Elektroauto in Norwegen: Boom dank hoher Steuervergünstigungen
Foto: AFPNorwegen ist schon jetzt ein Elektroauto-Paradies - mehr als jeder vierte neu zugelassene Pkw fährt bei den Skandinaviern mit Strom. Möglich machen es üppige Steuererleichterungen für die Batteriewagen, zudem dürfen sie Busspuren benutzen und kostenlos parken.
Doch das ist offenbar nur der Anfang: Schon in neun Jahren sollen in Norwegen überhaupt keine Autos mit Benzin- oder Dieselmotor mehr zugelassen werden. So sieht es der Entwurf des neuen Verkehrsplans vor, den die Regierung jetzt ins Internet gestellt hat.
"Nach 2025 sollen neue private Autos, Busse und leichte Nutzfahrzeuge Nullemissions-Fahrzeuge sein", heißt es in dem Dokument auf Seite 33. Und was damit gemeint ist, erklären die Autoren auch: Elektro- und Wasserstoffautos. Schon in den Jahren zuvor soll der Anteil von Autos, die ausschließlich über einen Verbrennungsmotor verfügen, deutlich sinken.
Der radikale Elektroauto-Plan soll dazu beitragen, Norwegens Emissionen aus dem Verkehrssektor bis 2030 zu halbieren. Weiterhin ist vorgesehen, dass Fähren und andere Schiffe verstärkt mit Strom fahren. Dazu sollen Ladestationen in allen größeren Häfen entstehen.
Lastwagen sowie Flugzeuge nutzen den Plänen zufolge in den kommenden Jahren verstärkt Strom und Biokraftstoffe. Zudem investiert der Staat eine Milliarde Euro in neue Fahrrad-Schnellstraßen. Im Jahr 2050 soll der gesamte Verkehrssektor dank all der Maßnahmen nahezu keine Emissionen mehr verursachen.
Der in Norwegen vergleichsweise saubere Strommix begünstigt das ehrgeizige Vorhaben. Die Skandinavier gewinnen ihre Elektrizität vornehmlich aus Wasserkraft. Zudem baut Versorger Statkraft Europas größten Windpark an Land.
Bis der Plan Gesetz wird, dürfte jedoch noch etwas Zeit vergehen. Politiker, Bürger und Verbände geben derzeit Stellungnahmen ab. Im kommenden Jahr entscheidet dann das Parlament.
Die deutschen Autobauer müssten eine radikale Elektroauto-Politik in Norwegen nicht unbedingt fürchten. Vor allem Volkswagen sowie BMW sind mit ihren Batterie-Modellen recht erfolgreich. Der VW E-Golf ist sogar das meistverkaufte Auto überhaupt in dem skandinavischen Land.
Diskussionen um ein Verbrennungsmotor-Verbot gibt es auch in anderen Ländern. In Kalifornien scheiterte vorerst der Versuch, den Verkauf von Diesel- und Benzinautos ab 2030 zu untersagen. In Deutschland erregten zuletzt die Grünen Aufsehen mit ihrem Vorstoß, diese Fahrzeuge ab 2036 nicht mehr zuzulassen.
Heute wird beim Autogipfel im Kanzleramt über bis zu 5000 Euro Kaufprämie pro Elektroauto verhandelt. Derlei Subventionen sind in vielen Ländern üblich, wie der Überblick zeigt.
Norwegen
In diesem Land haben Elektroautos den europaweit höchsten Anteil an den Neuwagenverkäufen - jedes fünfte neu zugelassene Auto ist ein Stromer. Die Regierung erlässt Elektroauto-Käufern sämtliche Steuern, die sonst beim Kauf eines Neuwagens anfallen - von der Mehrwert- bis zur Zulassungssteuer. Auch von der jährlichen Kfz-Steuer sind Elektroauto-Besitzer befreit. In Summe ...
... schießt Norwegen so indirekt beim Kauf 14.200 Euro je Elektroauto zu, zeigt eine Studie der Unternehmensberatung McKinsey. Elektroauto-Fahrer können Busspuren mitbenutzen, oft gratis laden oder parken, die Straßenmaut entfällt. Das macht ein Elektroauto für viele Norweger billiger als ein herkömmliches Fahrzeug. Der Nachteil: Dem Staat entgehen Millionen an Steuereinnahmen - weshalb die Regierung erwägt, die staatlichen Subventionen noch in diesem Jahr zu reduzieren.
Niederlande
Auch in den Niederlanden profitieren Elektroauto-Käufer von massiven Steuererleichterungen. Für sie entfällt die Zulassungssteuer, bis Anfang des Jahres fiel auch die jährliche Kfz-Steuer weg. Insgesamt schießt der Staat so rund 3000 Euro je Elektroauto zu, zeigt die McKinsey-Studie. Doch Stromer-Besitzer profitieren auch von lokalen Initiativen ...
... in Amsterdam etwa stellt die Stadt Elektroauto-Käufern in der Nähe ihrer Wohnung eine Ladesäule hin, es gibt auch zahlreiche eigens für Elektroautos reservierte Parkplätze mit Gratis-Lademöglichkeit. All das macht auch die Niederlande zu einem Elektromobilitäts-Dorado: Im Jahr 2015 war jedes zehnte neuzugelassene Auto ein Elektroauto.
Dänemark
Keine Registrierungsgebühr, die bis zu 65 Prozent des Kaufpreises ausmachen kann, keine Kfz-Steuer, und auch noch Erstattung eines Teils der Stromkosten: Bis Ende 2015 war der Erwerb eines Elektroautos in dem Nachbarland auch finanziell sehr attraktiv. Nun schafft die Regierung die Steuererleichterungen schrittweise ab. Im vergangenen Jahr jedoch ...
... schoss der dänische Staat so 15.200 Euro beim Kauf eines Elektroautos zu, zeigen Berechnungen von McKinsey - zuletzt hatten die Stromer einen Anteil von 2,3 Prozent aller Neuzulassungen.
China
Bis 2020 will China fünf Millionen Elektroautos auf den Straßen haben - und hat zuletzt die Förderungen deutlich hochgefahren. Die Regierung will nun kräftig in die Lade-Infrastruktur investieren, Elektroautokäufer erhalten staatliche Zuschüsse von 7800 Euro je Fahrzeug, wie die Studie von McKinsey zeigt. Dazu erlässt ...
... der Staat Elektroauto-Käufern die zehnprozentige Autokaufsteuer und die Kraftfahrzeugsteuer. Anreize gibt es auch von Stadtregierungen: So sind in Peking etwa E-Autos von der Nummernschilder-Lotterie für Neuwagen ausgenommen, mit denen die Metropole die Luftverschmutzung in den Griff bekommen will.
USA
Die USA gewähren Elektroauto-Käufern staatliche Kaufprämien in Form einer Steuergutschrift. Beim Stromer-Kauf erhalten Kunden so rund 7500 Euro, heißt es bei McKinsey. Zudem fördert die US-Regierung auch die Errichtung von Ladesäulen mit Steuererleichterungen. Daneben gibt es...
... in den Bundesstaaten eigene Förderprogramme - so schießt Kalifornien Elektroautokäufern zusätzlich 2500 Dollar zu. In Kalifornien dürfen Elektroauto-Besitzer auch spezielle Carpool-Spuren auf Autobahnen nutzen. USA-weit kommen Elektroautos dennoch nur auf einen Marktanteil von 0,7 Prozent an den Neuzulassungen.
Japan
Beim Kauf eines Elektroautos schießt der japanische Staat laut McKinsey rund 6400 Euro zu - großteils in Form von Steuererleichterungen. Die japanische Regierung fördert auch den Aufbau eines Ladestationen-Netzes ...
... Japans Autohersteller haben zudem ein gemeinsames Förderprogramm für die Errichtung eines flächendeckenden Ladesäulen-Netzwerks ins Leben gerufen.
Frankreich
Frankreichs Regierung will Diesel-Stinker von der Straße verbannen - bis zu 10.000 Euro Bonus zahlt sie deshalb für den Umstieg von einem alten Diesel- auf ein modernes Elektroauto. Allen anderen Elektroauto-Kaufwilligen gewährt der Staat immerhin noch eine Prämie von 6300 Euro. Zudem sind ...
... Elektroautos von einer Firmenwagenbesteuerung ausgenommen. Der Staat fördert den Aufbau der Infrastruktur, Ankaufsprogramme sollen zudem den Markt ankurbeln: Elektro- und Hybridautos sollen einen Anteil von 25 Prozent in den Behörden-Fuhrparks erreichen. Zuletzt waren 1,4 Prozent aller Neuzulassungen in Frankreich Elektroautos.
Deutschland
Bislang subventioniert die deutsche Regierung den Kauf von Elektroautos nicht direkt. Doch das könnte sich bald ändern, im Gespräch sind Zuschüsse von 5000 Euro für reine Elektroautos und 3000 Euro für Hybridfahrzeuge. Beim "Autogipfel" im Bundeskanzleramt diskutieren Regierungs- und Autobranchenvertreter noch über Details...
...so besteht der Bund etwa darauf, dass sich die Autobranche zur Hälfte an den Kosten einer Kaufprämie von rund 1,2 Milliarden Euro beteiligt. Die Förderung könnte noch in diesem Jahr starten. Sie soll aber nur für E-Modelle gewährt werden, die weniger als 60.000 Euro Listenpreis kosten. Seit Anfang 2016 sind Elektroautos nur mehr fünf Jahre lang von der Kfz-Steuer befreit, für E-Dienstwagen gibt es Extra-Steuererleichterungen. Kein Wunder, dass Elektroautos im Jahr 2015 nur 0,7 Prozent aller Pkw-Neuzulassungen ausmachten.
... der Staat Elektroauto-Käufern die zehnprozentige Autokaufsteuer und die Kraftfahrzeugsteuer. Anreize gibt es auch von Stadtregierungen: So sind in Peking etwa E-Autos von der Nummernschilder-Lotterie für Neuwagen ausgenommen, mit denen die Metropole die Luftverschmutzung in den Griff bekommen will.
Foto: © Aly Song / Reuters/ REUTERSChina ist 2015 zum größten Absatzmarkt für Elektroautos aufgestiegen: fast 190.000 Fahrzeuge mit Stecker wurden dort verkauft, nahezu ausschließlich von heimischen Startups wie Kandi oder Zotye. Marktführer BYD (im Bild der Bestseller BYD Qin) ist der deutschen Autobranche immerhin als Kooperationspartner von Daimler bekannt. Deren Gemeinschaftsprodukt Denza fährt jedoch weiter hinten in der Statistik.
Der US-Markt machte einen leichten Rücksetzer auf 115.000 Elektroautos (0,7 Prozent Marktanteil). Trotzdem schaffte es das kalifornische Fabrikat Tesla Model S erstmals, weltweit die Verkaufsliste der Elektroautos anzuführen. Außer in der Heimat ist das Auto auch in vielen kleineren Absatzmärkten wie Kanada, Schweiz oder Dänemark die Nummer eins. Die Chinesen hingegen sind auf ihren eigenen Markt beschränkt.
Teslas Europa-Sprungbrett sind die Niederlande, die mit 43.000 verkauften E-Mobilen (9,6 Prozent Marktanteil) auch den größten Absatzmarkt des Kontinents bilden. Die üppigen Subventionen kommen jedoch weniger batteriebetriebenen Elektroautos (im Bild die Taxi-Flotte am Flughafen Schiphol) zu Gute als Plug-in-Hybriden wie dem Mitsubishi Outlander PHEV oder dem VW Golf GTE. Die können wahlweise auch Benzin tanken.
Der Volkswagen-Konzern geht nach seinem Diesel-Skandal in die Elektrooffensive. Vom Golf wird auch eine E-Version in Wolfsburg gebaut, verkauft jedoch hauptsächlich in Norwegen. Dort liegt das Mekka der Elektroautoverkäufer mit sagenhaften 22,8 Prozent Marktanteil oder 34.000 Stück. Der VW E-Golf, äußerlich kaum vom Verbrenner zu unterscheiden, ist dort sogar das meistverkaufte Auto überhaupt des Jahres 2015.
In Japan lag im vergangenen Jahr der Plugin-Hybrid Mitsubishi Outlander PHEV ganz vorne - von ihm wurden knapp 11.000 Stück verkauft. Nissans Elektroauto Leaf büßte die Marktführerschaft in dem Segment mit rund 9000 verkauften Fahrzeugen im Jahr 2015 ein - was wohl auch daran lag, dass Ende 2015 die zweite Leaf-Generation zu den Händlern kam.
Auch Großbritannien zählt mit 28.000 verkauften Elektroautos und leicht über 1 Prozent Marktanteil zu den größeren E-Auto-Nationen. Im Bild testet Londons Ex-Bürgermeister Boris Johnson in Tokio den Bestseller Outlander Plug-In, der auch in den Niederlanden, Schweden und Spanien das Ranking anführt und damit Europas erfolgreichstes Elektroauto darstellt.
Frankreich, wo immerhin 1,4 Prozent aller Neuwagen (27.000 Stück) elektrisch angetrieben werden, ist eine Bastion für Renault. Der Hersteller setzte ähnlich früh wie sein Partner Nissan auf erschwingliche Stromfahrzeuge für den Massenmarkt. Am erfolgreichsten ist der Renault Zoe, der allein auf mehr als 10.000 Neuzulassungen kam.
Das Vorzeigemodell der deutschen Industrie für den Elektroboom ist BMWs i3, das mit Carbonkarosserie unter die Top 5 der weltweit erfolgreichsten Stromer des Jahres 2015 kommt - vor allem jedoch dank der hohen Absatzzahlen in den USA. In Deutschland selbst, wo vergleichsweise wenig Subventionen fließen, ist der Elektroautomarkt trotz hoher Wachstumsraten noch klein: 24.000 Fahrzeuge oder 0,7 Prozent Marktanteil. Und der Bestseller ist noch nicht einmal aus eigener Produktion ...
... sondern der Kia Soul EV, der sich in Deutschland im vergangenen Jahr 3800-fach verkaufte. Das sind um ein Vielfaches mehr als in der südkoreanischen Heimat. Auf den Straßen muss man das kantige Modell in beiden Ländern lange suchen: Nach Recherchen von manager-magazin.de werden viele der in Deutschland neu zugelassenen Kia Soul gleich wieder als junge Gebrauchte nach Norwegen weiterverkauft, wo es echte Nachfrage gibt. Unterwegs schönen sie die für die EU wichtige CO2-Bilanz des Herstellers.
Der Volkswagen-Konzern geht nach seinem Diesel-Skandal in die Elektrooffensive. Vom Golf wird auch eine E-Version in Wolfsburg gebaut, verkauft jedoch hauptsächlich in Norwegen. Dort liegt das Mekka der Elektroautoverkäufer mit sagenhaften 22,8 Prozent Marktanteil oder 34.000 Stück. Der VW E-Golf, äußerlich kaum vom Verbrenner zu unterscheiden, ist dort sogar das meistverkaufte Auto überhaupt des Jahres 2015.
Foto: Nigel Treblin/ dpaIn Japan lag im vergangenen Jahr der Plugin-Hybrid Mitsubishi Outlander PHEV ganz vorne - von ihm wurden knapp 11.000 Stück verkauft. Nissans Elektroauto Leaf büßte die Marktführerschaft in dem Segment mit rund 9000 verkauften Fahrzeugen im Jahr 2015 ein - was wohl auch daran lag, dass Ende 2015 die zweite Leaf-Generation zu den Händlern kam.
Foto: REUTERSFrankreich, wo immerhin 1,4 Prozent aller Neuwagen (27.000 Stück) elektrisch angetrieben werden, ist eine Bastion für Renault. Der Hersteller setzte ähnlich früh wie sein Partner Nissan auf erschwingliche Stromfahrzeuge für den Massenmarkt. Am erfolgreichsten ist der Renault Zoe, der allein auf mehr als 10.000 Neuzulassungen kam.
Foto: RenaultDas Vorzeigemodell der deutschen Industrie für den Elektroboom ist BMWs i3, das mit Carbonkarosserie unter die Top 5 der weltweit erfolgreichsten Stromer des Jahres 2015 kommt - vor allem jedoch dank der hohen Absatzzahlen in den USA. In Deutschland selbst, wo vergleichsweise wenig Subventionen fließen, ist der Elektroautomarkt trotz hoher Wachstumsraten noch klein: 24.000 Fahrzeuge oder 0,7 Prozent Marktanteil. Und der Bestseller ist noch nicht einmal aus eigener Produktion ...
Foto: BMW... sondern der Kia Soul EV, der sich in Deutschland im vergangenen Jahr 3800-fach verkaufte. Das sind um ein Vielfaches mehr als in der südkoreanischen Heimat. Auf den Straßen muss man das kantige Modell in beiden Ländern lange suchen: Nach Recherchen von manager-magazin.de werden viele der in Deutschland neu zugelassenen Kia Soul gleich wieder als junge Gebrauchte nach Norwegen weiterverkauft, wo es echte Nachfrage gibt. Unterwegs schönen sie die für die EU wichtige CO2-Bilanz des Herstellers.
Foto: Yonhap/ picture alliance / dpa2015 stieg die Nachfrage nach Elektroautos in Europa stark an - es wurden 186.170 Batteriefahrzeuge verkauft (Anteil: 1,3 Prozent). In Holland und Norwegen setzte sich damit der Boom fort. Aber auch in Schweden, Dänemark und der Schweiz nahm der Absatz Fahrt auf. Italien und Spanien bleiben Stromer-Diaspora, Deutschland schneidet unterdurchschnittlich ab.
Im Vorjahr (2014) wurden in der EU plus Norwegen und der Schweiz 92.455 Elektroautos verkauft. Das entsprach einem Anteil von 0,7 Prozent an allen zugelassenen Fahrzeugen. In Norwegen und den Niederlanden war die Nachfrage bereits damals am größten - auch dank Subventionen.
Während die Politiker in Deutschland weiter über eine Kaufprämie für Elektroautos streiten, schaffen die Hersteller Fakten. So wie Porsche mit dem Mission E preschen auch Volkswagen (Budd-e), BMW (i3) und Opel (Ampera-e) mit neuen und verbesserten Modellen vor.