Tour im Toyota Mirai Der weite Weg zum Wasserstoff

Ist die Brennstoffzelle der Autoantrieb der Zukunft? Zwei Tage lang sind die mm.de-Redakteure Wilfried Eckl-Dorna und Nils-Viktor Sorge mit dem Wasserstoffauto Toyota Mirai durch Deutschland gefahren. Lesen Sie ihre Erlebnisse und ihr Fazit im Ticker-Protokoll.
Zweitägigen Härtetest bestanden: Das Wasserstoffauto Toyota Mirai

Zweitägigen Härtetest bestanden: Das Wasserstoffauto Toyota Mirai

Foto: Toyota

Dies ist der Original-Ticker zum zweitägigen Toyota-Mirai-Test von manager-magazin.de. Eine chronologisch sortierte und leicht ausgebesserte Fassung lesen Sie hier.

18:36 Uhr: Das Umfeld für Brennstoffzellen-Autos ist zudem zuletzt schlechter geworden. Seit Jahrzehnten wird Wasserstoff als die Antwort auf teures und immer knapperes Öl betrachtet - unter dem Motto: Irgendwann setzt sich das Gas als neuer Massen-Treibstoff quasi von alleine durch. Doch die Vorzeichen haben sich geändert: Öl ist billig und alles andere als knapp, zudem machen reichweitenstarke Batterie-Elektroautos auf sich aufmerksam, wie unser Vergleich mit dem Tesla Model S gezeigt hat.

Mobilität auf Wasserstoff-Basis muss sich also neu erfinden, bevor sie überhaupt an den Start gekommen ist. Das ist eine echte Herausforderung, insbesondere für Toyota. Doch mit seinem Hybridauto Prius hat Toyota schon einmal langen Atem bewiesen. Und er exzellente Mirai deutet an, dass Toyota das Unmögliche erneut möglich machen kann. Der Kampf um den Langstrecken-Treibstoff der Zukunft ist jedenfalls längst noch nicht entschieden - wir bleiben an dem Thema weiter nahe dran. Vielen Dank fürs Mitlesen und noch einen schönen Abend!

18:25 Uhr: Die entscheidende Frage bei Brennstoffzellen-Fahrzeugen ist aber noch längst nicht ausreichend beantwortet: Was hat Wasserstoff, was andere Antriebe nicht haben? Mobilität mit Wasserstoff muss mehr sein als nur die Fortsetzung des Verbrenner-Zeitalters mit anderen Mitteln. Der Treibstoff müsste etwa billiger werden - und Tankstellen weitaus höherer Dichte vertreten sein. Dies ist zum Beispiel bei Erdgas gegeben, und trotzdem setzt sich der Treibstoff einfach nicht durch.

Zudem müsste Wasserstoff auch einen echten Mehrwert für das deutsche Energiesystem bieten. Die ersten Ansätze dazu gibt es bereits: Power to Gas-Anlagen produzieren eben nicht nur Treibstoff, sondern stabilisieren auch die Stromnetze. Erste Wasserstoff-Tankstellen stellen Treibstoff per Elektrolyse direkt vor Ort her - und könnten so bald ebenfalls als Abnehmer für überschüssigen Ökostrom dienen.

18:00 Uhr: Also - wird das was mit dem Wasserstoff? Fahren wir in wenigen Jahren alle Brennstoffzellenautos? Der Mirai ist jedenfalls ein Vorbote dessen, was die Autohersteller technisch bereits können, und fährt sich ebenso tadellos. Ja, es macht richtig Spaß, dahinzugleiten. Allenfalls an der nicht umklappbaren Rückbank merkt man noch, dass Toyota Kompromisse eingehen musste. Er zeigt, dass der größte Autohersteller der Welt bereits heute ein praxistaugliches Wasserstoffauto bauen kann - auch wenn der Preise dafür mit knapp 80.000 Euro noch sportlich bemessen ist.

17:30 Uhr: 1200 Kilometer haben wir in den letzten zwei Tagen im Mirai abgespult - und dabei erstmals getestet, wie sich ein Brennstoffzellenauto auf der Langstrecke schlägt. Unser Erkenntnisse aus der Runde von Hamburg über Berlin nach Oberfranken und zurück via Düsseldorf in die Hansestadt lesen Sie in Kürze.

Tank leergesaugt? Schrecksekunde an der Düsseldorfer Zapfsäule

17:01 Uhr: Gerade bekommen wir die Meldung über Radio: 160 Kilometer Stau in Nordrhein-Westfalen - wohl auch ein Teil davon auf der A46 bei Wuppertal, wo wir gerade unterwegs sind. Damit ist der Termin in Lünen wohl endgültig geplatzt. Jetzt würde uns wohl nur mehr ein fliegendes Wasserstoffauto rechtzeitig die 60 Kilometer nach Dortmund befördern.

16:50 Uhr: Unser Düsseldorfer Zwischenstopp hat uns noch eine Erkenntnis beschert: Wasserstoff-Autos lassen sich zwar viel schneller als Batterie-Elektroautos betanken. Doch auf der Langstrecke hilft das nur, wenn die Wasserstoff-Tankstellen direkt an Autobahnen liegen. Aktuell stehen die wenigen Zapfsäulen im Land vor allem in Ballungsräumen, nur in Geiselwind konnten wir direkt an der Autobahn unseren Treibstoff in den Tank pressen. Die in Bau befindlichen Wasserstoff-Tankstellen werden aber wieder vor allem in Städten stehen - da gibt es doch planerisch noch einiges zu tun.

16:34 Uhr: Entwarnung, das war wohl dem "Hochfahren" des Mirai geschuldet. Jetzt zeigt die digitale Tankuhr korrekt einen vollen Stand an. Sputen müssen wir uns aber jetzt gehörig, um noch nach Lünen zu kommen.

16:32 Uhr: Dieser Tankstopp war hart - für uns und unseren Zeitplan: Die Düsseldorfer Air Liquide-Wasserstofftanke kam uns langsamer vor als die bislang gewohnten. Wir haben 15 Minuten gebraucht, bis wir fertig waren. Und dann auch noch ein Schock: Als wir den Power-Knopf des Mirai drückten, zeigte uns das Display einen komplett leeren Tank an. Hat die Zapfsäule entleert statt Wasserstoff reingepresst? Das Auto fordert uns auf, sofort zu tanken. Haben wir doch gerade.

16:05 Uhr: Wir brauchen nochmal Wasserstoff, müssen in Düsseldorf an die Zapfsäule. Bis 17:30 Uhr dauert die Veranstaltung in Lünen, bei der der Spatenstich für ein ganz besonderes Speicherkraftwerk erfolgt: Es besteht aus Batterien, die einst in Elektroautos eingebaut waren. Das Ende sollten wir aber noch mitbekommen.

15:40 Uhr: Oh nein, jetzt stecken wir bei Köln kräftig im Stau. Vier Spuren, und trotzdem geht nichts. Da sind wohl noch ein paar intelligente Mobilitätskonzepte notwendig, bis hier der Verkehr mal richtig fließt. Wie wäre es mit einer Sonderspur für Wasserstoff-Autos?

Fotostrecke

Brennstoffzelle als Auto-Motor: Diese Wasserstoff-Autos gibt es bereits - oder schon bald

Foto: Hyundai

15:30 Uhr: Noch ist unser Mirai mit mit Wasserstoff im Tank ein echter Exot auf deutschen Autobahnen. Einen Hyundai ix35 mit Brennstoffzelle - den die Koreaner seit fast zwei Jahren anbieten - haben wir bei unseren Tankstellen-Stopps nicht gesichtet. Nur beim Start in Hamburg stand eine Mercedes B-Klasse neben uns. Kein Wunder, noch ist das Angebot an Fahrzeugen bescheiden, die Preise sind hoch - wie unsere Bildergalerie zeigt.

15:15 Uhr: Drum haben wir unseren Autobahn-Tempomaten auf 150 km/h hochgeschraubt - natürlich nur, wo das erlaubt ist. Wir stellen allerdings fest: Rund um Siegburg herrschen raue Straßensitten auf der A3. Ein Audi A6 drängelt uns gehörig auf der linken Spur. Wir weichen dem Fossil-Verbrenner aus.

15:10 Uhr: So spannend unser Besuch in Mainz war, er hat doch länger gedauert als geplant. Und jetzt sind wir spät dran für unseren Termin in Lünen. Herr Zetsche und Herr Gabriel, können Sie nicht ein halbes Stündchen auf uns warten?

Besuch in Mainz: Die Fabrik, aus der die Treibstoff-Träume sind

15:05 Uhr: Der Besuch in Mainz gab uns einen kleinen Einblick, wie eine einigermaßen umweltfreundliche Versorgung mit Wasserstoff bald aussehen könnte - hier noch ein paar Impressionen.

14:41 Uhr: Siemens sieht deshalb in Nordfriesland ganz genau hin. Denn dort gibt es zunehmend Windparks, die abgeschrieben sind und keine EEG-Vergütung für ihren Strom mehr bekommen. Aus ihrem Überfluss-Strom könnte dann Wasserstoff entstehen - zu besonders günstigen Konditionen.

14:30 Uhr: Allerdings ist die Wasserstoff-Produktion aus Erdgas die derzeit günstigste Methode: Das klappt schon für weniger als zwei Euro pro Kilogramm. Ressourcenschonend ist der Einsatz von Wasserstoff aber nur, wenn er aus überschüssigem Ökostrom gewonnen wird. Die Anlage in Mainz hat einen doppelten Nutzen: Sie erzeugt Treibstoff für unseren Mirai - und entlastet gleichzeitig bei zu viel Wind das Stromnetz.

14:15 Uhr: Wichtig wäre für die Power2Gas-Betreiber auch eine Befreiung von den Netzentgelten. Ihre Begründung dafür: Solche Anlagen stabilisieren ja die Stromnetze, da sie überschüssige elektrische Energie nutzen. Wenn die Anlage mehr als zur Hälfte ausgelastet und von den Netzentgelten befreit ist, könnte sie Wasserstoff zum Preis von rund 5 Euro pro Kilogramm produzieren. An der Tankstelle kostet ein Kilo Wasserstoff derzeit 9,50 Euro - das klingt fast schon nach einem Geschäftsmodell.

14:05 Uhr: Den Strom beziehen die Elektrolyseure aktuell noch aus dem normalen Netz. In Kürze soll er jedoch auch direkt von den vier Windkraft-Anlagen kommen, die rund um den 5000 Quadratmeter großen Energiepark Mainz in den Feldern stehen. Überschüssige Energie etwa aus Windkraft-Anlagen sind ein Schlüssel dafür, dass solche Anlagen bald deutlich günstiger arbeiten sollen, erklärte uns Siemens-Mann Schoenberger.

13:50 Uhr: Noch ist die Anlage in Mainz eher ein Forschungsprojekt: In einer 15 mal 30 Meter großen, hellen Industriehalle stehen die drei weltgrößten Elektrolyse-Anlagen für Wasserstoff. Ein Gewirr an dicken und dünnen Rohren zieht sich an den Wänden entlang. Die Membranen, mit denen destilliertes Wasser durch Strom in seine Grundelemente Wasserstoff und Sauerstoff aufgespaltet wird, sind knapp 3 Meter lang - und weniger als einen Meter hoch.

Speichertanks in der weltgrößten Wasserstoff-Elektrolyseanlage in Mainz: In einen der 22 Meter langen Tanks passen 500 Kilogramm Wasserstoff - bei 200 bar Verdichtung

Speichertanks in der weltgrößten Wasserstoff-Elektrolyseanlage in Mainz: In einen der 22 Meter langen Tanks passen 500 Kilogramm Wasserstoff - bei 200 bar Verdichtung

Foto: manager magazin online

13.25 Uhr: Eine Stunde haben uns Kai Abkemeier und Wolfgang Schröder von Linde  sowie Dirk Schoenberger von Siemens  durch die Anlage geführt. Gleich gibt es ein paar Fotos. Vorab schon eine überraschende Information: Für zukünftige Anlagen wie diese ist ein Geschäftsmodell in Sicht, das ohne Subventionen funktioniert.

12.25 Uhr: Wir treffen in Mainz Vertreter vom Dax-Konzern Linde und Siemens, die die Anlage zusammen mit den Stadtwerken Mainz hochgezogen haben. Der Nebel wabert um ein eher kleines, containerartiges Gebäude herum. Das soll die Fabrik sein, aus der die Treibstoff-Träume sind?

12.05 Uhr: So eine Power-to-Gas-Anlage wie in Mainz ist im Prinzip ein wunderbarer Problemlöser für die moderne Energiewelt: Idealerweise zieht sie immer dann Strom aus dem Netz, wenn Windkraft- und Solaranlagen viel davon einspeisen. Das ist vor allem in windigen Nächten hilfreich, wenn es wenig Abnehmer für Strom gibt oder an sonnigen Feiertagen. Mit dem Strom und Wasser produziert die Anlage dann Wasserstoff. Dieser kann in Brennstoffzellenautos wie dem Toyota Mirai zum Einsatz kommen oder auch ins Gasnetz eingespeist werden. Dann dient er zum Heizen und zum Kochen. Wie wirtschaftlich das ganze ist werden wir hoffentlich gleich erfahren.

11.19 Uhr: Wir machen eine kleine Pause in Frankfurt, bevor es weitergeht nach Mainz zur Wasserstoff-Fabrik.

Autohof-Betreiber: "Wasserstoff ist die Zukunft"

11.13 Uhr: Der Autohof Geiselwind ist der größte Deutschlands - und ein echter Mikrokosmos mit Kirche, Erotikshop und Schlachthof. Einst hat auch Gunther Gabriel die Autobahnabfahrt 76 der A3 besungen. Lesen Sie mehr über diesen besonderen Ort, an dem auch Metal- und Trucker-Festivals steigen, auf Spiegel Online .

10.58 Uhr: Autohof-Manager Manfred Strohofer ist ein großer Freund der neuen Vielfalt. "Everything is possible" steht auch auf seiner Visitenkarte. Auf seinem Gelände will er so viele verschiedene Treibstoffe wie möglich anbieten, die es für Autos so gibt - Strom, Wasserstoff, Diesel, Benzin. Er persönlich räumt Brennstoffzellenfahrzeugen die größten Chancen ein. "Wasserstoff ist die Zukunft", sagt Strohofer. Den Mirai sieht er zum ersten Mal.

10.43 Uhr: Diese neue Vielfalt haben wir auch auf dem Autohof der Familie Strohofer in Geiselwind bemerkt, wo wir übernachtet haben. Es gibt dort eine Wasserstofftankstelle, sechs Tesla-Elektro-Schnelllader und normale Shell- und Total-Stationen mit großen AdBlue-Zapfsäulen für Dieselfahrzeuge. Dieser Zusatz entfernt Stickoxide aus den Abgasen. Zahlreiche Stromanschlüsse stehen auch für Lkw-Fahrer bereit. Sie können ihre Kühlfahrzeuge über Nacht anschließen und müssen dafür keinen Diesel mehr im Aggregat verfeuern.

10.37 Uhr: Es tut sich jedenfalls einiges bei den Autoantrieben - wegen strengerer Umweltvorschriften und neuer Technologien. Zwar beträgt der Anteil alternativer Antriebskonzepte in Deutschland erst gut 2 Prozent, doch er wächst. In dieser Gruppe haben sich batterielektrische Autos (inklusive Plugin-Hybride) zeitweise schon vor den Vollhybrid gesetzt. Vollhybride sind Hybride mit kleiner Batterie, die nicht an der Steckdose aufgeladen werden können - wie der Toyota Prius. Erdgas und LPG (Autogas) waren zuletzt ebenfalls etwas zurückgefallen. Die Brennstoffzellenfahrzeuge kann man bisher an wenigen Händen abzählen. Außer dem Mirai gibt es die Wasserstoff-Version des Hyundai ix35.

10.24 Uhr: Was meinen Sie eigentlich: Welcher alternative Antrieb wird in zehn Jahren die größte Bedeutung haben? Machen Sie mit bei unserer Umfrage!

10.21 Uhr: Später geht es noch nach Lünen bei Dortmund. Dort begegnen wir Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel und Daimler-Chef Dieter Zetsche. Sie sollen uns sagen, ob Wasserstoffautos wirklich eine Zukunft haben.

10.15 Uhr: Danach steuern wir in Mainz die größte Power-to-Gas-Anlage Europas an. Dort wird Wasserstoff aus Strom und Wasser produziert. Wir wollen herausfinden, ob es sich dabei um eine Art Raffinerie der Zukunft handelt.

10.10 Uhr: Befreit von Reichweitenängsten fahren wir heute etwas flotter. Bis Düsseldorf sind es nur 360 Kilometer. Gestern haben wir 450 Kilometer mit einer Ladung geschafft.

Autobahn-Fahrer beschweren sich über Wasserdampf-Wolken

manager magazin online

9.45 Uhr: Wir sprechen mit Toyota-Sprecher Dirk Breuer. Er klärt uns auf, was es mit dem Wasserdampf auf sich hat. Pro Kilogramm verbrauchten Wasserstoff erzeugt der Wagen seinen Worten zufolge sieben bis acht Liter Wasser. Es entweicht als Dampf - und auch flüssig, weil die Temperatur einfach nicht so hoch ist wie im Verbrennungsmotor, wo auch viel Wasser als Dampf entweicht. Und ja, es könne theoretisch Eis auf der Fahrbahn entstehen. Man müsse aber mal kalkulieren, wieviel Wasser zusammenkomme. Ob eine echte Eisbahn entstehe, sei keineswegs klar. Gerade bei trockener Luft im kalten Winter werde das meiste Wasser verdampfen. Es seien aber auch Techniken in der Entwicklung, die dem Problem vorbeugen.

9.28 Uhr: Zudem fragte sich Tesla-Fahrer Hansjörg Eberhard von Gemmingen, was denn im strengen Winter mit all dem Wasser auf der Straße passiert. Werden die Autobahnen zu Rutschbahnen, wenn sich der Wasserstoffantrieb einmal durchsetzt?

Toyota Mirai beim Wasserablassen: Werden Autobahnen im Winter zu Rutschbahnen?

Toyota Mirai beim Wasserablassen: Werden Autobahnen im Winter zu Rutschbahnen?

Foto: Toyota

9.23 Uhr: Einige offene Fragen hat es gestern aber doch noch gegeben. Eine davon hat mit dem Wasser zu tun. Unsere Tesla-Mitfahrer haben beobachtet, dass unser Mirai beim Beschleunigen ganz ordentliche Mengen Wasser und Wasserdampf abgegeben hat. Zum Teil hat ihnen das etwas die Sicht genommen, und sie mussten rasch den Scheibenwischer einschalten.

9.18 Uhr: In Geiselwind hatten uns etwa zwölf manager-magazin-Leser erwartet, allesamt Elektroautofahrer. Sie hatten unsere Fahrt zuvor im Internet verfolgt und sich spontan zum Autohof aufgemacht. Die meisten wollten genau wissen, wie der Toyota Mirai funktioniert und einmal unter die Haube schauen. Großes Gelächter gab es, als der Wagen dampfend und zischend überschüssiges Wasser abgab.

Supermodernes Auto, aber leider kein Eiskratzer an Bord. Wozu ein iPad2 nicht alles gut ist.

Supermodernes Auto, aber leider kein Eiskratzer an Bord. Wozu ein iPad2 nicht alles gut ist.

Foto: manager magazin online

9.12 Uhr: Gestern haben wir uns eine atemberaubende Wettfahrt mit zwei batterieelekrischen Tesla Model S geliefert, um herauszufinden, welches Antriebskonzept zum jetzigen Zeitpunkt besser für die Langstecke geeignet ist (siehe Landkarte weiter unten). Wir im Mirai haben das Rennen verloren - aber nur, weil wir die Autobahnabfahrt verpasst haben... So lautet unser Fazit nach 450 Kilometern und fünfeinhalb Stunden: Ob mit Wasserstoff oder Strom aus der Steckdose: In Elektroautos ist es schon heute möglich, lange Strecken recht komfortabel zurückzulegen. Wenn jetzt noch mehr Wasserstofftankstellen und Stromladesäulen dazu kommen, steht dieser Form der Mobilität nicht mehr viel im Weg.

Dienstag, 9.05 Uhr: Guten Morgen aus Geiselwind! Heute starten wie zum zweiten Tag unserer Wasserstoff-Expedition im Toyota Mirai durch Deutschland. In der Nacht war es frostig, wir mussten ganz schön kratzen.

Herzschlagfinale im Mirai gegen den Tesla - mm-Leser bereiten Fahrern großen Bahnhof

Ankunft Geiselwind: Großer Bahnhof für den Mirai

Ankunft Geiselwind: Großer Bahnhof für den Mirai

Foto: manager magazin online

19.08 Uhr: Das Ziel Geiselwind ist erreicht, die Wasserstoff-Zapfanlage haben wir aber noch nicht gefunden. Dort werden wir unseren Tesla-Mitfahrer gleich zu dem - äußerst knappen - Sieg beglückwünschen. Wir melden uns morgen wieder mit dem zweiten Teil unserer Tour mit dem Toyota Mirai! Danke, dass Sie heute dabei waren!

19.00 Uhr: Auf der allerletzten Rille schleichen wir zur Wasserstofftankstelle. Dort wird uns der Teslafahrer sicher mit einem Grinsen erwarten. Doch der Mirai hat gezeigt, was in ihm steckt - inklusive Umweg. Wäre da nur nicht unser Malheur gewesen ...

Zum Vergrößern anklicken: So lief die Wettfahrt ohne Sprit

Zum Vergrößern anklicken: So lief die Wettfahrt ohne Sprit

Foto: manager magazin online

18.55 Uhr: Jedenfalls haben wir noch genug Wasserstoff im Tank, um den Fahrfehler auszubügeln. Der Tesla wird zwar vor uns am Ziel in Geiselwind sein, aber wir fahren 20 Kilometer mehr. Irgendwie fühlen wir uns daher auch ein wenig als Sieger. Dennoch: Glückwunsch an Hansjörg von Gemmingen, der sich nicht hat abhängen lassen!

18.53 Uhr: Das darf nicht wahr sein. Der Mirai hat wegen eines unverzeihlichen Fahrfehlers unsererseits verloren. Oder doch nicht? Immerhin dampfen wir munter weiter in Richtung Frankfurt - aber wir werden umkehren müssen. Was sagt das Reglement?

18.52 Uhr: AAAARGH: Die Ausfahrt verpasst!!

18.51 Uhr: Die Brennstoffzelle des Mirai saugt wie verrückt Luft an, der Elektromotor fiept - wir spurten mit 170 kmh, der Tesla fällt wieder zurück.

18.50 Uhr: Doch, jetzt spurten wir noch einmal mit 150 kmh voran. Doch der Tesla zieht noch mit ...

18.49 Uhr: Die linke Spur ist dicht!! Und einen Toyota Mirai lässt einfach niemand vorbei.

18.48 Uhr: Respekt schon jetzt für unseren Mitfahrer im Tesla. Reifendruck offenbar perfekt justiert. Selbst mit einer betagten Batterie nach 180.000 Kilometern schafft er offenbar locker die 450 Kilometer Distanz in fünfeinhalb Stunden, ohne nachzuladen. Oder macht sein Akku auf den letzten acht Kilometern doch noch schlapp?

18.45 Uhr: Dichter Verkehr vor Geiselwind, das dürfte unserem Tesla-Wettbewerber nützen - wir können unsere Wasserstoff-Restenergie nicht ausspielen, müssen mit 110 Sachen fahren. Noch 12 Kilometer.

18.43 Uhr: Bei uns blinkt die gelbe Tankwarnleuchte. Noch 18 Kilometer. Wir haben von Gemmingen im Tesla wieder abgehängt, sehen ihn aber im Rückspiegel.

18.40 Uhr: Tesla-Fahrer Michael Wilberg hat sich bei uns gemeldet. Er reklamiert den Weltrekord über die kürzeste Ladezeit auf der Tesla-Tour über Tariva und das Nordkap für sich. Wir können das hier nicht auf die Schnelle auflösen. Tatsache ist, dass alle, die bei dem Rennen dabei waren, eine außergewöhnliche Leistung erbracht haben.

18.30 Uhr: Fabian Becker ist im ersten Tesla kurz vor dem Ziel. Wir versuchen, den zweiten Platz im Mirai vor Tesla-Weltrekordfahrer Hansjörg von Gemmingen zu halten - und direkt folgt die Schrecksekunde: Er überholt uns!

18.24 Uhr: Wer sich beim Fahren eines Brennstoffzellen-Autos etwas Mühe gibt, kann die Reichweite gut einschätzen. Keine bösen Überraschungen bisher. Gleich auf der Autobahn in Richtung Geiselwind kommt das Finale - mit Wasserstoff-Power.

18.19 Uhr: Der Tesla in unserem Nacken erhöht laut Karte das Tempo. Wir halten dagegen! Schließlich haben wir wegen der bisher sparsamen Fahrweise noch Reserven - unser Wasserstofftank ist zu etwa 20 Prozent gefüllt, während nur noch 10 Prozent der Strecke übrig sind. Jetzt geht es allerdings erst einmal ein Stück über die Bundesstraße, da lässt sich wenig herausholen.

18.03 Uhr: Noch einmal zur Erklärung für die letzten 80 Kilometer: Auf der Live-Karte liegen wir im Wasserstoffauto Toyota Mirai gerade an zweiter Stelle hinter dem batterieelektrischen Tesla von Fabian Becker ("NoMiE"), der aber an Teslas Schnellladesäulen zwischentanken durfte. An Position drei dann der Tesla von Hansjörg von Gemmingen ("Tesla P85+ ohne Laden"), der auf den 450 Kilometern unterwegs keinen Strom nachlädt und damit die gleichen Bedingungen hat wie unser Mirai. Zudem ist von Gemmingens Batterie nach 180.000 gefahrenen Kilometern schon etwas betagt.

17.55 Uhr: Tesla-Fahrer von Gemmingen hat auch eine kleine Pause eingelegt, daher liegen wir im Mirai wieder vorn. Zudem hat der Tesla-Bordcomputer signalisiert, dass es der Wagen möglicherweise nicht ins Ziel schafft. Grund war laut Hansjörg von Gemmingen die zwischenzeitlich starke Steigung. Durch einen etwas langsamen Fahrstil versucht er, das Problem in den Griff zu bekommen.

Bei uns läuft´s dagegen rund derzeit: Mit 115 Stundenkilometern nähern wir uns Geiselwind.

17.44 Uhr: Sollte es am Ende doch noch auf die Höchstgeschwindigkeit ankommen, würde der Mirai wohl den Kürzeren ziehen. Er schafft 178 Stundenkilometer, das Model S 210. Bei derartigem Tempo halten allerdings beide nicht lange durch.

17.42 Uhr: Aha! Wir sehen einen Tesla im Rückspiegel, sind also wieder knapp vorn. Jetzt werden wir sehen, wer auf den letzten 109 Kilometern mehr Reserven hat.

17.30 Uhr: Bis zum Jahr 2023 soll es in Deutschland 400 Wasserstofftankstellen geben, sagt Shell-Mann Becker. Einen Großteil davon werde Shell bauen. Die Kosten pro Anlage könnten nach und nach auf 700.000 Euro sinken, schätzt er. Eine Schnellladesäule für Batterie-Elektroautos kostet nur einen Bruchteil davon - aber man würde wegen der bisher längeren Ladezeiten wohl auch deutlich mehr benötigen.

17.15 Uhr: Nach kurzem Boxenstopp und Fahrerwechsel sind wir wieder auf der Autobahn. Hansjörg von Gemmingen im Tesla ist uns inzwischen enteilt. Wir setzen darauf, dass er auch noch die vereinbare kurze Pause macht, sonst wird es wohl schwer ihn einzuholen.

17.10 Uhr: Der Zufall will es, dass wir ausgerechnet an einer konventionellen Shell-Tankstelle halten. Rund eine Million Euro würde es kosten, eine solche um eine Wasserstoffsäule zu ergänzen.

Stauromantik bei Leipzig

17.05 Uhr: Kurzer Zwischenstand zur Wettfahrt: Wir liegen noch immer leicht vor Herrn von Gemmingen - allerdings hat er, wie er uns per Telefon erzählte, noch immer 200 Kilometer Restreichweite auf der Uhr - nach 280 gefahrenen Kilometern. Wie macht er das nur? Unser Tank ist exakt halbvoll - und weil wir vorne liegen, machen wir jetzt mal eine ganz kurze Fahrpause. Auch das Tesla-Team muss noch eine kurze Pause machen.

17.00 Uhr: Der zweite "gegnerische" Tesla von Herrn Becker lädt gerade an einem Supercharger am Autohof Münchberg - so eben mal tanken, das klappt bei unserem Wasserstoff-Verfolgerauto leider nicht. Laut Shell-Mann Manfred Becker, den wir eben am Telefon interviewt hatten, soll sich das aber in den kommenden Jahren ändern. Becker ist bei dem Ölriesen für die Planung. Umsetzung und den Betrieb von Wasserstoff-Tankstellen weltweit verantwortlich. Aktuell betreibt Shell drei Wasserstoff-Zapfsäulen in Deutschland. In den kommenden Monaten sollen vier weitere dazukommen, zwei davon sogar noch bis Ende des Jahres. Flächendeckend ist das nicht - aber immerhin ein Anfang.

16.45 Uhr: Am roten Tesla von Hansjörg Gemmingen sind wir während unseres Interviews mit dem Shell-Verantwortlichen für Wasserstofftankstellen wieder vorbeigezogen - doch jetzt wird die Landschaft hügeliger. Unsere Taktik: Wenn es runtergeht, ordentlich laufen lassen. Doch wenn es im Thüringer Wald raufgeht, drosseln wir das Tempo wieder auf 92 km/h - so sparen wir Wasserstoff für den Schluss-Spurt.

16.05 Uhr: Noch einfacher wäre es für uns während der Wettfahrt, wenn es nicht nur eine Handvoll Wasserstoff-Zapfsäulen in Deutschland gäbe. Laut der Karte der Clean Energy Partnership sind derzeit 17 Wasserstoff-Tankstellen in Deutschland in Betrieb. Herkömmliche Tankstellen gibt es 14.000, Erdgas kann man an 1000 Tankstellen bundesweit tanken. Warum das so ist, erklärt uns nun ein Wasserstoffexperte des Ölunternehmens Shell  im Telefoninterview. Bitte daher um etwas Geduld.

Stauromantik bei Leipzig: Dass es zeitweise nur langsam vorangeht, liegt nicht am Wasserstoff-Antrieb, sondern am dichten Verkehr

Stauromantik bei Leipzig: Dass es zeitweise nur langsam vorangeht, liegt nicht am Wasserstoff-Antrieb, sondern am dichten Verkehr

Foto: manager magazin online

16.00 Uhr: Unseren Vorsprung gegenüber dem roten Tesla von Hansjörg Gemmingen konnten wir leider nicht halten: In einem Stau hat er die bessere Spur gewählt - und ist an uns vorbeigezogen. Doch wir sind nach wie vor sicher, dass wir zuerst ankommen. Denn nach 190 Kilometern ist der Wasserstofftank noch immer zu drei Viertel voll - wir haben also noch genug Reserve, um auf dem letzten Drittel des Rennens noch einmal richtig "Dampf" zu geben.

15.40 Uhr: Knapp sechs Stunden sind wir nun im Mirai unterwegs. Auch dank Toyota-Großserientechnik und diverser Assistenzsysteme fährt sich Toyotas Zukunftshoffnung gar nicht so futuristisch, wie sie außen aussieht - sondern ziemlich normal. Die Reichweite gibt Sicherheit, wenn man wie wir sehr kommod fährt - allerdings gehen die Wasserstoff-Tanks zulasten des Platzangebots im Inneren. Nur zwei Sitzplätze hinten und eine nicht umklappbare Rückbank - für ein massenkompatibles Familienauto wäre das ein No-Go.

15.35 Uhr: Unsere Tempo-Enthaltsamkeit macht sich bezahlt: 150 Kilometer haben wir jetzt hinter uns, dafür haben wir knapp zwei Stunden gebraucht. Der Tank ist noch zu mehr als drei Viertel mit Wasserstoff gefüllt. Hansjörg von Gemmingen haben wir soeben überholt - und wir hoffen, dass wir unseren leichten Vorsprung bis in Ziel retten.

Wettfahrt gegen Weltrekordler

15.20 Uhr: Als angenehm für unsere Langstreckenfahrt erweist sich der adaptive Tempomat, den Toyota dem Mirai unter die Haube gepackt hat: Damit fahren wir recht sparsam hinter den Lkws. Was wir allerdings vermissen, ist eine präzisere Angabe der Restreichweite oder des restlichen Tankinhalts. Auf der Anzeige lässt sich dieser nur in Achtel-Schritten ablesen - da wäre es schön, wenn wir die verbleibenden Wasserstoff-Kilos im Tank oder Prozentzahlen sehen könnten.

15.05 Uhr: Wer wissen will, wie der Mirai von außen und innen aussieht: Wir haben ein paar Bilder dazu vorbereitet.

14.50 Uhr: Große Erleichterung im futuristischen Cockpit des Mirai: Wir haben jetzt ein Fünftel unserer Strecke geschafft, der Tank ist aber zu sieben Achtel voll. Vielleicht geben wir ja nochmals Gas - oder Wasserstoff, um präzise zu sein - und überholen Hansjörg von Gemmingen. Doch wir müssen uns da etwas disziplinieren. Überholmanöver werden wir wie bei Fahrradrennen erst am Ende starten, wenn der Akku des Tesla schwächer und schwächer wird.

14.45 Uhr: Der Großteil des industriell genutzten Wasserstoffs wird in Deutschland jedoch aus Erdgas gewonnen. Diese Art der Erzeugung ist die derzeit wirtschaftlichste, heißt es in der Industrie. Zu diesem Thema befragen wir um 16 Uhr noch einen Experten von Shell. Der soll uns auch erklären, warum es in Deutschland noch immer so wenige Zapfsäulen für Mirai und Co. gibt.

Fotostrecke

Brennstoffzelle als Auto-Motor: Diese Wasserstoff-Autos gibt es bereits - oder schon bald

Foto: Hyundai

14.35 Uhr: Bei klarer Spätherbstsonne durchqueren wir auf der A9 das Naturparkzentrum Hoher Fläming rund 70 Kilometer südwestlich von Berlin. Die ersten Windparks haben wir bereits gesichtet - und sie erinnern uns daran, dass man den Treibstoff für unser Auto auch sehr umweltfreundlich per Elektrolyse herstellen könnte. Doch noch sind solche mit Ökostrom betriebenen Anlagen rar. Immerhin gibt es bereits die ersten Wasserstoff-Tankstellen, die ihren Kraftstoff nach diesem Verfahren selbst vor Ort herstellen. Kostendeckend ist das allerdings nicht, hat man uns erklärt.

Foto: cleanenergypartnership.de

14:15 Uhr: Unsere beiden "Gegner" in den Teslas gehen die Wettfahrt vom Fahrstil her sehr unterschiedlich an. Fabian Becker ("NoMiE") ist nach den ersten 15 Minuten an uns vorbeigezogen und liegt deutlich vorne - kein Problem für ihn, er darf ja nachladen. Das können wir mangels Infrastruktur (siehe Grafik links) nicht. Hansjörg von Gemmingen ("Tesla P") hing lange in unserem Windschatten, hat uns aber vor 10 Minuten überholt. Windschatten fahren können wir aber auch - wir hängen uns für eine Weile hinter einen Lkw bei 88 km/h.

14:15 Uhr: Ein knappes Zehntel der Strecke nach Geiselwind haben wir bereits geschafft - mit moderatem Fahrstil. Der Tempomat steht aktuell bei 90 km/h, ein einziges Mal haben wir auf 100 km/h beschleunigt - aber nur kurz. Derzeit zeigt uns der Bordcomputer einen Verbrauch von 0,8 Kilogramm Wasserstoff auf 100 Kilometer an. Wenn wir diesen Schnitt halten, dann kommen wir mit den 4,4 Kilogramm Wasserstoff im Tank des Mirai auch problemlos nach Geiselwind.

14.05 Uhr: Von Berlin aus sind es 445 Kilometer bis ins bayerische Geiselwind - wo wir eine von deutschlandweit 20 Wasserstoff-Tankstellen finden und unsere Tesla-Begleiter einen Schnelllader. Diese Entfernung stellt den Mirai auf eine Probe: Um diese Distanz zu schaffen, müssen wir unser Autobahntempo ziemlich drosseln und fahren mit 90 km/h. Hansjörg Gemmingens Tesla Model S hat bereits 180.000 Kilometer abgespult, seine Batterie ist also nicht mehr ganz frisch - und soll noch 450 Kilometer mit voller Ladung schaffen. Fabian Becker darf mit seinem Model S einmal an einem Supercharger zwischenladen.

14 Uhr: Ein Blick in unsere Live-App zeigt: Der Toyota Mirai und der Tesla von Hansjörg von Gemmingen ("Tesla P") liegen ungefähr gleichauf. Der Tesla von Fabian Becker ("NoMieV") hat sich abgesetzt. Allerdings wird der NoMiE-Tesla auch zwischenladen, und wir haben gute Chancen, ihn beim Boxenstopp wieder einzuholen.

13.55 Uhr: Hier ein wenig Hintergrundwissen: Unsere Wettbewerber Hansjörg von Gemmingen und Fabian Becker sind Weltrekordhalter. Im Sommer fuhren die beiden vom Starnberger See in Bayern ins spanische Tarifa nahe Gibraltar, von dort ans Nordkap und wieder zurück nach Bayern. 14.000 Kilometer haben sie dabei in 14 Tagen zurückgelegt und halten daher den Elektroauto-Fahrrekord mit der geringsten Ladezeit. In der Wettfahrt mit uns geht es aber ums Durchhalten: Mit komplett geladenen Akkus sollten die beiden Tesla Model S, mit denen wir um die Wette fahren, in etwa so weit kommen wie wir mit unserem Wasserstoff-Mirai.

Wir fahren - und Toyota liest mit

13.45 Uhr: Unser zweiter Tankstopp an einer Total-Tankstelle in Berlin hat doch etwas länger gedauert als geplant. Und er war günstiger als erwartet - denn für den getankten Wasserstoff wurden uns exakt null Euro in Rechnung gestellt. Ganz ausgereift ist die Abrechnung also noch nicht. An der Tankstelle haben wir die Tesla-Fans Hansjörg von Gemmingen und Fabian Becker getroffen - mit ihnen liefern wir uns nun eine Wettfahrt der eher ungewöhnlichen Sorte.

Treffen an der Tankstelle in Berlin: Unser Wasserstoff-Auto Toyota Mirai (blau) wird es ab 13 Uhr mit zwei Tesla-Elektroflitzern (im Bild die beiden Tesla-Crews) aufnehmen. Wer ist zuerst im nordbayerischen Geiselwind?

Treffen an der Tankstelle in Berlin: Unser Wasserstoff-Auto Toyota Mirai (blau) wird es ab 13 Uhr mit zwei Tesla-Elektroflitzern (im Bild die beiden Tesla-Crews) aufnehmen. Wer ist zuerst im nordbayerischen Geiselwind?

Foto: manager magazin online

12.10 Uhr: Berlin, Berlin - wir sind in Berlin! Und zwar bei der Total-Wasserstofftankstelle an der Heerstraße. Die Sonne strahlt in eine Gruppe von Elektroautofahrern, die schon auf uns warten. Zwei Teslas wollen es ab etwa 13 Uhr mit uns aufnehmen auf der nächsten Etappe nach Geiselwind (Nordbayern). Ein Tesla darf zwischenladen, der andere nicht. Wer ist am schnellsten am Ziel? Die Antwort soll uns einen Hinweis geben, ob mit Stand heute die Batterietechnik oder die Brennstoffzelletechnik weiter vorn ist! Wir machen eine kleine Mittagspause und melden uns gegen 13 Uhr wieder!

11.45 Uhr: Wir bekommen einen Hinweis aus der Toyota-Zentrale auf den Autobildschirm gesendet: Der Wagen kann durchaus Bremswirkung entfalten, wenn der Fahrer den Fuß vom Gas nimmt - anders als von uns zunächst beobachtet. Dazu muss der Schalthebel auf "Br" getippt werden. Dann nimmt die kleine Nickel-Metallhydridbatterie des Wagens mehr Bremsenergie in kürzerer Zeit auf. Klar, Toyota liest mit, was wir hier mit ihrem schönen Wagen machen. 

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11.30 Uhr: Der Energieverbrauch des Mirai steigt oberhalb von 100 Stundenkilometern offenbar deutlich an. Da scheint irgendwie eine Übersetzung wie beim guten alten Verbrennungsmotor zu fehlen. Wir sind ja mit einer stufenlosen, komfortablen Automatik unterwegs. Immer wieder ist aber zu lesen, dass auch Elektroautos bald mit mehrstufigen Getrieben ausgestattet werden könnten. Wenn es das Fahren bei hoher Geschwindigkeit leichter macht - gern. Wir haben noch etwa 50 Kilometer bis Berlin zu fahren, der Tank ist noch zu etwa einem Drittel voll.

11.15 Uhr: Also machen wir einen Test: zehn Minuten bei Tempo 90. Aha - die Geschwindigkeit scheint der Brennstoffzelle besser zu bekommen. Der Verbrauch sinkt drastisch auf 0,8 Kilogramm Wasserstoff pro 100 Kilometer. Da der Tank des Mirai 4,4 Kilogramm Wasserstoff fasst, sind wir beruhigt.


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Reichweite schwindet schneller als gedacht

11.10 Uhr: Am Wind kann es jedenfalls nicht liegen, der kommt ganz schwach von der Seite. Vielleicht müssen wir den Wagen noch ein bisschen besser kennen lernen. Oder etwas langsamer fahren. Es wird jedenfalls spannend.

10.50 Uhr: Dazu müssen wir allerdings noch besser herausfinden, wie weit wir mit dem Toyota Mirai eigentlich in der Praxis kommen. Die Reichweitenanzeige erweist sich bisher als Buch mit sieben Siegeln. Obwohl wir heute morgen vollgetankt haben, wies sie nur einen Reichweite von 338 Kilometer aus. Es soll laut Toyota daran liegen, dass der Wagen bisher eher sportlich gefahren wurde und die Anzeige dieses Fahrverhalten zugrunde legt. Allerdings verbrauchen wir auch bei konstant Tempo 120 laut Anzeige etwa 1,2 Kilogramm Wasserstoff pro 100 Kilometer - etwa 20 Prozent mehr als angegeben. Oh oh, da hat Toyota doch nicht auf dem Prüfstand geschummelt?

Keine Spazierfahrt: Im Mirai wird gearbeitet

Keine Spazierfahrt: Im Mirai wird gearbeitet

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10.40 Uhr: In Berlin treffen wir einen alten Bekannten, Hansjörg Eberhard Gemmingen-Hornberg. Er ist passionierter Tesla-Fahrer. Wie der Mirai kommt das batterieelektrische Tesla Model S mit einer Ladung etwa 500 Kilometer weit. Da liegt es nahe, die Autos einem Vergleich zu unterziehen. Heute ab Mittag starten wir daher parallel von Berlin zu einer Fahrt ins etwa 450 Kilometer entfernte Geiselwind, wo sich sowohl eine Schnelladesäule für Teslas als auch eine Wasserstofftankstelle befinden. Mal sehen, wer sich die Energie besser einteilt und eher am Ziel ist!

10.10 Uhr: Wasserstoff - das ist ja eine Substanz, mit der viele Träume verbunden sind. Er lässt sich sauber aus Wasser und Ökostrom erzeugen und könnte somit dazu beitragen, Umweltprobleme und Ressourcenknappheit zu überwinden. Doch der Weg zu einer Wasserstoffwirtschaft ist noch weit. Wir erkunden auf dieser Fahrt, wie weit. Unsere Route: Hamburg-Berlin-Geiselwind (Nordbayern)-Frankfurt-Ruhrgebiet-Hamburg. Sie ist auch dadurch bedingt, dass es auf diesem Weg (hoffentlich) genügend Tankstellen gibt. Unter anderem wollen wir eine Power-to-Gas-Anlage besuchen, in der Wasserstoff hergestellt wird. Und wir unterhalten uns mit Experten darüber, wie das Tankstellennetz erweitert werden könnte. Aber auch Spaß und ein wenig sportlicher Ehrgeiz sollen nicht zu kurz kommen. Dazu gleich mehr.

9.50 Uhr: Nun haben wir das Pedal noch einmal voll durchgedrückt. Für echte Gasfüße ist der Wagen vielleicht nicht der richtige, aber für die ist er ja auch nicht gedacht. Dafür fühlt man sich auch dank der zahlreichen Assistenzsystem gut und sicher aufgehoben - wie in einem gut ausgestatteten "normalen" Auto.

Sprinttest auf 170 - packt er das?

9.35 Uhr: Einmal die Power-Mode-Taste gedrückt, und ab geht's. Von 90 Stundenkilometern hinter den Lastwagen auf 170 geht's recht flott. Danach ist dann bald Schluss. Ein 120-Schild hat uns in diesem Fall den letzten Kick vereitelt. Wir sitzen definitiv nicht in einem Sportwagen, aber für ein Fahrzeug der oberen Mittelklasse geht die Beschleunigung völlig in Ordnung. Offiziell schafft es der Wagen von 0 auf 100 in 9,6 Sekunden. Und das ansatzlos, wie bei Elektroautos üblich. Wenn der Mirai anzieht, ist kaum etwas zu hören. Dabei wissen wir, dass der Wagen unter Höchstlast große Mengen Sauerstoff in die Brennstoffzelle ansaugen muss.

9.25 Uhr: Wir sind auf der Autobahn in Richtung Berlin und schwimmen bei 110 Stundenkilometern mit. Der Wagen soll 500 Kilometer mit einer Ladung Wasserstoff weit fahren können. Nach Berlin zur nächsten Wasserstofftankstelle sollten wir es also leicht schaffen, das sind knapp 300 Kilometer. Daher wollen wir gleich auch einmal den ersten Sprinttest mit dem Auto wagen.

Toyota Mirai im nebligen Hamburg (mit den mm-Redakteuren Wilfried Eckl-Dorna und Nils-Viktor Sorge, v.l.): 500 Kilometer weit mit Wasserstoff

Toyota Mirai im nebligen Hamburg (mit den mm-Redakteuren Wilfried Eckl-Dorna und Nils-Viktor Sorge, v.l.): 500 Kilometer weit mit Wasserstoff

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9.20 Uhr: Toyota will mit dem Wagen mal wieder technische Überlegenheit demonstrieren und langfristig seine Position als größter Autohersteller der Welt festigen. Bis zum Jahr 2050 wollen die Japaner so gut wie keine Autos mit Verbrennungsmotor (Diesel, Benzin) mehr herstellen, haben sie zuletzt angekündigt. Wasserstoff ist dazu ein entscheidender Faktor. Schon 1997 erregte Toyota mit dem Prius Aufsehen. Der Hybridwagen wurde zunächst belächelt, inzwischen hat sich die Technik etabliert. Wie wird es wohl mit der Brennstoffzelle und dem Mirai? Schreiben Sie uns Ihre Meinung auf Facebook!  Und machen Sie mit bei unserem Vote: Welcher alternative Antrieb wird in zehn Jahren am bedeutendsten sein?

9.15 Uhr: Wir gleiten noch durch den Hamburger Stadtverkehr in Richtung Autobahn. Unser erstes Ziel ist heute Berlin. Zu hören ist ein leichtes Surren des Elektromotors, dazu saugt die Brennstoffzelle beim Beschleunigen etwas vernehmbar Luft an. Alles ruhig und sehr komfortabel. Anders als bei einem Batterie-E-Auto: Wenn der Fahrer vom Gas geht, rollt der Wagen aus, es gibt keine Bremswirkung.

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9.10 Uhr: Der Mirai ist das erste Großserienauto, das eigens als Wasserstofffahrzeug konzipiert wurde. Ein Brennstoffzelle erzeugt aus getanktem Wasserstoff und Sauerstoff aus der Luft Strom. Der treibt wiederum einen Elektromotor an. Also ist der Mirai auch ein Elektroauto. Benzin und Diesel? Nicht mehr nötig.

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Brennstoffzellen-Auto Toyota Mirai: Das ist Toyotas Mirai

Foto: Toyota

9.00 Uhr: Es geht los! Guten Morgen aus dem Toyota Mirai! Wir starten von der Vattenfall-Wasserstoff-Tankstelle am Spiegel-Haus zu einer Expedition mit dem Brennstoffzellen-Auto. Wir wollen auf einer zweitägigen Deutschland-Reise herausfinden: Ist dieser Wagen der Weg in die Zukunft des Automobils? Und: Ist Deutschland gerüstet für das viel beschworene Wasserstoffzeitalter?

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