Energiekrise Audi-Chef empfiehlt Tempolimit und autofreie Tage

Begeistert vom Motorsport: Audi-Chef Markus Duesmann
Foto: Lars Baron / Getty ImagesZweifelsohne, Markus Duesmann (53) ist Automanager durch und durch. Einst bei BMW im Vorstandsrang verantwortlich für den Einkauf und zuvor auch für die Formel-1-Motoren, wechselte er im April 2020 als Vorstandschef zum Wettbewerber Audi, der bekanntermaßen 2026 ebenfalls im Formel-1-Zirkus mitmischen will . Wenn sich dieser "Carguy" nun für ein Tempolimit und einen autofreien Sonntag ausspricht, überrascht das. Zumal sich Duesmann damit auch direkt gegen die Politik des Auto-Lobbyverbandes VDA stellt.
Doch mit dem russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine, der folgenden Energiekrise und rasant steigenden Spritpreisen haben sich die Zeiten geändert, von der Klimakrise und niedrigeren CO2-Verpflichtungen auch seiner Industrie ganz zu schweigen.
"Wir müssen umdenken, uns klar werden, dass sich unser Leben ändert", sagt der Audi-Chef im Gespräch mit der "Süddeutschen Zeitung" . Um die Menschen "in Deutschland besser einzustimmen auf die Lage und die Notwendigkeit des Sparens, könnte es wieder autofreie Tage geben, so wie in den 1970er Jahren". Sollte es wie zu Zeiten der Ölkrise autofreie Tage geben, würde er sie auch weidlich nutzen. "Wenn es ein Sonntag ist, werde ich mit meinem Rennrad über die gesperrte Autobahn fahren." Auch ein Tempolimit auf deutschen Autobahnen könnte dabei ein Zeichen setzen.
Audi-Chef Markus Duesmann
Dass dieser in Osteuropa angezettelte Krieg schnell vorbei sein wird, glaubt auch Duesmann nicht. Die derzeit hohe Auslastung der Werke bei fast allen Herstellern dürfe nicht darüber hinwegtäuschen, dass ein langer Krieg die Menschen beunruhige, sie Kaufentscheidungen vermutlich aufschieben oder angesichts der hohen Inflation auf teure Anschaffungen ganz verzichten werden.
Audi müsse seine Prognosen nicht herunterfahren, man sehe aber bereits "erste Zeichen", dass die Kunden weniger Autos bestellten. "Aber", sagt er, "da kommt was auf uns zu, wir können nichts ausschließen – so diskutieren wir das auch im Führungskreis". So könnte der sich abzeichnende Rückgang ein Indikator für einen größeren Umschwung in der gesamten deutschen Wirtschaft sein, die zusehends vom Krieg in Osteuropa beeinflusst wird und der führende Wirtschaftsforscher eine Rezession voraussagen.
Deshalb einknicken vor Russland, auf Friedensverhandlungen mit Moskau dringen, wie es manche Topmanager und Politiker bereits tun? "Ein Ende des Krieges aus wirtschaftlicher Schwäche, das ist keine Option", sagt Duesmann in dem Interview. Einen sogenannten "Diktatfrieden" hielte er für falsch. "Wir werden unsere Ruhe dadurch nicht finden." Wenn der Westen zurückweiche, dann gehe es vielleicht kurzfristig aufwärts mit der Wirtschaft, "aber bald wäre unsere Gesellschaftsordnung in Gefahr".