Hersteller testen Abo-Modelle Porsche startet Auto-Abo ab 1400 Euro monatlich

Porsche 911 Sportwagen: Auch junge Gebrauchte werden im Porsche Auto-Abo verfügbar sein.
Foto: Sebastian Gollnow/ picture alliance / dpaMusik und Filme im Abo? Klar. Die wöchentliche Gemüsekiste, Kochboxen oder Kleidung? Auch klar. Warum also nicht auch Autos im Abo? Nach Einschätzung von Ferdinand Dudenhöffer (69) vom Duisburger CAR-Institut haben solche Modelle das Potenzial, den Neuwagenmarkt für Privatleute komplett zu verändern. Bis 2030 könnten sie einen Marktanteil von bis zu 40 Prozent erreichen und dabei die immer noch beliebten Barzahlungen und Kreditfinanzierungen in den Hintergrund drängen. Leasing werde hingegen seine Bedeutung behalten.
Eine solche Entwicklung würde den Automarkt durcheinanderwirbeln. Aktuell spielen Abo-Modelle noch so gut wie keine Rolle – aber viele Anbieter drängen in den Markt. Nach einer Übersicht des Blogs "Digital Affin" gibt es aktuell knapp 40 Anbieter von Auto-Abos in Deutschland, darunter Hersteller wie Mercedes oder PSA sowie Autovermietungen und Start-ups. Die Kunden zahlen dabei eine monatliche Rate, die sämtliche Kosten außer dem Treibstoff abdeckt.
Während solche Verträge einschließlich Werkstattleistungen, Versicherung und Wertverlustschutz im Firmenkundenbereich sind solche Verträge schon länger bekannt sind, etablieren sie sich im Privatkundensegment gerade erst. Laut der CAR-Studie haben die Angebote aber ein Potenzial für bis zu eine Million Verträge pro Jahr.
manager magazin hatte bereits im Juni über das stark steigende Interesse an Auto-Abos berichtet. Wegen der Coronavirus-Pandemie meiden viele Deutsche aktuell öffentliche Verkehrsmittel und steigen lieber auf das eigene Fahrzeug um. Größere Ausgaben scheuen sie aber derzeit auch. Beide Faktoren beförderten das Abo-Modell, erklärte Oliver-Wyman-Berater Joachim Deinlein damals.
Jüngstes Beispiel ist der Sportwagenbauer Porsche: Die VW-Tochter vermietet nach Abschluss eines Pilotprojekts ab sofort junge Gebrauchtwagen über ein Abonnement. Es ermöglicht die Miete eines Autos für mindestens sechs Monate und damit für eine kürzere Frist als Leasing.
Damit reagiere Porsche auf veränderte Bedürfnisse jüngerer Kunden, die kein Auto mehr besitzen, es aber nutzen wollten, erklärte Alexander Pollich, Chef der Porsche Deutschland GmbH. Das Abo hat eine Mindestlaufzeit von einem halben Jahr. Nach sechs Monaten Miete kann das Fahrzeug gewechselt werden. Die Monatsgebühr startet bei rund 1400 Euro.
Satte 93 Prozent aktueller Auto-Abo-Nutzer sind zufrieden
Bei einer Umfrage des CAR-Instituts gemeinsam mit dem Technologieanbieter IBM hätten 48 Prozent der 1163 Teilnehmer von unerwarteten Kosten bei ihrem aktuellen Wagen berichtet. Dabei wurden verschleißbedingte Reparaturen am häufigsten genannt. Eine Mehrheit von 53 Prozent konnte sich vorstellen, das nächste Auto zu abonnieren. Bei einem Konditionenvergleich für ein konkretes Automodell von BMW entschieden sich 21 Prozent für das Abonnement, der Anteil der Barkäufer ging im Vergleich zu den aktuell gefahrenen Autos deutlich zurück.
In einer zweiten Umfrage wurden 726 Kunden des Abo-Anbieters Fleetpool befragt. Von diesen wollten 89 Prozent nach Ablauf des aktuellen Vertrags weiter im Abonnement bleiben, 93 Prozent zeigten sich zufrieden oder sehr zufrieden. Bei etwa jedem achten Vertrag fielen allerdings zum Ende zusätzliche Kosten an für Schäden am Fahrzeug und zu viel gefahrene Kilometer.
Und die gute Nachricht für alle Flatrate-Freunde: Längst nicht alle Autoabo-Angebote sind preislich so hoch angesiedelt wie das von Porsche. Laut CAR-Institut gibt es aktuell Abo-Modelle mit Monatsraten ab 199 Euro für Kleinwagen.