Kontrast zu Continental
Michelin streicht 2300 Jobs - und will ebenso viele schaffen
Billige Konkurrenz setzt Michelin zu. Der Reifenhersteller baut deshalb 2300 Jobs im Heimatland Frankreich ab. Auch in der Krise pflegt der Konzern jedoch seine besondere Kultur der betrieblichen Harmonie.
Nicht nur im Rennsport eine Größe: Der Reifenhersteller Michelin beschäftigt weltweit 127.000 Menschen - und das soll auch nach der bevorstehenden Restrukturierung so bleiben
Foto: Daniel Dal Zennaro/ dpa/dpaweb
Der französische Reifenhersteller Michelin will in den kommenden drei Jahren bis zu 2300 Stellen in Frankreich abbauen. Nahezu 60 Prozent des geplanten Abbaus sollen über freiwillige Vorruhestandsmöglichkeiten erreicht werden, der Rest über Abfindungen. Entlassungen oder Werksschließungen soll es nicht geben, versicherte der Konzern am Mittwoch in einer Mitteilung. Bis zu 1100 Stellen seien in den Büros und bis zu 1200 in den Werken betroffen.
Bemerkenswert: "Für jeden wegfallenden Arbeitsplatz verpflichtet sich Michelin, innerhalb eines realistischen Zeitrahmens zur Schaffung eines neuen Arbeitsplatzes beizutragen" - etwa durch Entwicklung neuer Geschäftsmodelle.
"Das ultimative Ziel dieses Projekts ist es, dass Frankreich, das Geburtsland von Michelin, auch in den kommenden Jahren ein Schlüsselland für den strategischen Wandel der Gruppe bleibt", betonte Michelin-Chef Florent Menegaux (58). Michelin will nun mit den Gewerkschaften sprechen, um eine Rahmenvereinbarung zu erarbeiten.
Für den Reifenhersteller arbeiten nach eigenen Angaben mehr als 20.000 Menschen in Frankreich, weltweit sind es rund 127.000 Beschäftigte in 170 Ländern. Michelin gilt als der etwas andere französische Konzern, die zumeist zentralisiert und streng hierarchisch organisiert sind. Kommt es zum Stellenabbau, flammen nicht selten wüste Proteste auf.
Auch der Wettbewerber Continental rechnet - trotz aller Probleme in anderen Sparten - mit überdurchschnittlichen operativen Margen im Geschäft mit Reifen und Kunststofftechnik. Bei den Deutschen allerdings liegen sich Management und Arbeitnehmervertreter über den Abbau von weltweit bis zu 30.000 Stellen kräftig in den Haaren. 13.000 sollen es allein in Deutschland sein.
Michelin beklagt "massiven Zustrom von Billigprodukten"
In den vergangenen zehn Jahren sei Michelin mit tief greifenden, strukturellen Veränderungen auf dem globalen Reifenmarkt konfrontiert gewesen, vor allem durch "den massiven Zustrom von Billigprodukten". Es müsse daher strategische Veränderungen insbesondere in Frankreich geben, um sich auf die Zukunft vorzubereiten, teilte Michelin weiter mit.
Der Konzern plane eine Modernisierung der Standorte und eine Stärkung im Bereich Premium- und Spezialreifen. Gleichzeitig sollen neue Geschäftsbereiche in Frankreich angesiedelt werden - etwa in den Bereichen Service, nachhaltige Materialien, Energiewende und Recycling. Michelin müsse seine Gesamtleistung deutlich verbessern und die Wettbewerbsfähigkeit steigern. Ob hier dann tatsächlich die neuen Jobs entstehen, bleibt abzuwarten.
Nicht nur im Rennsport eine Größe: Der Reifenhersteller Michelin beschäftigt weltweit 127.000 Menschen - und das soll auch nach der bevorstehenden Restrukturierung so bleiben