VW-Lastwagentochter Neue Spitze führt jetzt Traton

Scania-Chef Christian Levin übernimmt jetzt auch den Chefposten bei Traton, Annette Danielski wird Finanzchefin. Sie ersetzen Matthias Gründler und Christian Schulz - letztere wurden nie so richtig warm mit der VW-Konzernzentrale in Wolfsburg.
Annette Danielski, Christian Levin übernehmen jetzt bei der VW-Lastwagentochter Traton

Annette Danielski, Christian Levin übernehmen jetzt bei der VW-Lastwagentochter Traton

Die Volkswagen-Nutzfahrzeugtochter Traton trennt sich von ihrem Vorstandsvorsitzenden und ihrem Finanzchef. Matthias Gründler (56), der Mitte 2020 den Posten des damaligen Traton-Chefs Andreas Renschler (63) übernommen hatte, werde das Unternehmen Ende September verlassen, teilte  Traton am späten Mittwochabend nach einer Aufsichtsratssitzung mit. Sein Nachfolger wird Scania-Chef Christian Levin (54). Dieser solle ab Oktober beide VW-Töchter gleichzeitig führen.

Levin sei eine starke Führungskraft, die das nächste Kapitel der Gruppe umsetzen werde, sagte Aufsichtsratschef Hans Dieter Pötsch (70). "Er hat meine volle Unterstützung, den Weg zu stärkerer Rentabilität und Wachstum zu gestalten." Scania glänzt im Markenportfolio von Traton, global ist sie die Lkw-Marke Nummer eins.

In Tratons Führungsspitze brodelt es schon seit Längerem. Im Sommer 2020 hatte sich das Unternehmen Knall auf Fall von Renschler getrennt, der Traton 2019 an die Börse geführt hatte. Traton holte damals Gründler zurück, der bis 2018 dort Finanzchef gewesen war. Als Bernd Osterloh jüngst Personalvorstand bei Traton wurde, soll Gründler nach Informationen des manager magazins  nicht sehr begeistert gewesen sein.

Gründler und Schulz offenbar genervt von der Konzernzentrale

Traton-Finanzchef Christian Schulz (44) geht ebenfalls zum 30. September, wie Traton mitteilte. Seinen Posten übernimmt Annette Danielski (56), die seit Oktober 2018 den Bereich Konzernfinanzen bei Traton leitete und damit unterhalb des Finanzvorstandes arbeitete. Levin und Danielski sollen ihre neuen Posten bei Traton bereits am Freitag antreten.

Das manager magazin hatte vor Kurzem bereits über den möglichen Abgang von Schulz berichtet . Er sehe sich aus der Konzernzentrale gebremst, sei anscheinend zusätzlich genervt, dass sein Gehalt auch 2021 wahrscheinlich niedriger ausfallen wird als erwartet, hieß es in München. Schulz hatte den Börsengang maßgeblich organisiert.

Traton ist zwar börsennotiert, gehört aber zu 90 Prozent dem Volkswagen-Konzern, der Lkw-Marken wie Scania, MAN oder den US-Hersteller Navistar unter dem Dach der Münchener gebündelt hat. Unter Gründler einigte sich Traton im vergangenen Jahr auf die Übernahme von Navistar, einem Konkurrenten der Daimler-Tochter Freightliner. Sein Vorstandskollege Schulz hatte beim Traton-Börsengang 2019 eine wichtige Rolle gespielt.

Gründler: "Levin ist genau der Richtige"

Gründler erklärte nun, man habe die Strategie eines "Global Champions" schneller als erwartet umsetzen können. "Jetzt geht es darum, Traton in eine nachhaltige Zukunft über konventionelle Geschäftsmodelle und Denkweisen hinaus zu führen." Levin sei für diese Aufgabe genau der Richtige.

Der künftige Traton-Chef Levin kündigte an, bis Ende des Jahres einen umfassenden Plan vorzulegen und nannte dabei etwa den Trend zu elektrischen Fahrzeugen, die Integration von Navistar und weitere Investitionen in China. Zudem soll durch Modularisierung mehr Geld gespart werden. Diese Strategie verfolgt der VW-Konzern auch bei Personenwagen. Auch die neue Finanzchefin Danielski erklärte, eine ihrer ersten Aufgaben sei die vollständige Integration von Navistar.

Eine Baustelle für die Manager dürfte die schwächelnde Tochter MAN bleiben: Das Unternehmen soll für den Bau von E-Fahrzeugen neu aufgestellt werden. 3500 Stellen sollen in Deutschland wegfallen.

mg/Reuters, dpa-afx
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