Testfahrt von München nach Amsterdam: mm-Redakteure Wilfried Eckl-Dorna und Nils-Viktor Sorge testen mit dem Tesla Model S das Supercharger-Netz in Deutschland
Foto: manager magazin onlineHamburg - Elon Musk, Chef des US-Elektroautobauers Tesla, nimmt den Mund gern voll: Tesla werde bald eine Million Wagen im Jahr bauen und damit Platzhirsche wie Daimler, BMW und Co. das Fürchten lehren. Sein Auto, das Model S, ist Musk zufolge trotz dreier Batteriebrände das sicherste in ganz Amerika. Nicht zuletzt beseitige der Wagen die vielzitierte Reichweitenangst in Elektroautos für immer - dank der großen Batterie und dank des firmeneigenen Supercharger-Schnellladenetzes entlang von Autobahnen.
Das lässt sich jetzt erstmals in Deutschland überprüfen. Denn gerade hat Tesla den ersten Abschnitt seines europäischen Elektro-Highways eröffnet. Er führt von München über Stuttgart und Köln bis nach Amsterdam, schon Ende kommenden Jahres soll er ganz Westeuropa abdecken.
Testfahrt im Model S: Hier geht es zum Live-Test des Supercharger-Netzes.Entlang der Pilotstrecke stehen an vier Autohöfen Supercharger-Schnellladestationen. Die schießen mit einer Leistung von 135 Kilowatt so viel Strom in die große Batterie, dass der Wagen nach nur 30 Minuten Ladezeit weitere 320 Kilometer fahren kann. Die Tankpause lässt so ausreichend Zeit für einen Kaffee und den Gang zur Toilette, ist aber doch kurz genug, um rasch voranzukommen.
Mit dem Supercharger-Netz will Tesla endgültig beweisen, dass Elektroautos Wagen mit Verbrennungsmotor schon heute ersetzen können. Dies allerdings noch zu einem eher hohen Preis - das Model S ist in Deutschland erst ab etwa 72.000 Euro zu haben. Auch in den USA befindet sich ein Ladenetz im Aufbau. In diesem Winter will Musk die letzten Lücken zwischen Ost- und Westküste schließen.
An einem Tag von München nach Amsterdam - mit kostenlosem Strom
Als erstes deutsches Medium unterzieht manager magazin online die europäische Strecke einem Härtetest. Schaffen es die Redakteure Wilfried Eckl-Dorna und Nils-Viktor Sorge an einem Tag von Bayern nach Holland?
Um 9 Uhr beginnt die Fahrt, im Live-Blog berichten die Autoren von ihren Erlebnissen. Ziel ist das Van-Gogh-Museum in der niederländischen Hauptstadt. Den Flieger nach Hamburg müssen die Testfahrer um 21 Uhr erreichen. Dauert die 900-Kilometer-Fahrt also länger als zehn Stunden, haben sie vermutlich ein Problem.
Eines ist trotz aller denkbaren Widrigkeiten sicher - für die Fahrt fallen keine Kosten an. Denn Tanken ist an den Ladesäulen kostenlos. Tesla spendiert den Strom allen Besitzern eines Model S mit 85-Kilowattstunden-Batterie, und zwar für die gesamte Lebensdauer des Autos. Auch dies ist eines der vielen Versprechen, die Tesla-Chef Elon Musk halten muss, um seine Firma zu etablieren.
Nein, unauffällig sahen die ersten Schnellladestationen des Elektroautopioniers Tesla nicht gerade aus. 2012 gab der kalifornische Autohersteller bekannt, dass er künftig eigene Stromtankstellennetze für sein Elektroauto Model S errichten will.
Damals luden Tesla-Fahrer ihr Fahrzeug vor allem in der eigenen Garage. Doch es dauert mitunter einige Stunden, bis die Batterie wieder voll ist.
Schnelllader an Autobahnen müssen schneller sein. Tesla-Chef Elon Musk stellte den Plan in einer Pressekonferenz vor - und beeindruckte nicht nur die Fachwelt. Denn mit den Supercharger genannten Ladesäulen lassen sich die Akkus des Luxus-Elektroautos Model S in nur 30 Minuten zu 80 Prozent aufladen. Damit kommt ein Tesla-Elektroauto dann 320 Kilometer weit. Herkömmliche Schnelladesäulen schaufeln in 30 Minuten nur Strom für 130 Kilometer in die Akkus.
Besitzer des in Deutschland ab 71.000 Euro erhältlichen Model S (im Bild) können sich doppelt freuen. Denn sie tanken an den Superchargern kostenlos Ökostrom - auf Lebenszeit. Mit Hilfe der Ladesäulen lassen sich mit vergleichsweise kurzen Ladestopps auch mehrere hundert Kilometer lange Strecken zurücklegen - wenn man sich an das Netzwerk hält.
Gestartet ist das Supercharger-Netz zuerst in den USA. Ende September 2012 eröffnete Tesla die ersten sechs Stationen in Kalifornien, Nevada und Arizona, danach folgten Supercharger-Stationen an der Ostküste. Mittlerweile sind 41 Stationen in den USA eröffnet. Viele der US-Supercharger erzeugen den Strom aus eigenen Solarpanelen.
In Europa ging der Supercharger-Bau erst 2013 los, Ende August starteten die ersten Stationen in Norwegen. Nun wurden auch die ersten Supercharger in Deutschland und den Niederlanden in Betrieb genommen - die manager magazin online derzeit exklusiv testet. Anders als in den USA erzeugen die Schnellader nicht per Solarzellen selbst Strom - sondern ziehen Ökostrom aus dem Kabel.
Mit den Tesla-Schnelladern soll es möglich sein, fast wie mit einem herkömmlichen Verbrenner die Strecke zwischen München und Amsterdam in weniger als 10 Stunden zu befahren - dank vier Schnelladestationen auf der Strecke. Ob das klappt, können Sie in unserem Live-Ticker verfolgen.
Tesla legt seine ersten fünf Ladestationen in Deutschland auf Raststätten an der A8, A3 und A45 an, dazu kommen zwei Ladestationen in Holland und je eine in der Schweiz und Österreich. Damit sollen Model-S-Besitzer zunächst von Genf via München bis nach Amsterdam fahren können. Bis Ende März 2014 will Tesla laut eigenen Angaben 50 Prozent der wichtigsten deutschen Autobahnenrouten mit seinen Schnelladestationen abdecken, bis Ende 2014 sollen es 100 Prozent sein.
Besitzer des in Deutschland ab 71.000 Euro erhältlichen Model S (im Bild) können sich doppelt freuen. Denn sie tanken an den Superchargern kostenlos Ökostrom - auf Lebenszeit. Mit Hilfe der Ladesäulen lassen sich mit vergleichsweise kurzen Ladestopps auch mehrere hundert Kilometer lange Strecken zurücklegen - wenn man sich an das Netzwerk hält.
Foto: Tesla