Volkswagen-Chef vor Spitzentreffen im Abgasskandal Müller nennt Rückkauf von 100.000 Fahrzeugen in USA "wahrscheinlich" - Ex-FBI-Boss soll schlichten

Volkswagen-Chef Matthias Müller: "Erheblicher Aufwand finanzieller Art, aber auch von der Zeitleiste her"
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Volkswagen-Konzernchef Matthias Müller hält den Rückkauf von mehr als 100.000 manipulierten Dieselfahrzeugen in den USA für eine wahrscheinliche Option. Müller sagte dem NDR-Hörfunk am Montag in Detroit, dass die Variante Rückkauf statt Rückruf für die zweite der insgesamt drei betroffenen Motorgenerationen infrage komme. Hintergrund sei der große Nachbesserungsaufwand. "Diese Generation Zwei reparaturmäßig zu beheben, wäre ein erheblicher Aufwand finanzieller Art, aber auch von der Zeitleiste her. Und da muss man sich dann die Frage stellen, ob es nicht Alternativlösungen gibt", sagte Müller dem NDR wörtlich. Es gehe dabei um 103.000 Wagen.
Volkswagen drohen in den USA milliardenschwere Strafzahlungen. Der Konzern hatte im September 2015 auf Druck der US-Umweltbehörde EPA zugegeben, Stickstoffwerte bei Diesel-Autos mit einer Software geschönt zu haben. Allein in den USA sind Hunderttausende Fahrzeuge betroffen. Müller hatte sich am Montag erneut bei US-Kunden und Behörden für den Abgasskandal entschuldigt und angekündigt, die Investitionen des Konzerns nahezu verdoppeln zu wollen.

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Am Mittwoch trifft der VW-Chef in Washington auf EPA-Chefin Gina McCarthy. Es ist das erste Spitzentreffen im Abgasskandal. Die EPA prüft die Vorschläge, mit denen VW Manipulationen in etwa 580.000 Diesel-Autos in den USA beseitigen will. Wie das Lösungspaket, das den Aufsehern präsentiert werden soll, genau aussieht, ist noch unklar.
Die Kritik an VW hatte zuletzt weiter zugenommen - dem Konzern wird vorgeworfen, Dokumente zurückgehalten und Ermittlungen behindert zu haben. Müller ist nun gefordert, die verhärteten Fronten aufzuweichen und das Verhältnis zu den US-Behörden wieder zu reparieren.
Ex-FBI-Direktor soll schlichten

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Ein ehemaliger Leiter des FBI soll derweil zwischen dem deutschen Autobauer und Hunderten Klägern in den USA als eine Art Schlichter vermitteln. Der kalifornische Bezirksrichter Charles Breyer erklärte am Montag, er wolle Ex-FBI-Direktor Robert S. Mueller mit der Aufgabe betrauen, in mehr als 500 eingereichten Klagen eine Einigung herbeizuführen. Der frühere Chef der US-Bundespolizei werde "in diesen komplexen Angelegenheiten" dank seiner Erfahrung und seines Urteilsvermögens die Vergleichs-Diskussionen zwischen den diversen Parteien erleichtern. Richter Breyer gab den Anwälten aller Beteiligten bis 15. Januar Zeit, potenzielle Einwände gegen Muellers Ernennung vorzubringen.
Die gesamte deutsche Autoindustrie kämpft auf dem wichtigen US-Markt mit den Auswirkungen des "Dieselgate"-Skandals von Volkswagen . Als Folge der Abgas-Manipulationen sei die Diesel-Strategie "erheblich beschädigt", sagte der Präsident des Branchenverbandes VDA, Matthias Wissmann in Detroit. Der VDA rechnet für dieses Jahr nur mit stagnierenden Absatzzahlen für die deutschen Hersteller in den USA. Daimler-Chef Dieter Zetsche sagte, er halte die Vertrauenskrise zumindest bei Mercedes-Benz für überwunden.