Intransparenz, extreme Kontrolle und kaum Erholung Arbeitsbedingungen bei Tesla in Grünheide alarmieren IG Metall

Hohe Arbeitsbelastung: Tesla-Beschäftigte in Grünheide klagen über belastende Schichtsysteme, häufige Mehrarbeit an Wochenenden und zu wenig Personal
Foto: Patrick Pleul / AFPDie IG Metall ist besorgt über die Arbeitsbedingungen bei Tesla in Grünheide. Beschäftigte berichteten der Gewerkschaft von Unmut über belastende Schichtsysteme, häufige Mehrarbeit an Wochenenden, eine sehr hohe Arbeitsbelastung insgesamt und zu wenig Personal, sagte Irene Schulz, Bezirksleiterin der IG Metall für Berlin, Brandenburg und Sachsen, am Donnerstag in Berlin. Die Angestellten sagten demnach auch, dass es in den Produktionshallen im Sommer teils zu heiß und im Winter zu kalt sei.
Alles in allem unternehme das Unternehmen nicht genug, um die Arbeitsbedingungen zu verbessern, und biete zu wenig Raum und Zeit für Familie, Freizeit und Erholung. "Es fehlt nach unserer Beobachtung auch an einer Führungskultur, die eine offene Debatte im Betrieb über solche Anliegen der Beschäftigten fördert."
Ständig Anweisungen zu Geheimhaltung
Die Beschäftigten müssten mit dem Arbeitsvertrag eine Geheimhaltungserklärung unterzeichnen, auf die im Unternehmensalltag auch immer wieder hingewiesen werde. Die Beschäftigten seien dadurch verunsichert, ob sie mit der Gewerkschaft überhaupt über die Arbeitsverträge sprechen dürften. "Dass überhaupt solche Fragen gestellt werden, das kennen wir aus anderen Unternehmen so in der Form und in der Häufigkeit nicht", sagte Schulz. Tesla äußerte sich auf Nachfrage zunächst nicht zu den Vorwürfen.
Der Kurs der Tesla-Aktie ist in den vergangenen Monaten massiv eingebrochen. Binnen eines Jahres hat die Aktie mehr als zwei Drittel an Wert verloren. CEO Elon Musk (51) kämpft mit einer ganzen Reihe von Problemen. Investoren des Elektroautobauers werfen ihm vor, er sei abgelenkt durch seinen neuen Posten als Eigentümer und Chef von Twitter.
Ermittler soll "interne und externe "Bedrohungen" aufspüren
Die Bezirksleiterin der Gewerkschaft berichtete zudem von einer Stellenausschreibung für einen Security Intelligence Investigator, die im Unternehmen für viele Fragen sorge. "Sie führen sowohl proaktive als auch reaktive Ermittlungen durch und gehen aktiv gegen interne und externe Bedrohungen für die geschützten und vertraulichen Informationen von Tesla vor", heißt es in der Stellenausschreibung des Unternehmens. Erwartet wird unter anderem "mehrjährige Erfahrung als Ermittler bei internationalen/nationalen Strafverfolgungsbehörden oder Nachrichtendiensten und/oder gleichwertige Zeit in einem Sicherheitsumfeld eines Unternehmens".
Aufgrund fehlender Transparenz im Unternehmen fragten sich nun viele Beschäftigten, was genau Inhalt dieser Ermittlungen sein soll – und ob sie womöglich selbst ins Blickfeld geraten, sagte Schulz.