Tausende Tesla Model 3 standen bei dem Elektroautobauer zum Jahresende auf Halde
Foto: Stephen Lam/ REUTERSmanager magazin online
Der Elektroauto-Hersteller Tesla saß zum Jahresende noch auf Tausenden Fahrzeugen seines Hoffnungsträgers Model 3. Mehr als 3000 Autos hatten am vergangenen Sonntag noch im Lager gestanden, berichtete die Auto-Nachrichtenseite Electrek am Montag unter Berufung auf mit der Angelegenheit vertrauten Personen. Zwar könne Tesla am letzten Tag des Jahres noch einige Autos ausliefern, aber nicht alle.
Am Markt kam der Bericht nicht gut an. Die Aktie von Tesla fiel im Silvesterhandel fast 2 Prozent. Eine Stellungnahme von Tesla war zunächst nicht zu erhalten.
Konzernchef Elon Musk hatte potenzielle Autokäufer noch am Samstag dazu aufgerufen, sich die Steuervorteile von 7500 Dollar nicht entgehen zu lassen. Diese werden Anfang dieses Jahres halbiert.
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Zuvor hatte der Autobauer versichert, alles in Bewegung zu setzen, Autos, die bis zum 20. Dezember bestellt würden, noch in diesem Jahr auszuliefern. Sollten Lieferschwierigkeiten dies verhindern, springe Tesla für die entgangenen Steuererleichterungen ein, versprach Musk.
Zur Einordnung: Tatsächlich entsprechen 3000 Model 3 auf Halde nicht einmal dem wöchentlichen Ausstoß dieses Models, wie der "Tesla Model 3 Tracker" der Wirtschaftsnachrichtenagentur Bloomberg zeigt. Im dritten Quartal vergangenen Jahres lieferte Tesla 55.840 Model-3-Fahrzeuge aus, wie der Konzern mit dem letzten Geschäftsberichtet verkündete. Das Problem war lange Zeit, dass Tesla die versprochenen Produktionsziele für seinen Hoffnungsträgers nicht erfüllte und die Nachfrage nicht befriedigen konnte.
Doch bleibt gleichwohl die Frage offen, wie sich Teslas Absatz in den USA bei halbierter Förderung oder bei gänzlichem Wegfall der Subventionen entwickeln wird. Schließlich hatte US-Präsident Donald Trump Anfang Dezember angekündigt, er werde die staatliche Förderung für Elektroautos in den USA "in naher Zukunft" ganz streichen. Wann genau dies passieren soll, ließ Trump offen. Die Erfahrungen in anderen Ländern wie Dänemark und Hongkong zeigten in der Vergangenheit, dass mit rückläufiger oder ohne Subvention der Absatz von Elektroautos deutlich abfällt.
Vor allem Tesla profitierte in der Vergangenheit stark von den Subventionen, denn kein Hersteller verkauft mehr Elektroautos in den USA als die Kalifornier. Auch wirbt Tesla intensiv mit der Unterstützung - so zieht Tesla die staatliche Förderung bei den auf seiner US-Website angeführten Preisen für das Model 3 automatisch vom Basispreis ab.
Der Förderung ist in den USA je Hersteller bei 200.000 verkauften Elektroautos gedeckelt, danach halbiert sich der Betrag von Halbjahr zu Halbjahr. Tesla hat diese Marke bereits überschritten. Kein Wunder also, dass Lobbyisten von Tesla und GM laut Medienberichten monatelang versuchten hatten, diesen Deckel ganz abzuschaffen.
Wie stark der Absatz von Elektroautos in den USA tatsächlich von der nicht unerheblichen staatlichen Förderung abhängt, wird sich wohl im Verlauf dieses Jahres erweisen. Dann wird sich zeigen, ob Tesla seine Model-3-Verkäufe in den USA auch mit weniger oder gar ohne Subvention aufrechterhalten kann.
Klar ist: Tesla muss sich auf das komplette Auslaufen der Steuergutschriften einstellen. Nach Lage der Dinge werden die Kalifornier im Verlauf dieses Jahres ihren Käufern ohnehin keine staatlichen Förderungen mehr anbieten können.
Mit diesem Elektroauto will Tesla den Massenmarkt erobern - wegen Produktionsproblemen wird das Model 3 aber erst Anfang 2019 in Deutschland ausgeliefert. Wir hatten die Gelegenheit, ein US-Importmodell einen Tag lang in der Schweiz und Deutschland zu testen. Und waren überrascht ...
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... denn Tesla hat bei dem 4,6 Meter langen Elektroauto, das in Deutschland ab rund 40.000 Euro verkauft werden soll, vieles richtig gemacht. Unser Testwagen war mit dem größeren 75 kWh-Akku ausgestattet und hatte die neueste Version des Autopilot-Assistenzsystems an Bord - er dürfte in Deutschland etwas über 50.000 Euro kosten. Eine Besonderheit zeigte sich schon beim Einsteigen ...
... unser Testmodell ließ sich mit einer Chipkarte aufschließen, die an die B-Säule gehalten wird. Um die Türen zu öffnen, muss man dann den bündig eingelassenen Türgriff an der richtigen Stelle reindrücken. Das sieht zwar schick aus, erschwert aber das Öffnen der Türe mit einer Hand.
Innen empfängt das Model 3 mit einem fast schon skandinavisch schlichten Innenraum - und einem Riesen-Bildschirm, über den fast alle Fahrzeugfunktionen gesteuert werden. Bei Knöpfen und Hebeln hat Tesla gespart: Links des Lenkrads sitzt der Blinkerhebel, der auch als Lichthupe fungiert und die Scheibenwischer aktiviert. Rechts vom Steuer befindet sich der Gangwahlhebel, der während der Fahrt auch Abstandsradar und Autopilot ein- und ausschaltet. Im Lenkradkranz gibt es noch zwei Drehknöpfe, und ...
... in der Türe einen Türöffnungknopf und die Fensterheber. Links unten an den Vordersitzen sorgen je drei Knöpfe für die richtige Sitzeinstellung. Das war's - und diese Einfachheit erwies sich als sehr wohltuend. Auch die klassische Armatur mit Tachometer hinter dem Lenkrad hat Tesla weggelassen ...
... statt dessen wird die Geschwindigkeit permanent und gut lesbar im großen Touchscreen angezeigt. Einzig die Außenspiegel-Verstellung via Touchscreen erwies sich als eher unpraktisch. Dafür funktionierte der Autopilot erstaunlich gut, auch in engeren Kurven oder Baustellenabschnitten. Und er warnt auch klar vernehm- und lesbar, wenn die Hände nicht das Lenkrad bewegen. Wer sämtliche Warnungen ignoriert, kann den Autopiloten für den Rest der Fahrt nicht mehr aktivieren.
Beim automatisiertem Fahren liegt Tesla unserem ersten Eindruck nach durchaus auf Augenhöhe mit der deutschen Konkurrenz. Das Außendesign des Wagens muss sich nicht vor BMW und Co. verstecken. Der Wagen sieht von allen Seiten elegant und kraftvoll aus. Auf unserer mehrstündigen Testfahrt funktionierte der Elektroantrieb ebenso leise wie zuverlässig, auch die Reichweitenanzeige war präzise - selbst nach kurzer, stromzehrender Beschleunigung auf 215 km/h und 10 Minuten bei 170 km/h. Kurvenwedeln beherrscht das Model 3 souverän, die Federung fanden wir angenehm.
Bei der Verarbeitung war unser Testwagen, der eine 3000er-Seriennummer trug, aber noch nicht auf dem Niveau der deutschen Premium-Konkurrenz. Da schlossen manche Fugen nicht so richtig bündig ab ...
... auch einige Gummiabdichtungen sahen noch eher nach Handarbeit als nach industrieller Serienfertigung aus. Mittlerweile hat Tesla aber bereits 30.000 Model 3 produziert und dürfte einige der Produktionsmängel beseitigt haben, die bei unserem Testwagen noch auf den zweiten Blick auffielen. Auf den Vordersitzen herrscht tatsächlich Premium- und Luxusambiente, doch bei den Rücksitzen ...
... hat Tesla gespart und merklich weniger Wert auf schönes Design gelegt. Die Hinterbank ist eher hart gepolstert und fällt sehr niedrig und schmal aus. Mit 1,80 Meter Körpergröße muss man sich da zu einem Z zusammenfalten, um zu sitzen. Trotzdem stößt man schnell an den Hartplastik-Umrandungen des Vordersitzes an. Immerhin haben Hinterbänkler zwei USB-Anschlüsse zur Verfügung - unterhalb der Luftauslässe, die eher nach 90-Jahre-Mittelklassewagen als nach modernem Elektroauto aussehen.
Auch hinten leistet sich das Model 3 keine Extravaganzen. Den Kofferraumdeckel muss man ganz klassisch mit der Hand anheben - wer deutsche Luxusautos mit ihren elektronischen Heckklappen gewohnt ist, muss sich da etwas umgewöhnen. Wirklich störend ist das aber nicht, zumal der Kofferraum zwar nicht üppig, aber ausreichend dimensioniert ist.
Hier passen vier bis fünf kleinere Kabinenkoffer oder zwei bis drei größere rein. Unter der Motorhaube ist noch Platz für eine größere Reisetasche, insgesamt schluckt der Tesla 345 Liter an Ladevolumen - in etwa so viel wie ein aktueller Golf. Unser Fazit: Wenn Tesla die Produktion in den Griff bekommt, müssen sich die deutschen Nobelauto-Hersteller ins Zeug legen. Denn für 40.000 Euro aufwärts bietet Tesla ein Elektroauto an, das durchaus praktikabel ist - und eine Menge Fahrspaß bietet.