Tuchfühlung (Foto aus dem September 2013): VDA-Präsident Matthias Wissmann (3.v.r.) neben Kanzlerin Angela Merkel. Links: Daimler-Chef Zetsche. Rechts: Ex-VW-Chef Winterkorn.
Foto: ? Kai Pfaffenbach / Reuters/ REUTERSDie deutsche Auto-Industrie will mitten in ihrer wohl schwersten Krise ihren politischen Einfluss durch einen alten Bekannten sichern: Der Präsident des Verbands der Automobilindustrie (VDA), Matthias Wissmann, soll die mächtigste deutsche Lobby auch über 2016 hinaus führen. Der VDA-Vorstand habe den 67-Jährigen gebeten, für weitere zwei Jahre im Amt zu bleiben, heißt es in Industriekreisen. Im neunzehnköpfigen VDA-Vorstand sitzen unter anderem sämtliche CEO der deutschen Hersteller wie Daimler-Chef Dieter Zetsche, BMW-CEO Harald Krüger oder VW-Vormann Matthias Müller. Geplant sei, dass die Vertragsverlängerung bis Ende 2018 auf der Mitgliederversammlung des VDA im November formal beschlossen werde. Entsprechende Informationen von manager-magazin.de bestätigte ein VDA-Sprecher am Mittwoch.
Dank Wissmann sollen die exzellenten Kontakte der Industrie, die nach eigenen Angaben rund 785 000 Menschen in Deutschland beschäftigt, in das Kanzleramt und die Regierung bestehen bleiben. Der ehemalige Verkehrsminister, selbst Mitglied der CDU und seit 2007 VDA-Chef, gilt als Architekt der zuletzt industriefreundlichen Regulierung - etwa bei
den Abgaswerten. Durch den Diesel-Skandal gerät nun die wichtigste Antriebstechnologie der deutschen Hersteller nicht nur bei den Kunden, sondern auch in der Politik in Misskredit - mit möglicherweise bedrohlichen Folgen für den Absatz. Zudem steht die Branche durch die Forderung nach dem Ausbau des Elektro-Antriebs und Möglichkeiten des autonomen Fahrens vor technologischen Großaufgaben, die ebenfalls regulatorisch sanfter oder forscher begleitet werden können.
Nach Informationen von manager-magazin.de hatten einflussreiche Vertreter der Auto-Branche in den vergangenen Monaten den Markt nach einem möglichen Nachfolger für Wissmann sondiert, allerdings keinen geeigneten Kandidaten gefunden. Der Ex-Politiker selbst hatte seine Bereitschaft zur Vertragsverlängerung Ende März erklärt: "Man geht nicht von Bord, wenn es stürmt, sondern erst dann, wenn sich die Winde beruhigt haben", hatte er in der Süddeutschen Zeitung erklärt. Er selbst hat sich dennoch gerade einen potenziell lukrativen Nebenjob gesichert: als Beirat des Finanz- und Fusionsberatungshauses Freitag & Co.
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Matthias Wissmann
Einst Bundesverkehrsminister, führt Wissmann (CDU) seit 2007 den Verband der Automobilindustrie. In dieser Funktion kommen ihm seine hervorragenden Kontakte bis ins Kanzleramt zugute. Laut Greenpeace hat Wissmann maßgeblich dazu beigetragen, dass die Fahrzeugbranche deutlich mehr Zeit bekommt, schadstoffarme Autos zu produzieren. Legendär ist Wissmanns Brief an die "Liebe Angela" Merkel, in dem er sich erfolgreich für laschere Regeln zum CO2-Ausstoß von Autos starkgemacht hat.
Dieter Althaus
Thüringens ehemaliger Ministerpräsident ist inzwischen beim kanadisch-österreichischen Autozulieferer Magna untergekommen - als Vizepräsident mit Sitz in Wolfsburg. In dieser Funktion koordiniert Althaus (CDU) die Kontakte seines Unternehmens zu öffentlichen Stellen. Als Landes-Regierungschef hatte sich Althaus für die Übernahme von Opel durch Magna stark gemacht.
Eckart von Klaeden
Als Staatsminister im Bundeskanzleramt hat von Klaeden (CDU) engen Kontakt zu Angela Merkel als auch zur Autoindustrie. Mehrmals hat er sich im Kanzleramt mit Vertretern von Daimler getroffen. Im Mai 2013 schließlich wurde bekannt, dass von Klaeden zu dem Stuttgarter Autohersteller wechselt. Zuvor hatte er noch interne Vorlagen zur Neuregelung des Kohlendioxidausstoßes von Autos auf EU-Ebene erhalten. Ermittlungen der Staatsanwaltschaft gegen von Klaeden wegen Vorteilsnahme werden nach anderthalb Jahren eingestellt.
Thomas Steg
Vom Regierungssprecher zum VW-Cheflobbyist - das ist der Weg des Thomas Steg (SPD). Der studierte Psychologe und Sozialwissenschaftler argumentierte zunächst als PR-Mann für Angela Merkel gegen die Klimaschutzpläne der EU. Später arbeitet er als Medienkoordinator für Kanzlerkandidat Frank-Walter Steinmeier. Seit Februar 2012 ist er Generalbevollmächtigter für Außen- und
Regierungsbeziehungen der Volkswagen AG. Als solcher koordinierte er jährliche Besuche von Ex-VW-Chef Martin Winterkorn bei Merkel.
Michael Jansen
Der ehemalige Büroleiter von Kanzlerin Merkel avancierte später zum Industrie-Lobbyisten - seit 2015 leitet der CDU-Mann die Hauptstadtrepräsentanz von Volkswagen. Sein Chef ist Thomas Steg.
Joachim Koschnicke
Bei seinem Start als Opel-Cheflobbyist (2013) konnte Koschnicke an gesundes Praxiswissen über Angela Merkel und die CDU anknüpfen. Als Leiter strategische Planung war er "Merkels Mann fürs Brenzlige", wie Greenpeace formuliert. Bei Opel sorgt er dafür, dass die Topmanager Termine im Kanzleramt bekommen.
Matthias Wissmann
Einst Bundesverkehrsminister, führt Wissmann (CDU) seit 2007 den Verband der Automobilindustrie. In dieser Funktion kommen ihm seine hervorragenden Kontakte bis ins Kanzleramt zugute. Laut Greenpeace hat Wissmann maßgeblich dazu beigetragen, dass die Fahrzeugbranche deutlich mehr Zeit bekommt, schadstoffarme Autos zu produzieren. Legendär ist Wissmanns Brief an die "Liebe Angela" Merkel, in dem er sich erfolgreich für laschere Regeln zum CO2-Ausstoß von Autos starkgemacht hat.
Thomas Steg
Vom Regierungssprecher zum VW-Cheflobbyist - das ist der Weg des Thomas Steg (SPD). Der studierte Psychologe und Sozialwissenschaftler argumentierte zunächst als PR-Mann für Angela Merkel gegen die Klimaschutzpläne der EU. Später arbeitet er als Medienkoordinator für Kanzlerkandidat Frank-Walter Steinmeier. Seit Februar 2012 ist er Generalbevollmächtigter für Außen- und
Regierungsbeziehungen der Volkswagen AG. Als solcher koordinierte er jährliche Besuche von Ex-VW-Chef Martin Winterkorn bei Merkel.