Tesla Model 3: Verbraucher beklagen Probleme mit Lack, Verkleidung, Elektronik und Scheiben
Foto: REUTERSEs ist nicht das erste Mal, doch diesmal tut es weh - und vernichtet gehörig Aktienwert: 3,7 Prozent verloren die Aktien von Tesla, nachdem das einflussreiche US-amerikanische Verbrauchermagazin "Consumer-Reports" seine Kaufempfehlung für das Model 3 entzogen hat.
Schon einmal, im Oktober 2018, versagte das US-Pendant zur deutschen Stiftung Warentest dem Elektroauto die Kaufempfehlung - wegen eines viel zu langen Bremswegs. Seinerzeit aber war das Model 3 wegen vieler Anlaufschwierigkeiten vor allem ein milliardenschwerer Geldfresser und weit von einem massentauglichen Produkt entfernt.
Nun aber, wo eine Schiffsladung nach der anderen Europa erreicht, Tesla-Chef Elon Musk eine Produktion in China aufbauen und mit dem Auto endlich richtig Geld verdienen will, könnte diese Kritik viel größere Spuren hinterlassen. Genau diese Sorge spiegelte der Kursrutsch der Tesla-Aktie gestern Abend an der New Yorker Börse wider.
Das Magazin weist in seiner Kritik selbst noch einmal auf die großen Anlaufschwierigkeiten und hohen Erwartungen an das Fahrzeug hin. Die "kleine Sportlimousine" sei von den Käufern insgesamt zwar gut angenommen worden. Auch habe Tesla mit dem Modell sein Versprechen als äußerst konkurrenzfähige Sportlimousine weitgehend erfüllt und einen respektablen Teststand erzielt, "der nicht weit hinter dem Audi A4 und dem BMW 3er liegt".
Klagen über Lack, Verkleidung, Elektronik, Scheiben
Allerdings habe es eben auch viele Beschwerden von Besitzern gegeben, die von Lackproblemen, Problemen mit der Verkleidung und der Karosserie berichteten. Auch sollen sich einzelne Model-3-Besitzer über den großen Bildschirm im Auto beschwert haben.
"Der Touchscreen benahm sich zeitweise so, als würde jemand ihn an vielen verschiedenen Stellen gleichzeitig berühren", zitiert CR einen Verbraucher. Dies führe dazu, dass unverhofft Musik aufspiele, die Lautstärke stark ansteige und auch das Navigationssystem seinen Dienst nur unvollständig leiste.
Consumer Reports soll mit dem eigenen Model 3-Testfahrzeug ähnliche Überraschungen erlebt haben - so habe das in der Kälteperiode im Januar draußen abgestellte Fahrzeug unter andrem Risse in der Heckscheibe bekommen.
Keine Empfehlung für Model X, Marke Tesla nicht mehr auf Top-Ten-Liste
Zuverlässigkeit sei ein Schwachpunkt bei Tesla, schreibt das Magazin weiter und erinnert in diesem Kontext an zurückliegende Probleme beim Model S (mit der Aufhängung) oder an die Probleme mit den Flügeltüren beim Luxus-SUV Model X, das die Tester aktuell übrigens auch nicht empfehlen. So habe das Model 3 nicht nur seine Kaufempfehlung verloren, sondern auch die Marke Tesla ihren Platz auf der Top-Ten-Liste, die in den USA große Beachtung findet.
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Tesla äußerte sich schriftlich gegenüber Consumer Reports: "Wir nehmen das Feedback unserer Kunden sehr ernst und setzen Verbesserungen schnell um, wenn wir von Problemen erfahren." Die "überwiegende Mehrheit" der von Kunden beklagten Mängel habe man bereits durch Verbesserungen bei der Fertigung korrigieren können. Das zeigten auch eigenen Erhebungen des Unternehmens.
Tesla reagierte damit deutlich professioneller als noch in der Vergangenheit, als Konzernchef Elon Musk sich in ähnlichen Fällen mit der Organisation rüde angelegt und ihre Integrität öffentlich pauschal in Frage gestellt hatte.
Consumer Reports befragt regelmäßig Fahrzeughalter online und erhebt dabei Daten von fast einer halben Million Autos. Die Verbraucher werden dabei zu möglichen Problemen mit ihrem Wagen in 17 unterschiedlichen Bereichen interviewt. In der aktuellen Umfrage zu Jahresbeginn hätten allein 500 Besitzer eines Model 3 die Fragen beantwortet.
Platz 10: VW e-up
Die Elektrovariante von VWs Stadtflitzer Up ist seit Jahren auf dem Markt. Große Reichweite oder tolle Beschleunigung bietet der E-Up nicht - dafür ist er mit einem Basispreis von 27.000 Euro halbwegs leistbar. Im Gesamtjahr 2018 kam der E-Kleinwagen auf 1019 Neuzulassungen in Deutschland.
Platz 9: Tesla Model S
Die kalifornische Elektro-Limousine kostet schnell mal einen sechsstelligen Betrag. Nach wie vor gibt es aber kein reines Batterie-Elektroauto auf dem deutschen Markt, das schneller beschleunigt oder weiter mit einer Akkuladung kommt. Rekordverdächtig waren die Deutschland-Verkaufszahlen des Model S zuletzt nicht. Auf 1248 Neuzulassungen kam das Model S von Januar bis Dezember 2018. Tesla-Fans warten wohl auf die Auslieferung des deutlich günstigeren Model 3, die noch im Februar starten soll.
Platz 8: Hyundai Ioniq
Hyundai liefert verschiedene Varianten seines Elektroautos Ioniq aus - unter anderem auch als Plug-in-Hybrid. Die rein batterieelektrische Variante des Ioniq kam im Jahr 2018 auf 1695 Neuzulassungen in Deutschland. Dabei kommt der Wagen mit seinem 28-kWh-Akku im Alltag knapp 200 Kilometer weit - nicht gerade rekordverdächtig. Dafür ist er mit einem Preis ab 33.000 Euro halbwegs leistbar.
Platz 7: Nissan Leaf
Weltweit gilt dieses Auto als das meistverkaufte Elektroauto: Seit Ende 2010 verkauft Nissan den Leaf, mittlerweile ist der Wagen in zweiter Generation erhältlich. In Deutschland ist er allerdings kein Bestseller: 2018 wurden 2380 Exemplare neu zugelassen. In Basisvariante kostet rund 37.000 Euro (vor Förderungen), und bietet knapp 200 Kilometer Alltagsreichweite mit 40 kWh starkem Akku.
Platz 6: smart eq forfour
Das größere Modell von Daimlers Kleinwagenmarke lag zuletzt bei 2552 Neuzulassungen für die rein batterieelektrisch angetriebene Variante. Ab 2020 will Daimler Smarts dann ausschließlich mit Elektroantrieb verkaufen.
Platz 5: Kia Soul
Überraschend populär unter Elektroauto-Käufern ist auch ein eher kantiges Gefährt: Kias Soul kam im vergangenen Jahr in rein batterieelektrischer Variante auf 3292 Neuzulassungen. Ab Mitte diesen Jahres soll die Neuauflage des Soul ausschließlich als Elektroauto verkauft werden - mit doppelt so großem Akku wie bisher (64 kWh statt 30 kWh), der für mehr als 300 Kilometer Reichweite im Alltag sorgen dürfe.
Platz 4: BMW i3
Das zweitbeliebteste Elektroauto aus deutscher Produktion wird in Leipzig gebaut. In Deutschland wurden 2018 exakt 3792 i3-Fahrzeugscheine ausgestellt. Ein Teil der Fahrzeuge ist vermutlich in BMWs Carsharing-Dienst DriveNow gelandet - das gilt freilich auch für ...
Platz 3: smart eq fortwo
Der Elektro-Winzling kann zwar nicht mit großer Reichweite glänzen - dafür mit einem vergleichsweise moderaten Preis von etwas über 20.000 Euro. Von Januar bis Dezember 2018 fuhr der Elektro-Zweisitzer in Deutschland 4202 Neuzulassungen ein - auch davon dürften ein paar Hundert in Daimlers Car2Go-Carsharingflotten gelandet sein.
Platz 2: VW e-Golf
Der traditionelle Golf ist seit Jahrzehnten Deutschlands meistzugelassener Pkw - die Elektro-Variante des Kompaktwagens ist mit einem Basispreis von 36.000 Euro nicht gerade ein Schnäppchen. Trotzdem verkauft sie sich in Deutschland: Im Jahr 2018 lag der E-Golf bei 5773 Neuzulassungen. Überrundet hat ihn allerdings ein französischer Kleinwagen ...
Platz 1: Renault Zoe
Renaults Marketingabteilung hat den Claim bereits abgesteckt: "Deutschlands meistgekauftes Elektroauto" bewerben die Franzosen auf ihrer Homepage. Tatsächlich hatte der Zoe bei den Elektroauto-Neuzulassungen die Nase vorne - mit 6360 ausgestellten Fahrzeugbriefen im vergangenen Jahr.
Platz 9: Tesla Model S
Die kalifornische Elektro-Limousine kostet schnell mal einen sechsstelligen Betrag. Nach wie vor gibt es aber kein reines Batterie-Elektroauto auf dem deutschen Markt, das schneller beschleunigt oder weiter mit einer Akkuladung kommt. Rekordverdächtig waren die Deutschland-Verkaufszahlen des Model S zuletzt nicht. Auf 1248 Neuzulassungen kam das Model S von Januar bis Dezember 2018. Tesla-Fans warten wohl auf die Auslieferung des deutlich günstigeren Model 3, die noch im Februar starten soll.
Mit diesem Elektroauto will Tesla den Massenmarkt erobern - wegen Produktionsproblemen wird das Model 3 aber erst Anfang 2019 in Deutschland ausgeliefert. Wir hatten die Gelegenheit, ein US-Importmodell einen Tag lang in der Schweiz und Deutschland zu testen. Und waren überrascht ...
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... denn Tesla hat bei dem 4,6 Meter langen Elektroauto, das in Deutschland ab rund 40.000 Euro verkauft werden soll, vieles richtig gemacht. Unser Testwagen war mit dem größeren 75 kWh-Akku ausgestattet und hatte die neueste Version des Autopilot-Assistenzsystems an Bord - er dürfte in Deutschland etwas über 50.000 Euro kosten. Eine Besonderheit zeigte sich schon beim Einsteigen ...
... unser Testmodell ließ sich mit einer Chipkarte aufschließen, die an die B-Säule gehalten wird. Um die Türen zu öffnen, muss man dann den bündig eingelassenen Türgriff an der richtigen Stelle reindrücken. Das sieht zwar schick aus, erschwert aber das Öffnen der Türe mit einer Hand.
Innen empfängt das Model 3 mit einem fast schon skandinavisch schlichten Innenraum - und einem Riesen-Bildschirm, über den fast alle Fahrzeugfunktionen gesteuert werden. Bei Knöpfen und Hebeln hat Tesla gespart: Links des Lenkrads sitzt der Blinkerhebel, der auch als Lichthupe fungiert und die Scheibenwischer aktiviert. Rechts vom Steuer befindet sich der Gangwahlhebel, der während der Fahrt auch Abstandsradar und Autopilot ein- und ausschaltet. Im Lenkradkranz gibt es noch zwei Drehknöpfe, und ...
... in der Türe einen Türöffnungknopf und die Fensterheber. Links unten an den Vordersitzen sorgen je drei Knöpfe für die richtige Sitzeinstellung. Das war's - und diese Einfachheit erwies sich als sehr wohltuend. Auch die klassische Armatur mit Tachometer hinter dem Lenkrad hat Tesla weggelassen ...
... statt dessen wird die Geschwindigkeit permanent und gut lesbar im großen Touchscreen angezeigt. Einzig die Außenspiegel-Verstellung via Touchscreen erwies sich als eher unpraktisch. Dafür funktionierte der Autopilot erstaunlich gut, auch in engeren Kurven oder Baustellenabschnitten. Und er warnt auch klar vernehm- und lesbar, wenn die Hände nicht das Lenkrad bewegen. Wer sämtliche Warnungen ignoriert, kann den Autopiloten für den Rest der Fahrt nicht mehr aktivieren.
Beim automatisiertem Fahren liegt Tesla unserem ersten Eindruck nach durchaus auf Augenhöhe mit der deutschen Konkurrenz. Das Außendesign des Wagens muss sich nicht vor BMW und Co. verstecken. Der Wagen sieht von allen Seiten elegant und kraftvoll aus. Auf unserer mehrstündigen Testfahrt funktionierte der Elektroantrieb ebenso leise wie zuverlässig, auch die Reichweitenanzeige war präzise - selbst nach kurzer, stromzehrender Beschleunigung auf 215 km/h und 10 Minuten bei 170 km/h. Kurvenwedeln beherrscht das Model 3 souverän, die Federung fanden wir angenehm.
Bei der Verarbeitung war unser Testwagen, der eine 3000er-Seriennummer trug, aber noch nicht auf dem Niveau der deutschen Premium-Konkurrenz. Da schlossen manche Fugen nicht so richtig bündig ab ...
... auch einige Gummiabdichtungen sahen noch eher nach Handarbeit als nach industrieller Serienfertigung aus. Mittlerweile hat Tesla aber bereits 30.000 Model 3 produziert und dürfte einige der Produktionsmängel beseitigt haben, die bei unserem Testwagen noch auf den zweiten Blick auffielen. Auf den Vordersitzen herrscht tatsächlich Premium- und Luxusambiente, doch bei den Rücksitzen ...
... hat Tesla gespart und merklich weniger Wert auf schönes Design gelegt. Die Hinterbank ist eher hart gepolstert und fällt sehr niedrig und schmal aus. Mit 1,80 Meter Körpergröße muss man sich da zu einem Z zusammenfalten, um zu sitzen. Trotzdem stößt man schnell an den Hartplastik-Umrandungen des Vordersitzes an. Immerhin haben Hinterbänkler zwei USB-Anschlüsse zur Verfügung - unterhalb der Luftauslässe, die eher nach 90-Jahre-Mittelklassewagen als nach modernem Elektroauto aussehen.
Auch hinten leistet sich das Model 3 keine Extravaganzen. Den Kofferraumdeckel muss man ganz klassisch mit der Hand anheben - wer deutsche Luxusautos mit ihren elektronischen Heckklappen gewohnt ist, muss sich da etwas umgewöhnen. Wirklich störend ist das aber nicht, zumal der Kofferraum zwar nicht üppig, aber ausreichend dimensioniert ist.
Hier passen vier bis fünf kleinere Kabinenkoffer oder zwei bis drei größere rein. Unter der Motorhaube ist noch Platz für eine größere Reisetasche, insgesamt schluckt der Tesla 345 Liter an Ladevolumen - in etwa so viel wie ein aktueller Golf. Unser Fazit: Wenn Tesla die Produktion in den Griff bekommt, müssen sich die deutschen Nobelauto-Hersteller ins Zeug legen. Denn für 40.000 Euro aufwärts bietet Tesla ein Elektroauto an, das durchaus praktikabel ist - und eine Menge Fahrspaß bietet.