Wer finanziert Teslas Delisting? Warum Elon Musk von der Börse fliehen will

Tesla-Chef Elon Musk verspricht sich von einem Börsenrückzug mehr langfristige Orientierung - und Ruhe

Tesla-Chef Elon Musk verspricht sich von einem Börsenrückzug mehr langfristige Orientierung - und Ruhe

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Delistings: Diese Konzerne haben den Börsen-Rückzug gewagt

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Es sind mal wieder turbulente Tage für den Elektroauto-Hersteller Tesla: Mit seiner Twitter-Ankündigung, Tesla möglicherweise von der Börse nehmen zu wollen, sorgte Tesla-Boss Elon Musk für weltweite Aufregung - und für heftige Kursausschläge der Tesla-Aktie .

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Immerhin beließ es der umtriebige Unternehmer - nach enormen Druck durch die Finanzmärkte - nicht nur bei Kurznachrichten: In einem Blogeintrag  erklärte Musk genauer, was er sich von einem Delisting verspricht.

Als börsennotiertes Unternehmen, schreibt Musk, sei Tesla "wilden Ausschlägen in unserem Aktienkurs" ausgesetzt. Diese seien eine "große Ablenkung" für alle Mitarbeiter, die ja auch gleichzeitig Aktionäre des Unternehmens sind. Zudem zwinge die Börsennotierung Tesla dazu, vor allem in Quartalen zu denken und dafür Entscheidungen zu treffen, die langfristig "nicht notwendigerweise richtig" seien. Und die Börsennotierung biete einer Menge Leute den Anreiz, sein Unternehmen zu attackieren.

Mit anderen Worten: Musk hat wenig Lust, sich jedes Vierteljahr vor Investoren rechtfertigen zu müssen und gegen all jene anzukämpfen, die mit Leerverkäufen gegen Tesla wetten. Das passt auch zu seiner Linie in den letzten Monaten: Da attackierte er schon mal einen Analysten wegen dessen "langweiligen" Fragen. Auf Twitter teilte er regelmäßig gegen Short-Seller aus, die nach Darstellung von Musk Tesla scheitern sehen wollen.

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Ein permanenter Abschied von der Börse soll das Delisting aber nicht werden. Wenn Tesla in der Zukunft in eine Phase von "langsamerem und besser voraussagbarem Wachstum" eintrete, werde es wahrscheinlich Sinn machen, an die Börse zurückzukehren, erklärte Musk.

Tesla soll "so frei wie möglich von Ablenkungen" werden

An der Grundstruktur seines Unternehmens will Musk aber dadurch möglichst wenig ändern. Der Multi-Unternehmer erklärte, auch nach einem Börsenrückzug weiterhin Tesla-Chef zu bleiben. Und auch sein Anteil an Tesla - aktuell hält er rund 20 Prozent am Unternehmen - soll sich nach dem Delisting nicht substanziell verändern. "Das hat nichts damit zu tun, dass ich mehr Kontrolle für mich selbst zusammentragen will", hielt Musk fest.

Er hoffe auch, dass die Tesla-Mitarbeiter als Anteilseigner an Bord bleiben, so Musk. Sie sollen - anstatt ihre Anteile zum Preis von 420 Dollar je Aktie zu verkaufen - wahlweise über einen Fonds weiter Aktionäre bleiben können. Entscheiden sie sich dafür, sollen sie ungefähr alle sechs Monate Anteile verkaufen oder kaufen können.

"Ich versuche ein Ergebnis zu erreichen, in dem Tesla am besten arbeiten kann", schreibt Musk. Und zwar "so frei wie möglich von Ablenkungen und kurzfristigem Denken" und mit "so wenig Veränderung wie möglich für alle unsere Investoren inklusive unserer Mitarbeiter".

Eines verändert sich aber für Investoren bei einem Delisting auf jeden Fall: Die Pflicht, jedes Quartal einen ausführlichen Lagebericht zu veröffentlichen, fiele weg. Investoren haben also dann wohl weniger Möglichkeiten, die aktuelle Finanzlage und das Geschäftsgebahren von Tesla zu beurteilen.

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Noch, schreibt Musk, sei eine endgültige Entscheidung für ein Delisting nicht getroffen. Denn einen solchen Rückzug kann Musk nicht einfach verordnen, wie er via Twitter zugab. Dieser hängt von einem entsprechenden Votum seiner Aktionäre ab. Und das Procedere ist nicht ganz simpel, wie ein Wall Street-Banker gegenüber der Financial Times  (FT) erklärte: Musk muss dafür einen formellen Vorschlag erstellen, in dem er auch Details zu den Financiers des Delistings offenlegen muss. Dieser Vorschlag muss von einem eigens einberufenen Ausschuss aus seinem Verwaltungsrat begutachtet werden. Danach muss der komplette Verwaltungsrat den Delisting-Vorschlag den Aktionären empfehlen. "Ein paar Tweets reichen dafür nicht aus", erklärte der Banker.

Musk lässt viele Finanz-Fragen noch weit offen

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Während Musk ausführlich seine Beweggründe für ein Delisting erläuterte, nannte er nur sehr spärliche Details dazu, wie das Delisting funktionieren soll.

Klar ist immerhin, dass Musk seinen Investoren für einen Rückkauf 420 Dollar pro Aktie anbieten will. Sollten alle Tesla-Aktionäre ihre Aktien zurückverkaufen, müsste Musk also 82 Milliarden Dollar zahlen. Musk behauptete zwar, dass die Finanzierung gesichert sei. Gleichzeitig erklärte er aber, dass er möglichst viele Aktionäre an Bord halten wolle, wenn sich das Unternehmen von der Börse zurückziehe.

Es ist also noch völlig unklar, wie viel Geld sich Musk für die Finanzierung gesichert hat, in welcher Form, und von wem. Offen ist auch noch, wie viel Geld Tesla braucht, wenn tatsächlich viele bisherige Anteilseigner an Bord bleiben.

Musk braucht wohl einen zweistelligen Milliardenbetrag

Teslas drei größte institutionelle Investoren T Row Price, Fidelity und Baillie Gifford halten zusammen rund ein Viertel aller Tesla-Aktien, beschreibt es die FT.  Unter den Anteilseignern seien aber auch mehrere Index-Fonds, die bei einem Rückzug von der Börse ihre Aktien auf jeden Fall verkaufen müssten. Deshalb, erklärt ein Analyst gegenüber der FT, werde Musk wohl einen zweistelligen Milliardenbetrag aufstellen müssen.

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Dafür werde Musk sich wohl an Finanzinvestoren oder Staatsfonds wenden müssen. Wie die FT vor kurzem berichtete, hat sich Saudi-Arabiens Staatsfonds zuletzt 3 bis 5 Prozent der Tesla-Aktien an den Kapitalmärkten gesichert. Der saudische Fonds hat weltweit rund 250 Milliarden Dollar investiert, käme also als finanzstarker Geldgeber für einen Börsenrückzug in Frage. Andere plausible Geldgeber wären laut M&A-Beratern die Staatsfonds von Qatar, Norwegen und China, schreibt die FT.

Geld von diesen Fonds einzutreiben, könnte für Tesla jedoch schwierig werden, warnt die FT. Denn zuletzt hat die US-Regierung unter Donald Trump ausländische Investitionen in strategisch wichtige US-Unternehmen blockiert.

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