Opel-Mutter trotzt Krise Carlos Tavares hält PSA in schwarzen Zahlen

Wenigstens kein Verlust: PSA-Chef Carlos Tavares
Foto: DPADer Opel-Mutterkonzern Peugeot hat sich trotz eines massiven Verkaufsrückgangs in der Gewinnzone gehalten. Der bereinigte operative Gewinn der Gruppe brach im ersten Halbjahr um rund 85 Prozent auf 517 Millionen Euro ein, wie der vor dem Zusammenschluss mit Fiat Chrysler stehende französische Autobauer am Dienstag mitteilte. Der Konzernumsatz schrumpfte im gleichen Zeitraum um 34,5 Prozent auf 25,1 Milliarden Euro.
Das Ergebnis beweise die Widerstandsfähigkeit der Gruppe nach sechs Jahren intensiver Arbeit zur Steigerung der Agilität und der Senkung der Gewinnschwelle, erklärte Konzernchef Carlos Tavares (61). Für die zweite Jahreshälfte kündigte er einen "soliden Aufschwung" an.
Damit gelang es dem als "härtesten Automanager Europas" berüchtigten Konzernchef, einen heftigeren Absturz zu verhindern. Noch im Februar hatte er erklärt, sein Unternehmen sei einer der profitabelsten Autobauer der Welt. Dann aber litt PSA ähnlich wie die anderen Hersteller unter der Coronakrise. Der Absatz von Fahrzeugen war von Januar bis Ende Juni im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 45,7 Prozent eingebrochen. PSA hatte im ersten Halbjahr nur rund 1,03 Millionen Fahrzeuge verkauft. Bei Opel und der britischen Schwestermarke Vauxhall, die seit rund drei Jahren zum PSA-Konzern gehören, gab es gar einen Rückgang um 53,1 Prozent.
Hoffnung auf "Stellantis"
Tavares` Hoffnungen ruhen nun auf der geplanten Fusion mit dem italienisch-amerikanischen Hersteller Fiat Chrysler (FCA), womit er den viertgrößten Autokonzern der Welt bilden will. Das neue Unternehmen soll "Stellantis" heißen. Die EU-Wettbewerbshüter hatten allerdings Bedenken geltend gemacht und eine vertiefte Prüfung eingeleitet, die sich bis 22. Oktober hinziehen könnte. Die Fusion soll nach Plänen der Unternehmen Anfang des kommenden Jahres abgeschlossen werden.
Gerade Opel dürfte von der bevorstehenden Fusion nicht unbedingt profitieren. Tavares hat aus Deutschland einstmals größtem Hersteller zwar eine profitable Marke gemacht, gemeinsam mit der Schwestermarke Vauxhall steuerte Opel im ersten Halbjahr 110 Millionen Euro zum operativen Gewinn bei. Tausende Stellen bei Opel wurden jedoch abgebaut und die Stellung im Konzern wird zunehmend unbedeutend. Das "Stellantis"-Projekt lässt nun Schlimmes befürchten.
Immerhin: PSA kam laut Branchenbeobachtern bisher besser durch die Krise als der große heimische Konkurrent Renault. Der Hersteller mit Sitz in Boulogne-Billancourt geriet in den vergangenen Monaten in finanzielle Schwierigkeiten und kann inzwischen einen staatlich garantierten Kredit von bis zu fünf Milliarden Euro in Anspruch nehmen. Das Unternehmen hatte bereits den Abbau von weltweit rund 15 000 Stellen angekündigt, um wieder aus der Krise zu kommen.
Als Grund für das im Vergleich zu einigen Konkurrenten stabile Abschneiden von PSA nannte das Management Einsparungen und einen positiven Produktmix. Dahinter steckt vor allem ein höherer Anteil profitabler Stadtgeländewagen, an denen PSA gut verdient. Das bereits länger geltende Ziel einer durchschnittlichen operativen Rendite von mindestens 4,5 Prozent für den Zeitraum 2019 bis 2021 bekräftigte das Management.
Opel-Chef Michael Lohscheller (51) sieht die Corona-Krise für die Autobranche und sein Unternehmen allerdings noch nicht überwunden. Eine nachhaltige Erholung der zwischenzeitlich eingebrochenen Märkte sei unsicher, erklärte er. Ein zweiter möglicher Lockdown könnte den nächsten empfindlichen Nachfrageeinbruch bringen und zu Unterbrechungen der Lieferketten führen.