200 Ermittler im Einsatz Razzia bei Porsche und Audi - Betrugsverdacht gegen Vorstand

Porsche-Zentrale in Zuffenhausen: Razzia wegen Betrugsverdacht
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Der Sportwagenhersteller Porsche wird immer tiefer in den Abgasskandal hinein gezogen: Wegen des Verdachtes des Betruges und strafbarer Werbung mit manipulierten Dieselabgaswerten durchsuchten am Mittwoch insgesamt mehr als 190 Einsatzkräfte zehn Objekte in Baden-Württemberg und Bayern, wie die Staatsanwaltschaft Stuttgart bekanntgab.
Die Behörde teilte erstmals mit, dass sie gegen drei ihr bekannte Beschuldigte ermittele, darunter ein aktives Vorstandsmitglied. Porsche bestätigte, dass Firmenräume durchsucht und Unterlagen sichergestellt worden seien. Um welche Personen es sich handelt, wollten weder das Unternehmen noch die Strafverfolger offenlegen. Die Staatsanwaltschaft erklärte, es gehe neben dem aktiven Vorstand um einen höherrangigen Manager und einen Ex-Porsche-Manager.
Der Nachrichtenagentur Reuters zufolge soll es sich bei dem verdächtigen Vorstandsmitglied nicht um Porsche-Chef Oliver Blume handeln. "Es gehe nicht um den Vorstandsvorsitzenden", erklärten zwei Personen mit Kenntnis des Vorgangs.
Auch Standorte von Audi durchsucht
An der Razzia waren auch das Landeskriminalamt Bayern und die Staatsanwaltschaft München beteiligt, da auch zwei Standorte von Audi durchsucht worden seien, sagte ein Sprecher der Staatsanwaltschaft Stuttgart. Wegen Betruges mit Abgaswerten identifizierten die Strafverfolger bei allen Autobauern bisher nur ehemalige Vorstandsmitglieder und Manager unter der obersten Führungsebene.
Bei Audi ermittelt die Staatsanwaltschaft München neben Ex-Vorständen und Ingenieuren auch in Vorstandskreisen, allerdings noch gegen "Unbekannt". In München sitzt als einziger Beschuldigter der frühere Porsche-Vorstand Wolfgang Hatz in Untersuchungshaft, der zuvor bei Audi und im VW-Konzern unterhalb des Vorstands die Motorenentwicklung geleitet hatte.
Der Abgasskandal hatte im September 2015 bei Volkswagen (Kurswerte anzeigen) begonnen. Der Autokonzern hatte damals eingeräumt, dass Millionen von Fahrzeugen mit Software ausgestattet worden waren, die die volle Abgasreinigung nur im Testbetrieb ermöglichte. Auf der Straße stießen die Wagen deutlich mehr Schadstoffe aus. Dies stürzte Volkswagen in eine schwere Krise. Den größten Autokonzern der Welt kostete die Dieseaffäre vor allem aufgrund von Vergleichen und Schadenersatz in der USA bisher schon mehr als 25 Milliarden Euro. Durchsuchungen gab es aber auch schon bei BMW und Daimler sowie dem Zulieferer Bosch.
Bei Porsche hatte es bereits zuvor Ermittlungen im Zusammenhang mit der Abgasaffäre bei Volkswagen gegeben. Im Herbst 2016 hatte das Unternehmen einen freiwilligen Rückruf des Modells Macan begonnen, nachdem Zweifel an der Abgasreinigung laut geworden waren. Im Juli 2017 ordnete der damalige Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU) ein Zulassungsverbot für den Porsche-Geländewagen Cayenne mit 3,0-Liter-TDI-Antrieb an.