Nach Gewinneinbruch in 2019 Schaeffler für China optimistisch - Aktie steigt stark

Vorstandschef Klaus Rosenfeld erwartet eine schnelle Erholung des chinesischen Automarkts
Foto: picture alliance / dpaDer Auto- und Industriezulieferer Schaeffler weckt nach einem Gewinneinbruch im vergangenen Jahr Hoffnungen auf eine Entspannung der Krise um das Coronavirus. Vorstandschef Klaus Rosenfeld erwartet, dass sich der Automarkt in China von dem Einbruch zu Jahresbeginn erholt und dass der Konzernumsatz von Schaeffler im laufenden Jahr trotz der jüngsten Betriebsunterbrechungen stabil bleibt.
"Wir erwarten tendenziell eine V-förmige Entwicklung des chinesischen Automarkts", sagte Rosenfeld am Dienstag bei der Bilanzvorlage in München. In Italien sei das Risiko durch die Ausbreitung des Virus für Schaeffler "viel, viel kleiner" als in China.
Die im SDax notierte Vorzugsaktie von Schaeffler (Kurswerte anzeigen) legte am Mittag um fast 13 Prozent zu und war Spitzenreiter im Index der kleineren Unternehmen - vermutlich auch wegen der optimistischen Einschätzung der Entwicklung in China, sagten Händler. Seit Jahresbeginn haben die Titel aber über ein Fünftel an Wert verloren. Am späten Nachmittag, als die Wall Street deutsche und europäische Indizes nach unten zog, notierten Schaeffler-Papiere noch mit einem Plus von 7,8 Prozent.
Analyst Patrick Hummel von der Schweizer Großbank UBS hob den freien Barmittelzufluss hervor, der positiv überrascht habe. Dieser verbesserte sich im Vergleich zum Vorjahr um 89 auf 473 Millionen Euro. Die Kennzahl ist vor allem für Analysten und Investoren eine wichtige Kennziffer, da sie Aufschluss über die Finanzkraft eines Unternehmens gibt. Zudem hätten Umsatz und operatives Ergebnis die Erwartungen jeweils um 5 Prozent übertroffen. Allerdings dürfte der eingetrübte Ausblick auf 2020 wohl zu sinkenden Analystenprognosen führen, erwartet er. Tim Schuldt vom Analysehaus Pareto Securities verwies darauf, dass der schwächere Ausblick am Markt wohl bereits einkalkuliert worden sei.

Schaeffler bleibt vorsichtig mit seinen Prognosen für das laufende Jahr. Die geäußerte Erwartung einer schnellen Entspannung der Corona-Krise in China, wo Schaeffler stark vertreten ist, verlieh der Aktie am Dienstag einen kräftigen Schub
Foto: manager magazinSchaeffler hatte ähnlich wie andere Unternehmen infolge der Virusausbreitung in China die Werksferien zum dortigen Neujahrsfest um zehn Tage verlängert. Trotz der Betriebsunterbrechungen seien die Lieferketten nicht abgerissen, sagte Rosenfeld zu Reuters: "Unsere Zulieferketten sind intakt." Die Schaeffler-Werke in dem Land seien wieder in Betrieb und derzeit zu rund 80 Prozent ausgelastet. "In China scheint sich die Situation zu entspannen." Ein Anlass für diese Einschätzung sei auch die allgemeine Erwartung staatlicher Konjunkturhilfen. Die Herzogenauracher erwirtschaften rund 20 Prozent ihrer Erlöse in China.
Nettogewinn 2019 um gut die Hälfte eingebrochen, Ausblick eher verhalten
Für eine genaue Beurteilung der Lage in Europa sei es noch zu früh, sagte Rosenfeld. In Italien, das besonders betroffen ist und darauf mit Reisebeschränkungen reagiert, betreibt Schaeffler drei Standorte. Als wichtigsten davon nannte Rosenfeld ein Werk bei Mailand, das Wasserpumpen-Komponenten produziert, die nach Konzernangaben weltweit in jedem zweiten Auto stecken. "Da gibt es im Moment keine Notwendigkeit, das zu schließen", sagte Rosenfeld. Schaeffler habe zudem einen Ausweichplan. "Wir können Wasserpumpenlager auch an anderen Stellen produzieren."
Für den Konzern insgesamt erwartet Schaeffler im laufenden Jahr ein annähernd stabiles Geschäft. Der Umsatz dürfte stagnieren oder maximal zwei Prozent schrumpfen. Der Gewinn werde allerdings weiter zurückgehen: Die operative Umsatzrendite (Ebit-Marge vor Sondereffekten) dürfte auf rund 7 Prozent sinken. Im abgelaufenen Jahr fiel die Marge mit 8,1 Prozent etwas besser aus als erwartet.
Der Überschuss brach um mehr als die Hälfte auf 428 Millionen Euro ein. Der Einschnitt bei der Dividende soll weniger tief ausfallen: Der Vorstand plant für 2019 eine Ausschüttung von 45 Cent je Vorzugsaktie, nachdem es im Jahr davor 55 Cent waren.
Der Konzernumsatz blieb im vergangenen Jahr mit 14,4 Milliarden Euro annähernd stabil und lag damit im Rahmen der eigenen Prognose. Schaeffler hatte angesichts schwacher Geschäfte mit der Autobranche 2019 weltweit rund 5000 Stellen abgebaut, davon 1000 in Deutschland. Dazu zählt der Konzern auch den Verkauf mehrerer Standorte. Im November hatte der Zulieferer den Abbau weiterer 1300 Stellen in Deutschland angekündigt. "Wir verfolgen bewusst eine Politik der kleinen Schritte", sagte Rosenfeld. Derzeit beschäftigt der Konzern weltweit 87.500 Mitarbeiter.
Konzern überdenkt Pläne für Hauptversammlung im April
Wegen der Virus-Krise ändert Schaeffler auch die Pläne für seine Hauptversammlung am 17. April in Nürnberg. "Einfach absagen kann man die nach deutschem Recht gar nicht", sagte Rosenfeld zwar. Jedoch wolle Schaeffler nicht nur wie üblich die Vorstandsreden im Internet übertragen, sondern diesmal auch die Generaldebatte. Da alle stimmberechtigten Aktien der Familie Schaeffler gehören und an der Börse nur stimmrechtlose Vorzugsaktien notiert sind, sei die Versammlung auch bei geringer Präsenz beschlussfähig: "Da stimmt nur einer ab."