Fledermaus: 3 Abendsegler (im Bild) sowie eine Zwergfledermaus dürfen auf dem Tesla-Gelände überwintern. Waldameisen und Reptilien werden von Tesla dagegen kompromisslos umgesiedelt
Foto: DPAUm möglichst rasch die geplante Gigafactory in Grünheide bei Brandenburg errichten zu können, wagt sich der US-Autobauer Tesla tief in das deutsche Dickicht: Vor dem Bau der geplanten Elektroauto-Fabrik will Tesla zum Beispiel mehrere Nester von Waldameisen umsiedeln und 400 Nistkästen aufhängen. Das geht aus einer Aufstellung von Maßnahmen zum Umweltschutz hervor, die der US-Konzern am Mittwoch öffentlich machte. Außerdem sollen verschiedene Reptilien umgesiedelt und mit Schutzzäunen abgesichert werden. Tesla will zudem das Abholzen der Bäume auf dem Werksgelände anderswo ausgleichen, und zwar dreifach.
Die Pläne des Elektro-Autobauers für die erste europäische Fabrik hatten nach erster Begeisterung in Deutschland für Bedenken bei Umweltschützern gesorgt. Denn das Grundstück bei Grünheide im Landkreis Oder-Spree war zwar vor rund zwei Jahrzehnten schon für den Bau eines BMW-Werks vorgesehen. Seitdem breiteten sich aber Pflanzen und Tiere ungehindert in dem Lebensraum aus, und Umweltschützer forderten eine behutsame Prüfung der Lage.
Musk lässt drei Abendsegler sowie eine Zwergfledermaus in Ruhe
Tesla ließ daraufhin nach eigenen Angaben unter anderem alle Bäume in dem Bereich nach überwinternden Fledermäusen absuchen. Sie seien dabei auf zwei Bäumen gefunden worden: eine Höhle mit einer Zwerg- oder Mückenfledermaus sowie eine Höhle mit mindestens drei Abendseglern. Die beiden Bäume sollen nun vorerst nicht abgeholzt werden. Außerdem sollen Zauneidechsen, die im Frühjahr ihre Winterquartiere verlassen, dann gefangen und umgesiedelt werden.
Das Tesla-Werk soll nach ursprünglichen Plänen im kommenden Jahr die Produktion aufnehmen. Allerdings ist bereits absehbar, dass bis Beginn der Schutzzeit angesichts der Brutsaison Mitte März nur ein Teil des Areals gerodet werden kann.
Tesla reicht Förderantrag ein: Musk will Millionen vom Steuerzahler
Während sich Tesla in Brandenburg um den Umweltschutz bemüht, bleibt die Aktie von Tesla weiterhin im Blick der Investoren: Das Papier war zuletzt zeitweise bis auf 950 US-Dollar hochgeschnellt, damit hat sich der Börsenwert des Elektroautobauers binnen drei Wochen mehr als verdoppelt. Kurz vor der psychologisch wichtigen 1000-Dollar-Marke setzten dann Gewinnmitnahmen ein, die Aktie fiel wieder auf rund 750 Dollar zurück. Aktuell pendelt sie knapp unter der Marke von 800 US-Dollar. Kursschwankungen von 10 Prozent und mehr sind bei Tesla aktuell an der Tagesordnung.
Der US-Elektroautohersteller hat außerdem den erwarteten Förderantrag für den Bau seiner Fabrik in Grünheide bei Berlin gestellt. Das sagte der Vorstandschef der zuständigen Investitionsbank des Landes Brandenburg, Tillmann Stenger, am Montag in Potsdam. "Die Unterlagen werden nun sukzessive vervollständigt." Für eine Bewilligung sei ein Investitionsplan erforderlich.
Noch könne die Höhe der Fördersumme nicht beurteilt werden. Er gehe aber davon aus, dass sie bei weit über 100 Millionen Euro liegen werde, sagte Stenger. Notwendig sei auch ein Notifizierungsverfahren bei der EU-Kommission in Brüssel. Das werde gerade vorbereitet. Wirtschaftsminister Altmaier hatte am Wochenende bekräftigt, dass Tesla durchaus für eine Förderung aus Steuergeldern in Frage komme.
Tesla will in Grünheide ein Werk bauen, in dem ab Juli 2021 jährlich bis zu 500.000 Fahrzeuge der Typen Model 3 und Y sowie künftiger Modelle vom Band rollen sollen. Derzeit läuft das umweltrechtliche Genehmigungsverfahren.
Sieht das nach einem soliden, fundamental begründeten Kursanstieg aus? Wohl kaum. Die Aktie von Tesla steigt seit Herbst 2019 mit immer größerem Tempo und hat sich allein seit Anfang Januar im Wert bereits mehr als verdoppelt. Am Mittwoch schoss der Aktienkurs zeitweise auf mehr als 900 Dollar in die Höhe, was Tesla einen Börsenwert von 170 Milliarden Dollar verleiht - mehr als Volkswagen und BMW zusammen.
Wer sich den Kurschart anschaut, fühlt sich allerdings erinnert an ähnliche Exzesse aus der Vergangenheit, sei es beim Bitcoin, beim Ölpreis oder auch zur Jahrtausendwende bei den Tech- und Internetaktien. Stets ging es mit den Kursen oder Preisen zunächst mit zunehmendem Tempo bergauf, bis der Einbruch kam. Der Absturz solch gehypter Werte erfolgt mitunter noch schneller als der Anstieg - wie bei einer Luftblase, die sich auch nicht so schnell aufblasen lässt, wie sie hinterher platzt.
"Das ist ein Short-Squeeze, wie er im Buche steht", kommentierte ein Marktanalyst Teslas Kursexplosion Anfang Februar im "Wall Street Journal". Tatsächlich wurden zu keiner US-Aktie so große Short-Positionen aufgebaut, wie zu jener des US-Elektroautobauers. Dabei wetten Spekulanten auf den Kursverfall der Aktie - wenn das Papier jedoch, wie geschehen, stattdessen steigt, müssen sie irgendwann ihre Position revidieren und zu dem Zweck Aktien kaufen. Das treibt den Kurs zusätzlich in die Höhe und veranlasst weitere Shortseller zur Kehrtwende. Die Folge ist ein sich immer stärker selbst verstärkender Kursauftrieb: Der Short-Squeeze.
Ein Vorbild dafür ist der Ausbruch der Volkswagen-Stammaktien im Oktober 2008. Shortseller hatten im Machtkampf zwischen Porsche und Volkswagen auf die Wolfsburger gesetzt und waren durch eine Erfolgsmeldung aus Zuffenhausen auf dem falschen Fuß erwischt worden. Im Falle Teslas könnte sich der Short-Squeeze allerdings deutlich länger hinziehen - zuletzt befanden sich noch immer große Mengen an Aktien des Autobauers in Short-Positionen, wie die US-Researchfirma S3 Partners manager magazin mitteilte.
S3-Partners-Experte Ihor Dusaniwsky sieht den Grund für das aktuelle Kurshoch allerdings vor allem abseits des Shortseller-Geschäfts. So seien an einem beispielhaften Handelstag Anfang Februar, als der Kurs vorübergehend über die Marke von 900 Dollar sprang, lediglich 669.000 Tesla-Aktien per Short-Covering gehandelt worden, so Dusaniwsky. Insgesamt hätten an jenem Tag dagegen 61 Millionen Papiere den Besitzer gewechselt. Die vergleichsweise geringe Menge an Short-Covering sei also kaum der Grund hinter der Tesla-Rally, so der Fachmann. "Wir sehen starke Käufe auf breiter Basis sowohl von privaten als auch von institutionellen Investoren", schreibt Dusaniwsky in einer Mail an manager magazin. "Die Preisbewegung scheint eine Kombination aus Momentum-Trading und längerfristigem Handeln von Investoren zu sein, die einfach nicht den Einstieg verpassen wollen."
Dennoch: Der Tesla-Kursverlauf ähnelt auch dem des Bitcoin und anderer Kryptowährungen im Jahr 2017. Ebenso wenig wie bei dem Autobauer, der auch 2019 wieder einen Jahresverlust verbucht haben wird, gab es beim Bitcoin fundamentale Gründe, die die extreme Wertentwicklung rechtfertigten: Kaum jemand verstand die Kryptowährungen wirklich, und noch weniger verwendeten sie. Doch jeder sprach darüber und viele wollten sie offenbar besitzen. Die Folge war ein Anstieg des Bitcoin-Preises von weniger als 1000 Dollar zu Beginn des Jahres 2017 auf beinahe 20.000 Dollar im Dezember. Kurz darauf platzte die Blase, das Preisniveau hat der Bitcoin bis heute nicht wieder erreicht.
Einen kurzen, aber heftigen Ausbruch gab es vor einigen Jahren auch bei den Ölpreisen. Im Juli 2008 erreicht beispielsweise der Preis für ein Barrel der Nordseesorte Brent einen Spitzenwert von mehr als 140 Dollar. Der Preis hatte sich zuvor jahrelang unter der Marke von 40 Dollar bewegt und erreichte das exorbitante Niveau auch danach bislang nicht wieder. Grund für den plötzlichen Ausbruch waren euphorische Erwartungen an die Weltkonjunktur, die sich nicht als realistisch erwiesen.
In Erinnerung dürften vielen nach wie vor auch die Kursübertreibungen sein, die unter dem Stichwort "Dot-Com-Blase" in die Finanzgeschichte eingingen: Die Kurse vieler Tech- und Internetaktien wurden zur Jahrtausendwende in astronomische Höhen getrieben, um später wieder rasant auf den Boden der Tatsachen zurückzukehren. Hierzulande gehörten Unternehmen wie Broadvision, EM.TV oder Mobilcom zu den Kurzzeitfavoriten der Anleger.
In den USA nennt beispielsweise das "Wall Street Journal" die Aktie des Halbleiterhersteller Qualcomm als bestes Beispiel. Dessen Kurs stieg allein 1999 - unter Berücksichtigung von Aktiensplits - von fünf Dollar auf 90 Dollar. Dann platzte auch bei Qualcomm die Blase.
Dennoch: Der Tesla-Kursverlauf ähnelt auch dem des Bitcoin und anderer Kryptowährungen im Jahr 2017. Ebenso wenig wie bei dem Autobauer, der auch 2019 wieder einen Jahresverlust verbucht haben wird, gab es beim Bitcoin fundamentale Gründe, die die extreme Wertentwicklung rechtfertigten: Kaum jemand verstand die Kryptowährungen wirklich, und noch weniger verwendeten sie. Doch jeder sprach darüber und viele wollten sie offenbar besitzen. Die Folge war ein Anstieg des Bitcoin-Preises von weniger als 1000 Dollar zu Beginn des Jahres 2017 auf beinahe 20.000 Dollar im Dezember. Kurz darauf platzte die Blase, das Preisniveau hat der Bitcoin bis heute nicht wieder erreicht.
Foto: Dan Kitwood/ Getty ImagesEinen kurzen, aber heftigen Ausbruch gab es vor einigen Jahren auch bei den Ölpreisen. Im Juli 2008 erreicht beispielsweise der Preis für ein Barrel der Nordseesorte Brent einen Spitzenwert von mehr als 140 Dollar. Der Preis hatte sich zuvor jahrelang unter der Marke von 40 Dollar bewegt und erreichte das exorbitante Niveau auch danach bislang nicht wieder. Grund für den plötzlichen Ausbruch waren euphorische Erwartungen an die Weltkonjunktur, die sich nicht als realistisch erwiesen.
Foto: MARWAN NAAMANI / AFPPick-ups boomen in den USA. Nun steigt auch Elektroauto-Pionier Tesla in den riesigen Markt ein. In der Nacht zu Freitag präsentierte Elon Musk im kalifornischen Hawthorne den "Cybertruck" - und ließ das neue Stück erst einmal mit einem Vorschlaghammer bearbeiten.
Er soll über 1,7 Tonnen Gewicht auf der Ladefläche transportieren können und kommt in der Spitzenausführung in 2,9 Sekunden von 0 auf 60 Meilen pro Stunde (knapp 100 km/h).Auch andere Elektro-Hersteller kämpfen um Marktanteile; eine Übersicht:
Der Rivian R1T soll Ende 2020 auf den Markt kommen. Seit zehn Jahren arbeitet das Detroiter Start-up Rivian an einem Pick-up mit Elektroantrieb. Vor einem Jahr hat Rivian den Wagen bereits auf einer Automesse präsentiert. Tesla-Chef Musk darf bei seinem "Blade Runner Truck" nun keine Zeit mehr verlieren.
Im besten Fall schafft der R1T von Rivian den Sprint auf 100 km/h in drei Sekunden, der Wagen soll bis zu 650 Kilometer weit mit einer Akkuladung kommen, zu Preisen ab 69.000 Dollar. Amazon hat in das Unternehmen investiert und bereits eine sechsstellige Zahl an Elektrotransportern geordert. Auch Ford ist als Investor an Bord.
Auch ein Tesla-Truck-Fighter: Das US-Start-up Canoo, geleitet vom ehemaligen BMW i3-Vater Ulrich Kranz, stellte Ende September 2019 sein erstes Modell vor, das als Personentransporter gedacht ist. Das in Kalifornien ansässige Jungunternehmen hat für den Wagen eine Plattform entwickelt, auf der sich auch Nutzfahrzeug-Karosserien mit Elektroantrieb realisieren lassen. Ein Pickup ist auf jeden Fall angedacht, wie die ersten Renderings verraten.
Auch Ford, dessen Pick-up F-150 seit Jahrzehnten das meistverkaufte Modell in Nordamerika ist, begibt sich auf den Elektro-Trip: Die E-Version des F-150 soll Ende 2021 auf den Markt kommen - und laut ersten Teasern mit einer enormen Zugfähigkeit bei Anhängerlasten punkten.
General Motors will da nicht nachstehen: Der Autoriese, dessen Pick-up Silverado die Nummer zwei in der Bestsellerliste besetzt, plant ebenfalls einen Elektro-Pickup. Laut Berichten erwägt GM dabei, sogar die Geländewagenmarke Hummer wiederzubeleben. Der Elektro-Truck soll ersten Hinweisen zufolge so groß werden wie der Silverado - und wohl ab Anfang 2022 angeboten werden.
Sieht klassengewohnt martialisch aus und soll mit dem größten Akkupack bis zu 800 Kilometer weit kommen: Das Start-up Atlis setzt mit seinem Modell XT auf klassische Pickup-Tugenden, denn der Wagen soll auch noch bis zu 16 Tonnen Anhängelast ziehen können. Der Wagen soll im Dezember 2020 auf den Markt kommen - er soll ab rund 45.000 Dollar erhältlich sein.