57 Millionen Kundendaten geklaut Ex-Uber-Chef Kalanick vertuschte Mega-Datendiebstahl

An Skandale um Uber hat man sich schon fast gewöhnt, eine neue Enthüllung offenbart nun eine schockierende Verantwortungslosigkeit. Hacker stahlen im Herbst 2016 Daten von 57 Millionen Fahrgästen und Fahrern. Uber verschwieg das und zahlte den Hackern 100.000 Dollar. Der Skandal dürfte die Ambitionen von Ex-Uber-Chef Travis Kalanick, irgendwann wieder an die Spitze zurückzukehren, endgültig durchkreuzen.
Ex-Uber-Chef Travis Kalanick

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Der Fahrdienst-Vermittler Uber hat rund ein Jahr lang den Verlust persönlicher Daten von rund 57 Millionen seiner Nutzer verschwiegen. Dabei gehe es um Namen, Email-Adressen und Mobiltelefon-Nummern von Kunden aus aller Welt, erklärte der seit August 2017 amtierende Vorstandschef Dara Khosrowshahi am Dienstag in einem Blog-Eintrag.

Er selbst habe erst jüngst von dem Vorfall aus dem Jahr 2016 erfahren. Auch die Namen und Lizenz-Nummern von rund 600.000 Uber-Fahrern in den USA seien betroffen gewesen. Die Daten seien von einem Cloud-Server heruntergeladen worden.

Statt Behörden oder Betroffene zu informieren, bezahlte Uber den Hackern 100.000 Dollar (rund 85.000 Euro), damit sie die erbeuteten Daten vernichten, berichtet die Nachrichtenagentur Bloomberg . Die New Yorker Staatsanwaltschaft leitete ein Ermittlungsverfahren zum Hacker-Angriff ein.

Uber gehe davon aus, dass die Informationen nicht verwendet worden seien, hieß es. Die Hacker seien im Oktober 2016 durch eine schlecht geschützte Datenbank in einem Cloud-Dienst an die Daten gekommen. Uber-Sicherheitschef Joe Sullivan und ein weiterer Manager verloren ihre Jobs, wie Uber weiter mitteilte. Sullivan war zuvor Sicherheitschef bei Facebook.

"Nichts davon hätte passieren dürfen" : Dara Khosrowshahi, neuer Uber-Chef, verurteilt die Vertuschung des Datenklaus entschieden

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Die Vertuschung wirft einen weiteren Schatten auf die Ära des langjährigen Uber-Chefs Travis Kalanick, die von vielen Skandalen um den aggressiv auftretenden Fahrdienst-Vermittler geprägt war. Uber hatte bei der rasanten internationalen Expansion in vielen Ländern gegen geltende Regeln verstoßen.

Zuletzt sorgte auch eine Klage der Google-Schwesterfirma Waymo für Aufsehen, in der Uber der Einsatz gestohlener Roboterwagen-Technologie vorgeworfen wird. Kalanick räumte im Sommer unter dem Druck von Investoren den Chefposten. Der Datenklau-Skandal dürfte seine Ambitionen, irgendwann wieder an die Spitze zurückzukehren, endgültig durchkreuzen.

Was an dem Fall Datenklau besonders brenzlig ist

"Nichts davon hätte passieren dürfen und wir werden nicht nach Ausreden dafür suchen", erklärte der neue Uber-Chef Dara Khosrowshahi am Dienstag zum Hackerangriff und dem nachfolgenden Schweigen. Khosrowshahi ist seit Anfang September im Amt. "Ich kann die Vergangenheit nicht ausradieren, aber ich kann im Namen aller Uber-Mitarbeiter versprechen, dass wir aus unseren Fehlern lernen werden." Uber ändere die Art, wie es sein Geschäft führe.

Besonders brenzlich für Uber könnte werden, dass die Hacker sich auch Zugriff auf Namen und Fahrerlaubnis-Nummern von rund 600.000 Fahrern in den USA verschaffen konnten. Führerscheine werden in Amerika oft als Ausweisdokumente verwendet, was die Daten für Betrüger wertvoll machen kann. Uber werde den Betroffenen nun helfen, nach einem möglichen Missbrauch der gestohlenen Daten Ausschau zu halten, kündigte Khosrowshahi an. Zugleich erklärte er, Uber habe seinerzeit die Zusicherung erhalten, dass die erbeuteten Daten vernichtet worden seien.

rei/dpa/Reuters/Bloomberg
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