Tesla-Chef orchestriert Befreiungsschlag Darum lechzt die Autowelt nach Elon Musks Masterplan

Tesla-Chef Elon Musk: Eine Masterplan gegen Crash- und Cashprobleme wäre Investoren auch recht
Foto: Mark Lennihan/ AP
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Mit einem einzigen Tweet hat Elon Musk die schlechte Stimmung vorerst gewendet. "Arbeite gerade am streng geheimen Tesla-Masterplan, zweiter Teil", orakelte der Unternehmenschef am Sonntag. "Hoffe, ihn später in dieser Woche zu veröffentlichen."
Ein streng geheimer Masterplan, der kurz nach seiner Fertigstellung veröffentlicht werden soll? Klingt ein bisschen, als würde sich da einer über seine Investoren lustig machen. Oder wie ein plumpes Ablenkungsmanöver von aktuellen Problemen.
Working on Top Secret Tesla Masterplan, Part 2. Hoping to publish later this week.
— Elon Musk (@elonmusk) July 10, 2016
Doch bei Musk reagiert der Markt bekanntlich sehr speziell. Gespannt, was denn da nun wieder kommen möge, griffen Anleger beherzt bei Tesla-Papieren zu. Die Aktien verteuerten sich seither um 5 Prozent und das ganze Unternehmen damit um einen Milliardenbetrag. Wie weggewischt erschienen Sorgen, Tesla könnte in eine ernste Krise gleiten. Die Nachrichten vom tödlichen Crash im Autopilot-Modus, zu wenig ausgelieferten Autos und Cash-Schwund waren auf einmal sehr weit weg.
Tatsächlich hat das Wort Masterplan bei Tesla eine beinahe mythische Bedeutung. Denn vor ziemlich genau zehn Jahren präsentierte Musk schon einmal ein derart bezeichnetes Thesenpapier im firmeneigenen Blog , dessen Inhalte die Autowelt seither mächtig aufgerüttelt haben.
Versprochen, gehalten: Der erste Masterplan von 2006 hat den Mythos Musk begründet
Am 2. August 2006 legte der Firmenchef darin seine Vision vom Aufstieg des Elektroauto-Startups zu einem ernstzunehmenden Spieler in der Fahrzeugbranche dar. Dieser würde zudem das Geschäft mit regenerativ erzeugtem Strom aufmischen.
Heute ist klar - Musk hat seine in dem Papier skizzierten Pläne weitgehend verwirklicht:
- Wie versprochen hat er ein Sportauto gebaut, den Tesla Roadster
- Wie angekündigt hat einer die Einnahmen genutzt, um ein günstigeres Familienauto zu bauen (das Model S)
- Und so wie damals beschrieben, steckt er das so verdiente Geld in den Bau eines noch günstigeren Wagens, des Model 3
- Der Bau der Giga-Batteriefabrik in Nevada und der geplante Kauf der Ökoenergie-Firma Solar City.
Deshalb genießt Musk nicht nur bei seinen Fans, sondern auch bei vielen Geldgebern Heldenstatus. Und so orakeln Analysten bereits, welche hochgesteckten Ziele er in seinem neuen Masterplan anpeilt.
Was in Musks neuem Masterplan stehen könnte

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Am heißesten gehandelt wird derzeit ein mögliches Mobilitätskonzept, bei dem der Besitz eines Autos nicht mehr im Mittelpunkt steht. Diese These vertritt Morgan-Stanley-Analyst Adam Jonas bereits seit einer Weile.
"Wir glauben, dass das fehlende Mosaik ein Mobilitätsservice auf Bestellung sein könnte, bei dem Tesla seine Fähigkeiten bei elektrischen und autonomen Fahrzeugen zusammenführt", schrieb der weithin anerkannte Tesla-Experte. Ihm zufolge sei ein Geschäftsmodell, das lediglich auf den Verkauf von Autos setze, nicht langfristig tragfähig. Diese Erkenntnis hätte Musk gleichwohl nicht wirklich exklusiv - nahezu alle Autobauer tüfteln an neuen Mobilitätskonzepten.
Tatsächlich hatte Musk bereits im April in Norwegen über ein öffentliches Transportsystem mit autonom lenkenden Fahrzeugen sinniert . "Wir verfolgen eine Idee für etwas, das nicht ganz ein Bus ist, aber die die Stauprobleme in Stadtzentren lösen würde", sagte der Tesla-Chef damals. Das System sei gut geeignet, Menschen nicht nur bis zur nächsten Bushaltestelle zu bringen, sondern bis vor die Haustür.
Ergänzung für den Hyperloop
Auf diese Weise könne es den Hyperloop ergänzen. Dieses von Musk erdachte Hochgeschwindigkeits-System transportiert Menschen in Kapseln durch Unterdruckröhren. Mehrere Firmen setzen die Idee derzeit in konkrete Projekte um.
Auch mit elektrischen Flugzeugen hatte Musk sich in der Vergangenheit beschäftigt . "Ich habe etwas intensiver über vertikal landende und startende Flugzeuge nachgedacht", sagte der Tesla-Chef im Winter. "Es würde mich reizen, so etwas zu machen."
So aufgeschlossen Investoren für neue, hochfliegende Pläne des Tech-Stars aber auch sind - kurzfristige Lösungen für Crash- und Cashprobleme würden ihnen allerdings wohl ebenso gefallen.