Zoff um Flügeltür-Hydraulik bei Model X Tesla zerrt deutschen Zulieferer vor Gericht

Von Wilfried Eckl-Dorna
Teslas Model X: Die Flügeltüren beflügeln nun einen Rechtsstreit

Teslas Model X: Die Flügeltüren beflügeln nun einen Rechtsstreit

Foto: Marcio Jose Sanchez/ AP/dpa

Sie klappen platzsparend nach oben weg, knicken dabei sogar ein wenig ein - und sollen dank mehrerer Sensoren keine Macken in andere Autotüren machen: Auf die Falcon Wings genannten Fond-Flügeltüren seines neuen Model X ist Tesla ziemlich stolz.

Fotostrecke

Elektro-SUV: Das ist Teslas Model X

Foto: Marcio Jose Sanchez/ AP/dpa

Der spektakuläre Türmechanismus ermöglicht auch in engen Parklücken bequemes Aus- und Einsteigen - und hat Tesla wohl viel Kopfzerbrechen bereitet. Denn die Falkentüren waren einer der Gründe dafür, dass Tesla Vorstellung und Produktionsstart seines Elektro-SUV mehrfach verschob. Das illustriert eine von Tesla eingereichte Klage.

Die Kalifornier haben den deutschen Zulieferer Hoerbiger Automotive vor einem Bundesgericht in Nordkalifornien verklagt. Hoerbiger sollte Tesla ursprünglich den hydraulischen Klappmechanismus für das 80.000 Euro teure Elektroauto liefern. Doch die von den Deutschen vorgestellten Prototypen entsprachen nicht Teslas Qualitätsstandards. Tesla wirft Hoerbiger in der Klage etwa vor, dass deren Hydraulikteile Öl verloren oder die Mechanik so stark überhitzte, dass sich die Türen nicht mehr öffen ließen.

Tesla hat Hoerbiger für die Entwicklungsarbeit drei Millionen Dollar überwiesen, im Mai 2015 allerdings den Lieferanten gewechselt. Die Klage soll nun verhindern, dass Hoerbiger weiterhin Geld von den Kaliforniern fordert.

Der Zulieferer will sich offenbar nicht mit den bisher gezahlten Summen für die Entwicklung abspeisen lassen - und besteht auf der Einhaltung von bereits geschlossenen Vereinbarungen.

Fotostrecke

Aktuelles Reichweiten-Ranking: So weit kommen die Elektroautos

Foto: Renault

Tesla drängt auch auf Schadenersatz

Tesla argumentiert nun, dass Hoerbiger seine Verpflichtungen nicht erfüllt habe. Tesla habe mit dem hastigen Lieferantenwechsel deshalb keine Verträge gebrochen. Hoerbiger, so erklärte Tesla gegenüber dem "Wall Street Journal, fordere weiterhin hohe Geldsummen, die dem Zulieferer nicht zustünden.

Der Hydraulik-Spezialist, der weltweit 8000 Menschen beschäftigt, weist Teslas Vorwürfe in einer schriftlichen Stellungnahme zurück. Bis zur Kündigung des Vertrags durch Tesla im Mai 2015 hätte die Serienproduktion des hydraulischen Antriebssystems jederzeit gestartet werden können, heißt es in dem Schreiben. Hoerbiger habe alle mit Tesla vereinbarten Anforderungen erfüllt und deshalb nach der Kündigung mit Tesla über eine "angemessene Entschädigung" verhandelt.

Das Schreiben enthält jedoch keine Aussagen dazu, wie der Zulieferer nun weiter vorgehen will. Darüber hinausgehend will sich Hoerbiger im Moment nicht äußern, hieß es in einem Schreiben an manager magazin online.

Tesla will laut Klageschrift auch für den erlittenen Schaden entschädigt werden. Durch die "Nachlässigkeit" von Hoerbiger seien Tesla Kosten in Höhe von Millionen Dollar entstanden, heißt es. Unter anderem habe Tesla dem neuen Zulieferer eine Prämie zahlen müssen, damit er die neue Mechanik möglichst schnell entwickele. Die Höhe des möglichen Schadensersatzes solle ein Richter festlegen.

Ob Tesla überhaupt Anspruch auf Entschädigung hat, müssen nun die Richter entscheiden. Der Rechtsstreit zeigt aber auch, dass die komplizierten Flügeltüren wohl den Marktstart des Model X kräftig bremsten. Dafür sucht Elon Musks Team nun Schuldige möglichst außerhalb der eigenen Reihen.

Die Wiedergabe wurde unterbrochen.
Merkliste
Speichern Sie Ihre Lieblingsartikel in der persönlichen Merkliste, um sie später zu lesen und einfach wiederzufinden.
Jetzt anmelden
Sie haben noch kein SPIEGEL-Konto? Jetzt registrieren