Continental versus Schaeffler Der lachende Zweite

Optimist: Conti-Chef Nikolai Setzer blickt zuversichtlich auf das laufende Jahr
Foto: Sven Simon / imago imagesDieser Artikel gehört zum Angebot von manager-magazin+. Sie können ihn auch ohne Abonnement lesen, weil er Ihnen geschenkt wurde.
Von wegen First-Mover-Advantage. Als Klaus Rosenfeld (56) Dienstagmorgen ordentliche Zahlen für seinen Schaeffler-Konzern präsentierte – 9 Prozent Umsatzsteigerung auf 16 Milliarden Euro, eine Milliarde Gewinn vor Steuern und Zinsen – rauschte der Aktienkurs zwischenzeitlich um 9 Prozent nach unten.
Völlig anders das Bild am Mittwochmorgen: Continental-Chef Nikolai Setzer (51) tritt vor die Presse, verkündet negative Sondereffekte von einer Milliarde Euro und ein entsprechend maues Nettoergebnis von 67 Millionen Euro (bei 39 Milliarden Euro Umsatz). Doch der Kurs der Conti-Aktie steigt umgehend um mehr als 5 Prozent.
Nun ist Zulieferer nicht gleich Zulieferer. Doch Schaeffler und Continental haben nach wie vor mehr gemeinsam als sie trennt.
Beide sehen sich als Gewinner der Transformation. Beide sehen sich gerüstet für den Umstieg auf das Elektroauto. Beide Vorstandschefs wischten entsprechend entschieden alle Sorgen darüber vom virtuellen Tisch, dass die Volte von Verkehrsminister Volker Wissing (52, FDP) in Brüssel zu synthetischen Kraftstoffen das Verbrenneraus nun doch noch vertagen könnte. Und über allem steht natürlich die Tatsache, dass Familie Schaeffler über ihre Holdingggesellschaft IHO noch immer 46 Prozent der Conti-Aktien hält.
Conti will wieder nach vorne gucken
In einem Punkt unterschieden sich Rosenfeld und Setzer jedoch diametral. In Herzogenaurach blickte der Chef mit sorgenvoller Miene in die Kamera und damit auch in die Zukunft. Selbst die Pressemitteilung mahnte zurückhaltend: "Vorsichtiger Ausblick für das Geschäftsjahr 2023". In Hannover hingegen strahlte im Hintergrund die neue Konzernzentrale (deren Eröffnung allerdings weiter auf sich warten lässt) und es sah so aus, als würde Conti-Chef Setzer nichts lieber tun als die Ärmel seines weißen Hemdes hochzukrempeln und wieder ins Werk zu gehen, um möglichst viel von dem bevorstehenden Wachstum selbst umzusetzen. Aber woher nimmt er – anders als der CEO im Süden – bloß seine Zuversicht?
"Ich kann und werde hier nicht für Herrn Rosenfeld sprechen", sagte Setzer. Und antwortete stattdessen mit Zahlen. Continental rechne mit stabilen Märkten. Forschungsinstitute rechneten beim Automobil mit 2 bis 4 Prozent Wachstum. Conti werde entsprechend mitwachsen. Interessant dabei: Schaeffler blickt ähnlich auf die Welt und rechnet für 2023 mit einem währungsbereinigten Umsatzwachstum von bis zu 8 Prozent. Man mag sich gar nicht ausdenken, mit welcher Miene Rosenfeld in einer Rezession in die Zukunft blickt. Vielleicht ist er aber auch einfach weniger Kummer gewohnt als Setzer.
Für dessen Konzern Continental hätte das vergangene Jahr kaum schlimmer sein können. Die Kosten für Rohstoffe, Energie und Vorprodukte explodierten geradezu und lagen am Ende rund 3,3 Milliarden Euro höher als ursprünglich kalkuliert. Hinzu kamen Lieferkettenprobleme infolge von Ukraine-Krieg und China-Lockdown im Monatstakt. Nicht zu vergessen der chronische Halbleitermangel.
So ging es den meisten Dax-Konzernen. Bei Conti kamen noch weitere Hiobsbotschaften hinzu. Ein Cyberangriff hat die Konzernführung im Mark erschüttert, weil Terabyte sensibler Daten, auch von Mitarbeitern und Kunden, abflossen. Die Staatsanwaltschaft Hannover weitete zudem die Dieselermittlungen gegen frühere Conti-Vorstände nochmals aus – was aber auch heißen kann, dass sie wenig findet und nun jeden Stein zweimal umdreht.
Setzer sieht in all den Widrigkeiten ohnehin vor allem das Gute: "In Krisenzeiten sind wir resilient und für die Zukunft gut aufgestellt", sagt er. Die Konzernsprecherin beendete die Pressekonferenz mit den Worten: "Wir schauen sehr zuversichtlich in das Jahr 2023."