Mögliche Manager-Rochade bei Tesla Teslas Servicechef nimmt sich Auszeit zur Unzeit

Von Wilfried Eckl-Dorna
Nimmt sich plötzlich eine unerklärte Auszeit: Teslas oberster Servicechef Jérôme Guillen zieht sich bis Ende des Jahres zurück

Nimmt sich plötzlich eine unerklärte Auszeit: Teslas oberster Servicechef Jérôme Guillen zieht sich bis Ende des Jahres zurück

Foto: DPA

Der Zeitpunkt verblüfft ebenso wie die Zuständigkeit der Person: In knapp zwei Monaten soll Teslas Elektro-SUV Model X erstmals ausgeliefert werden. Da gibt es im Kundenservice vermutlich massig Arbeit. Doch ausgerechnet jetzt nimmt sich Jérôme Guillen, Teslas oberster Verantwortlicher für die Kundenzufriedenheit, eine viermonatige Auszeit.

Das meldet die Nachrichtenagentur Bloomberg . Laut öffentlichen Unterlagen hat Guillen keinen Grund für seine Auszeit angegeben. Am 6. August hat der Tesla-Verwaltungsrat zudem beschlossen, dass Guillen kein Manager mehr sei, der seinen Aktienbesitz laut US-Wertpapiergesetzen offenlegen muss. Teslas US-Sprecher wollte sich dazu gegenüber Bloomberg nicht äußern. Auch Tesla Deutschland wollte die Auszeit auf Nachfrage von manager magazin online nicht kommentieren. Das klingt also weniger nach einem Sabbatical als nach einem möglichen baldigen Abgang.

Fotostrecke

Deutsche Luxus-Elektroautos: Hier kommen die Tesla-Fighter

Foto: REUTERS

Dabei war Guillen lange einer der wichtigsten Manager im Tesla-Universum. Der gebürtige Franzose und Ex-McKiney-Berater heuerte im November 2010 bei Tesla an. Zuvor arbeitete er mehrere Jahre bei Daimler, wo er als Leiter eins Thinktanks etwa das Carsharing-Programm Car2Go entwickelte.

Mit Daimler-Empfehlung ins Silicon Valley

Guillens Wechsel nach Kalifornien erfolgte auf persönliche Empfehlung von Daimler-Entwicklungschef Thomas Weber. Bei Tesla übernahm Guillen vom Start weg einen wichtigen Job: Er fing als Baureihenleiter für das Model S an. Im April 2013 beförderte ihn Elon Musk zum Vizepräsidenten für den weltweiten Vertrieb und das Service, wo Guillen speziell in Europa erstmal Personalsorgen plagten. Dabei setzte sich Guillen durchaus ehrgeizige Ziele: Spätestens im Jahr 2020 soll Tesla 500.000 Autos pro Jahr verkaufen, erklärte er vor knapp einem Jahr gegenüber manager magazin.

Doch offenbar war Musk mit Guillens Leistung zuletzt nicht ganz zufrieden. Nachdem Tesla Anfang dieses Jahres in China mit massiven Vertriebsproblemen kämpfte, entzog Musk dem ehrgeizigen Franzosen im März die Verantwortung für den weltweiten Vertrieb. Guillen blieb zwar weiterhin Mitglied des Tesla-Vorstands, war allerdings zuletzt ausschließlich für die Kundenzufriedenheit zuständig.

Fotostrecke

Tesla triumphiert in der Luxusklasse: Wie Elon Musk die deutschen Autobauer vorführt

Foto: Corbis

Noch im März versicherte Tesla in einem Statement: "Jerome ist auf keine Art und Weise degradiert worden". Er bleibe weiterhin Mitglied des Vorstands und berichte direkt an Musk. Guillen hat dies möglicherweise etwas anders gesehen.

In den letzten Tagen kamen von dem Elektroauto-Pionier eher schlechte Nachrichten: Mitte vergangener Woche musste Tesla-Chef Elon Musk die Absatzprognose für dieses Jahr leicht absenken, zudem gestaltet sich der Produktionsstart des Model Xschwieriger als erwartet. Seither ist der Aktienkurs von Tesla  um gut 10 Prozent gesunken.

Die Wiedergabe wurde unterbrochen.
Merkliste
Speichern Sie Ihre Lieblingsartikel in der persönlichen Merkliste, um sie später zu lesen und einfach wiederzufinden.
Jetzt anmelden
Sie haben noch kein SPIEGEL-Konto? Jetzt registrieren