30.000 Vorbestellungen für Elektro-Sportwagen Fährt der Porsche Taycan dem 911er aus dem Stand davon?

Porsche Taycan
Foto: PorscheLange hütete Porsche diese Zahl wie ein großes Geheimnis, das der Sportwagenhersteller erst zur Weltpremiere seines Elektro-Sportwagens Taycan am 4. September enthüllen wollte. Nun hat der Produktionschef selbst den Schleier um die Vorbestellungen des Taycan gelüftet: Über 30.000 Bestellungen für den Elektro-Boliden liegen bereits vor, erklärte Produktionschef Albrecht Reimond laut einem Bericht des "Handelsblatt" bei einer Veranstaltung.

Elektro-Sportwagen: Das ist der Porsche Taycan
Es ist eine erstaunlich hohe Zahl für einen Wagen, von dem es auf Automessen bislang nur Konzeptstudien zu sehen gab. Porsche soll wegen der hohen Nachfrage bereits erwägen, die Jahresproduktion auf 40.000 Stück hochzuschrauben. Wenn dies gelingt, schlägt der Taycan aus dem Stand das wohl berühmteste Modell der Zuffenhausener: Die Sportwagen-Ikone 911, von der Porsche im vergangenen Jahr knapp über 35.000 Stück absetzte. Allerdings: Den Titel des weltweit meistverkauften Sportwagen-Modells hat ein US-Hersteller weiterhin sicher, nämlich Ford mit seinem berühmten Mustang.
Bei den Beschleunigungswerten steht der Taycan dem 911er kaum nach. Die stärkste geplante Taycan-Variante geht es um gerade mal drei bis vier Zehntelsekunden langsamer an als der hochgezüchtete Verbrennermotor im 911er GT2 RS, der in 2,8 Sekunden auf 100 km/h schießt. Allerdings soll der Taycan in Basisversion um die 80.000 Euro kosten - und ist damit um rund 20.000 Euro billiger ist als ein Basis-Elfer. Die Reichweite des Taycan wird in der stärksten Akku-Variante bei rund 500 Kilometern liegen, versprechen die Zuffenhausener. Das ist auf dem Niveau einer Tesla Model S-Limousine in Performance-Variante. Teslas stärkste Model S-Version schafft den Spurt von 0 auf 100 km/h allerdings in 2,6 Sekunden - und nimmt dem Taycan damit ein paar Zehntel ab.
Schlagen wollen die Zuffenhausener den kalifornischen Elektroauto-Pionier bei den Ladegeschwindigkeiten: Der Taycan verkraftet Stromleistungen von bis zu 350 kW an entsprechenden Schnelladesäulen. Zu Marktstart sind es noch 250 kW, die Fähigkeit zur maximale Ladeleistung will Porsche dann per Update nachreichen.
Bei 350 kW lässt sich in nur 4 Minuten Strom für weitere 100 Kilometer Fahrt nachtanken - oder der Akku in knapp 30 Minuten komplett vollladen. Teslas Model S kann an deutschen Superchargern aktuell meist maximal 135 kW Strom zapfen, wobei neuere Model S werksseitig bereits für Ladeleistungen bis 200 kW ausgelegt sind. Die Tesla-eigenen Supercharger-Ladesäulen sollen ab Ende des Jahres auch in Europa auf bis zu 250 kW Ladeleistung je Ladepunkt hochgerüstet werden.
Teslas Model S kommt in die Jahre

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Die Vorbestellungs-Zahl des Taycan ist ein Indikator dafür, dass das Interesse an dem Wagen groß ist - und Porsches ehrgeizige Pläne für die Umstellung auf Elektroantriebe aufgehen könnten. Der Taycan ist aber ein echter, wenn nicht sogar der erste ernstzunehmende Herausforderer für Teslas Model S. Zwar hat Tesla in jüngster Zeit alles daran gesetzt, sein günstigeres Model 3 in großen Stückzahlen auf den Markt zu bringen. Das deutlich teurere und auch margenträchtigere Model S spielt aber nach wie vor eine wichtige Rolle für Elon Musks Pläne, Tesla profitabler zu machen.
Allerdings hat Tesla mit seinem Model S ein Problem: Die Limousine kommt schon langsam in die Jahre. Verkauft wird das Model S seit 2012. Um es einigermaßen frisch zu halten, spendierte Tesla der Limousine ein kleineres Facelift, zusätzliche Kameras und Sensoren und ein paar optische Retuschen. An der Grundkonzeption hat sich aber seither nichts verändert, und zuletzt zeigten die Verkaufszahlen des Model S nach unten. Im vergangenen Jahr verkaufte Tesla weltweit etwas mehr als 53.000 Stück seiner Limousine, 2017 waren es noch fast 55.000 Exemplare.
Eine zweite Generation des Model S hat Tesla bislang noch nicht angekündigt. Gezeigt haben die Kalifornier bislang Ende 2017 nur Prototypen für die Neuauflage des Tesla Roadster, der mit einer Riesen-Batterie und supersportwagenartigen Beschleunigung punktet und noch 2020 auf den Markt kommen soll. Die ersten Fahrzeuge der zweiten Roadster-Generation sollen rund 250.000 Dollar kosten, das Basismodell später rund 200.000 Dollar.
Der mit Abstand globale Sportwagen-Bestseller kommt von Ford
Bei solchen Preisen dürften wohl kaum mehr als ein paar tausend Roadster pro Jahr vom Band rollen - wie ein Marktüberblick der Website Bestsellingcarsblog.com zeigt. So verkaufte etwa BMW im vergangenen Jahr gerade mal 2749 Stück seines Hybrid-Sportwagens i8, Aston Martins DB11 kam auf 1327 Verkäufe weltweit. 6674 Käufer fanden sich weltweit für den Mercedes AMG GT, Jaguars F-Typ kam auf 7846 Neuzulassungen im Gesamtjahr 2018.
Insofern ist die Vorreservierungs-Zahl für Porsches Taycan durchaus beachtlich, denn Sportwagen zählen nicht gerade zu den Absatzrennern weltweit. Es sei denn, sie werden vergleichsweise günstig angeboten - wie die Verkaufszahlen für zwei Modelle zeigen. Das weltweit mit Abstand meistverkaufte Sportwagen-Modell war 2018 der Ford Mustang, der auf über 112.000 Neuzulassungen kam. Knapp hinter dem Porsche 911 folgt Mazdas Roadster-Dauerbrenner MX-5 mit fast 32.000 verkauften Fahrzeugen weltweit.
Ursprünglich hat sich Porsche für den Taycan ein Jahres-Produktionsziel von 20.000 Fahrzeugen gesetzt - das die Zuffenhausener aber auch nach oben erweitern können. Das Unternehmen sieht sich voll im Plan: Von den 1500 geplanten neuen Stellen für die Taycan-Produktion habe man bereits fast 1000 besetzt, hieß es.
Anmerkung der Redaktion: In einer früheren Version des Artikels war die Beschleunigung des Tesla Model S Performance nicht präzise widergegeben, die maximale Ladeleistung neuerer Model S von 200 kW war nicht ersichtlich. Ein Leser hat uns auf die Ungenauigkeiten aufmerksam gemacht, wir haben den Text entsprechend angepasst.