250 Beschäftigten sei die Bereitschaft zum Ausbau der Homeffice Regelung allerdings deutlich größer, so das Ergebnis der Studie.
Seit dem Beginn der Viruskrise waren auch bei VW viele Beschäftigte vom Büro in die eigenen vier Wände gewechselt - besonders in der Verwaltung, Entwicklung, Stabsabteilungen und weiteren sogenannten indirekten Bereichen außerhalb der Produktion. Cavallo forderte, auch für die Belegschaft an den Fertigungslinien Konzepte mit mehr Flexibilität zu finden, etwa durch die Entzerrung von Schichtplänen.
Zum nun vorgelegten Modell sagte Personalvorstand Gunnar Kilian (46), die Belegschaft habe in der Pandemie Großes geleistet und "mit dazu beigetragen, unseren Geschäftsbetrieb aufrechtzuerhalten". Jenseits der Heimarbeit äußerten viele jedoch auch den Wunsch, wieder in Präsenz mit Kolleginnen und Kollegen am Standort zusammenzuarbeiten. Es gehe nach Corona weiter um die richtige Balance von Flexibilität "und der für unsere weitere Transformation unabdingbaren Interaktion im Büro". Dann könne das Modell einer "hybriden Arbeit" gelingen.
Die neue Betriebsvereinbarung wurde inmitten einer scharfen Konfrontation zwischen Vorstand und Betriebsrat verkündet. Sogar der erst im Juli für vier Jahre verlängerte Vertrag von Konzernchef Herbert Diess steht nach Informationen der Nachrichtenagentur Reuters und von manager magazin schon wieder zur Disposition. Am Donnerstag ist ein Auftritt von Diess auf einer Betriebsversammlung in Wolfsburg geplant und muss mit kritischen Fragen zu seinem Drohszenario eines Abbaus von 30.000 Stellen rechnen. Ein entspannendes Signal täte da gut.