Tesla Supercharger in Norwegen: Nicht nur die Zahl der Autos, auch die Zahl der Beschwerden hat zugenommen
Foto: Ståle Frydenlund / elbil.no8500 Elektroautos verkaufte Tesla im vergangenen Jahr in Norwegen und damit so viel wie in keinem anderen europäischen Land. Tesla profitiert dabei von Steuererleichterungen, die sich im hochpreisigen Segment besonders stark auswirken, und weil gute Alternativen in dem Segment bislang rar sind.
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Für ihre teuren Elektrolimousinen verlangen Kunden dann auch einen adäquaten Service. Genau daran aber mangelt es bei Tesla in dem skandinavischen Land. Im ersten Halbjahr dieses Jahres liefen bei dem staatlich organisierten norwegischen Verbraucherrat rund 120 Beschwerden über Tesla auf - Platz vier in der Statistik der Verbraucherbeschwerden, wie Bloomberg berichtet. Im Vorjahreszeitraum rangierte Tesla auf der Beschwerdeliste noch auf Platz 24.
Tesla-Chef Elon Musk hält die Beschwerden für gerechtfertigt und gesteht in einem Tweet ein: "Die Norweger ärgern sich zu Recht." Tesla habe Schwierigkeiten, sein Serviceangebot der steigenden Nachfrage so schnell anzupassen. Das Problem ließe sich vermutlich mit mehr mobilen Service-Vans von Tesla lösen, zeigte sich Musk überzeugt. Man warte noch auf die Genehmigung.
Service-Team in Norwegen nun aufgestockt
Dem Bericht zufolge hatten viele Kunden in Norwegen Probleme, überhaupt einen Service-Ansprechpartner zu erreichen. Andere hätten sich über stark verspätete Lieferungen beschwert, berichtet der norwegische Nachrichtensender NTB.
Ein Tesla-Vertreter in Norwegen erklärte, Tesla habe sein Service-Team in Norwegen um 30 Prozent aufgestockt und wolle es bis zum Jahresende verdoppeln. Das US-Unternehmen baut derzeit gerade ein großes Servicezentrum in Oslo auf und warte auf eine Genehmigung, die Zahl seiner mobilen Servicekapazitäten zu vervierfachen.
Doch in Norwegen, das ab 2025 nur emissionsfreie Autos zulassen will, ist die stark wachsende Zahl der Elektroautofahrer mittlerweile auch Kummer gewohnt. So ist das Parken in vielen Kommunen nicht mehr gratis. Seit März zahlen E-Autofahrer auf den Fähren an den Hauptverkehrsstrecken wieder eine Transportgebühr, von der sie zuvor befreit waren.
Jedes zweite Neufahrzeug in Oslo fährt elektrisch
In Oslo, wo fast jedes zweite neu zugelassene Auto (40 Prozent) ein elektrisches Fahrzeug sind, fällt ab kommendem Jahr die Mautbefreiung weg. Auch können die Ladekapazitäten mit dem Boom nicht mehr mithalten: Immer mehr Norweger klagen, dass sie häufig in einer Warteschlange warten müssen, bis sie ihr Elektroauto aufladen können.
Der norwegische Staat investiert zwar viel in den Ausbau der Ladeinfrastruktur. Doch darauf will sich Tesla nicht allein verlassen. So will der Konzern in diesem Jahr allein im Großraum Oslo gut 40 Schnellladestationen bauen.
Mit diesem Elektroauto will Tesla den Massenmarkt erobern - wegen Produktionsproblemen wird das Model 3 aber erst Anfang 2019 in Deutschland ausgeliefert. Wir hatten die Gelegenheit, ein US-Importmodell einen Tag lang in der Schweiz und Deutschland zu testen. Und waren überrascht ...
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... denn Tesla hat bei dem 4,6 Meter langen Elektroauto, das in Deutschland ab rund 40.000 Euro verkauft werden soll, vieles richtig gemacht. Unser Testwagen war mit dem größeren 75 kWh-Akku ausgestattet und hatte die neueste Version des Autopilot-Assistenzsystems an Bord - er dürfte in Deutschland etwas über 50.000 Euro kosten. Eine Besonderheit zeigte sich schon beim Einsteigen ...
... unser Testmodell ließ sich mit einer Chipkarte aufschließen, die an die B-Säule gehalten wird. Um die Türen zu öffnen, muss man dann den bündig eingelassenen Türgriff an der richtigen Stelle reindrücken. Das sieht zwar schick aus, erschwert aber das Öffnen der Türe mit einer Hand.
Innen empfängt das Model 3 mit einem fast schon skandinavisch schlichten Innenraum - und einem Riesen-Bildschirm, über den fast alle Fahrzeugfunktionen gesteuert werden. Bei Knöpfen und Hebeln hat Tesla gespart: Links des Lenkrads sitzt der Blinkerhebel, der auch als Lichthupe fungiert und die Scheibenwischer aktiviert. Rechts vom Steuer befindet sich der Gangwahlhebel, der während der Fahrt auch Abstandsradar und Autopilot ein- und ausschaltet. Im Lenkradkranz gibt es noch zwei Drehknöpfe, und ...
... in der Türe einen Türöffnungknopf und die Fensterheber. Links unten an den Vordersitzen sorgen je drei Knöpfe für die richtige Sitzeinstellung. Das war's - und diese Einfachheit erwies sich als sehr wohltuend. Auch die klassische Armatur mit Tachometer hinter dem Lenkrad hat Tesla weggelassen ...
... statt dessen wird die Geschwindigkeit permanent und gut lesbar im großen Touchscreen angezeigt. Einzig die Außenspiegel-Verstellung via Touchscreen erwies sich als eher unpraktisch. Dafür funktionierte der Autopilot erstaunlich gut, auch in engeren Kurven oder Baustellenabschnitten. Und er warnt auch klar vernehm- und lesbar, wenn die Hände nicht das Lenkrad bewegen. Wer sämtliche Warnungen ignoriert, kann den Autopiloten für den Rest der Fahrt nicht mehr aktivieren.
Beim automatisiertem Fahren liegt Tesla unserem ersten Eindruck nach durchaus auf Augenhöhe mit der deutschen Konkurrenz. Das Außendesign des Wagens muss sich nicht vor BMW und Co. verstecken. Der Wagen sieht von allen Seiten elegant und kraftvoll aus. Auf unserer mehrstündigen Testfahrt funktionierte der Elektroantrieb ebenso leise wie zuverlässig, auch die Reichweitenanzeige war präzise - selbst nach kurzer, stromzehrender Beschleunigung auf 215 km/h und 10 Minuten bei 170 km/h. Kurvenwedeln beherrscht das Model 3 souverän, die Federung fanden wir angenehm.
Bei der Verarbeitung war unser Testwagen, der eine 3000er-Seriennummer trug, aber noch nicht auf dem Niveau der deutschen Premium-Konkurrenz. Da schlossen manche Fugen nicht so richtig bündig ab ...
... auch einige Gummiabdichtungen sahen noch eher nach Handarbeit als nach industrieller Serienfertigung aus. Mittlerweile hat Tesla aber bereits 30.000 Model 3 produziert und dürfte einige der Produktionsmängel beseitigt haben, die bei unserem Testwagen noch auf den zweiten Blick auffielen. Auf den Vordersitzen herrscht tatsächlich Premium- und Luxusambiente, doch bei den Rücksitzen ...
... hat Tesla gespart und merklich weniger Wert auf schönes Design gelegt. Die Hinterbank ist eher hart gepolstert und fällt sehr niedrig und schmal aus. Mit 1,80 Meter Körpergröße muss man sich da zu einem Z zusammenfalten, um zu sitzen. Trotzdem stößt man schnell an den Hartplastik-Umrandungen des Vordersitzes an. Immerhin haben Hinterbänkler zwei USB-Anschlüsse zur Verfügung - unterhalb der Luftauslässe, die eher nach 90-Jahre-Mittelklassewagen als nach modernem Elektroauto aussehen.
Auch hinten leistet sich das Model 3 keine Extravaganzen. Den Kofferraumdeckel muss man ganz klassisch mit der Hand anheben - wer deutsche Luxusautos mit ihren elektronischen Heckklappen gewohnt ist, muss sich da etwas umgewöhnen. Wirklich störend ist das aber nicht, zumal der Kofferraum zwar nicht üppig, aber ausreichend dimensioniert ist.
Hier passen vier bis fünf kleinere Kabinenkoffer oder zwei bis drei größere rein. Unter der Motorhaube ist noch Platz für eine größere Reisetasche, insgesamt schluckt der Tesla 345 Liter an Ladevolumen - in etwa so viel wie ein aktueller Golf. Unser Fazit: Wenn Tesla die Produktion in den Griff bekommt, müssen sich die deutschen Nobelauto-Hersteller ins Zeug legen. Denn für 40.000 Euro aufwärts bietet Tesla ein Elektroauto an, das durchaus praktikabel ist - und eine Menge Fahrspaß bietet.