Ein Elektro-Shuttlebus des appbasierten Sammeltaxi-Diensts Moia
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Das hatte den Anflug einer Provinzposse in der großen Elbmetropole: Wochenlang hemmte ein einzelner Hamburger Taxifahrer den Expansionsdrang von Volkswagens Mobilitätsdienst Moia. Nun weist ihn ein Gericht in die Schranken.
Im Eilverfahren korrigierte das Oberverwaltungsgericht (OVG) eine Entscheidung der ersten Instanz, die dem Fahrdienst Moia im April eine Begrenzung auf 200 Fahrzeuge auferlegt hatte. Damit kann Moia nun in Hamburg seine Fahrzeugflotte wie geplant auf 500 Elektro-Shuttlebusse zum Jahresende ausweiten - ein Schritt, auf den Moia bereits seit einem Monat drängte.
Ganz ausgestanden ist der Konflikt zwischen dem Taxifahrer und der VW-Tochter allerdings noch nicht. Mit dem unanfechtbaren Beschluss ist zwar das Eilverfahren abgeschlossen, das Hauptsacheverfahren allerdings noch nicht.
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Mobilitätsdienst Moia: Jetzt geht es los mit VWs Shuttleservice
Moia war Mitte April in Hamburg mit 100 elektrobetriebenen Fahrzeugen an den Start gegangen. Das Tochterunternehmen des VW-Konzerns will mit hohem Investitionsaufwand eine neue Form der Mobilität in der Stadt erproben. Die eigens konstruieren Fahrzeuge nehmen bis zu sechs Passagiere an festgelegten Haltepunkten auf und sollen im Preis zwischen Taxis und öffentlichem Nahverkehr angesiedelt sein.
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Ein Taxiunternehmer hatte gegen die Genehmigung des Angebots mit zunächst 500, nach 2021 eventuell bis zu 1000 Moia-Kleinbussen Klage eingereicht. Er sah seine Rechte und Interessen verletzt und erreichte in der ersten Instanz eine Begrenzung auf 200 Fahrzeuge. Die Berufungsinstanz hob die Entscheidung auf. "Die Berufsfreiheit gewährt grundsätzlich keinen Schutz vor Konkurrenz", heißt es in der Mitteilung des Gerichts.
Moia begrüßte die Entscheidung des Gerichts und kündigte an, nun das Geschäftsgebiet auf weitere Hamburger Stadtteile auszudehnen. Der Hamburger Taxenverband erklärte dagegen, der Moia-Skandal setze sich mit dem OVG-Beschluss fort. "Das VW-Ziel mit Moia ist, möglichst große Teile der heutigen öffentlichen Verkehrsangebote durch private Angebote zu ersetzen", heißt es in einer Mitteilung.
Die harschen Worte des Taxenverbandes verwundern kaum - denn die jahrzehntealte Branche wird in der Elbmetropole gerade einem Stresstest durch neue Mobilitätsangebote ausgesetzt. Für Taxibetrieben ist neben Moia etwa auch der Fahrdienst Clever Shuttle der Deutschen Bahn in Hamburg ein Moia-Konkurrent. Dazu kommen seit kurzem auch mehrere Verleiher von E-Tretrollern.
Einige klassische Taxi-Unternehmen versuchen nun, die neue Konkurrenz ein Stück weit nachzuahmen. So bieten etwa Hansa-Taxi und Mytaxi Ride-Sharing an, also geteilte Fahrten zu günstigeren Preisen.
9 BilderMobilitätsdienst Moia: Jetzt geht es los mit VWs Shuttleservice
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VW hat für MOIA auf Basis des Crafter einen elektrischen Shuttlebus entwickelt. Mit 300 Kilometer Reichweite sollen zunächst 100, später dann bis zu 1000 Fahrzeuge durch Hamburgs Straßen transportieren.
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Die MOIA-Fahrten werden über die App gebucht. Der für die Strecke angegebene Preis ist fix - auch, wenn noch andere Mitfahrer hinzusteigen. In der App können auch weitere Fahrer, sowie Kindersitze dazu gebucht werden.
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Halb "Öffi", halb Taxi: Alle 250 Meter gibt es virtuelle Haltestelle an denen Zu- und Ausstieg möglich ist.
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Das zunächst geplante Geschäftsgebiet ist 200km² groß - das Flughafengebiet ist eingeschlossen. Anfang 2020 kommen dann nochmal 100km² dazu.
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Einmal drin bietet die VW-Tochter komfortable und blickgeschützte Sitze auf ...
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... USB-Ladestationen und WLAN an Bord...
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... sowie ein Gepäckfach.
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Beim Ein- und Aussteigen muss man schnell sein, denn die virtuellen Haltestellen sind meistens nur Straßenecken. Wie gut das beispielsweise im Berufsverkehr funktioniert, wird die Praxis zeigen.
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Geladen werden die MOIA-Fahrzeuge in zwei eigenen Betriebshöfen mit Ökostrom. Die öffentliche Ladeinfrastruktur zu nutzen, könne man sich in Zukunft ebenfalls vorstellen, heißt es aus dem Unternehmen.