Volkswagen, Daimler und andere Mangel an Mikrochips bringt Autobauer in Not

Autobau bei Volkswagen in Emden: Ohne Mikrochips steht die Fertigung teilweise still
Foto: Jörg Sarbach/DPAEin weltweiter Mangel auf dem Markt für Mikrochips bringt die deutsche Autoindustrie zunehmend in Schwierigkeiten. Nach der Marke Volkswagen meldet am Donnerstag auch die Ingolstädter Schwester Audi Kurzarbeit wegen der Engpässe bei Halbleitern an. Betroffen seien etwa 10.000 Mitarbeiter in den Werken Neckarsulm und Ingolstadt, teilte das Unternehmen mit. Die Fertigung werde teilweise ab kommender Woche zunächst bis Ende Januar gestoppt.
Daimler hat für sein Kompaktwagenwerk in Rastatt wegen mangelnder Chips ebenfalls bereits Kurzarbeit angemeldet. Auch Volkswagen hat bereits im Dezember angekündigt, die Fertigung an mehreren Standorten anzupassen, weil es weltweit Engpässe bei Chips gebe. Am Mittwoch wurde die Kurzarbeitet ausgeweitet. Auch zahlreiche andere Autobauer haben die Produktion in einigen Werken ausgesetzt oder gedrosselt.
Betroffen ist nun auch das Volkswagen-Werk in Emden. Management und Betriebsrat beantragten für die Zeit ab dem kommenden Montag Kurzarbeit, wie eine Sprecherin am Donnerstag mitteilte. Die Maßnahme ist demnach für zwei Wochen bis Ende Januar angelegt. Laut Betriebsrat sind rund 9000 Beschäftigte betroffen. Das Unternehmen verwies darauf, dass an einigen Stellen die Arbeit aber regulär weiterlaufe - etwa im eigenen Presswerk oder bei der Neuausrichtung für den Bau von Elektrofahrzeugen.
Grund für die vorübergehende, teilweise Stilllegung ist ein Engpass bei Halbleiter-Bauteilen. Die Materialien stecken in zahlreichen Hightech-Produkten wie Mikrochips von Elektroniksystemen. Während des Auto-Absatzeinbruchs zu Beginn der Corona-Krise im Frühjahr 2020 stellten viele Chipfirmen ihre Produktion auf Unterhaltungselektronik um - im zuletzt wieder besser laufende Autogeschäft fehlen nun Teile.
Chip-Hersteller können nicht schnell genug reagieren
Volkswagen prüfe fortlaufend Gegenmaßnahmen, um die Auswirkungen des Lieferengpasses und damit die Zahl der betroffenen Fahrzeuge zu begrenzen, hieß es in einer Mitteilung. "Dementsprechend fährt Emden weiterhin auf Sicht." Bereits am Mittwoch hatte der Konzern erklärt, im Stammwerk Wolfsburg die Produktion an mehreren Tagen zu drosseln.
Laut Betriebsrat könnten durch den Produktionsausfall in Emden an zehn Arbeitstagen rund 10.000 Neuwagen weniger das Band verlassen. Was das für die Jahresproduktion bedeute und der Ausfall wieder aufgeholt werden könne, sei noch nicht absehbar.
Betroffen vom Chip-Mangel ist zudem auch der Autozulieferer Hella. Die hohe Nachfrage nach elektronischen Bauteilen habe in einzelnen Werken zu einer Stopp-and-Go-Produktion geführt, sagte der Vorstandsvorsitzende Rolf Breidenbach am Donnerstag bei der Vorlage der Zahlen für die erste Hälfte des Geschäftsjahres 2020/21. "Wir sehen da schon erhebliche Auswirkungen", betonte der Chef des Licht- und Elektronikspezialisten. "Teilweise mussten wir unsere Linien anhalten."
Die Chip-Hersteller hätten nicht schnell genug auf die wieder wachsende Nachfrage reagieren können, weil die Produktion solcher Bauteile Vorlaufzeiten zwischen drei und sechs Monaten habe, sagte Breidenbach. Das führe zu Verknappungen.