"Diese stolze MAN soll abgewickelt werden" - die Konfrontation in Volkswagens Lkw-Tochter eskaliert. Betriebsrat und Gewerkschaft sehen keinen Spielraum mehr für Verhandlungen.
Der MAN-Gesamtbetriebsrat und die IG Metall haben die Verhandlungen mit der Arbeitgeberseite über den massiven Stellenabbau bei dem Lastwagenhersteller abgebrochen. Betriebsratschef Saki Stimoniaris (49) sagte am Mittwoch in München: "Das Unternehmen ist keinen Millimeter von seinen Kahlschlagplänen abgerückt. So verhandelt man nicht, das ist unanständig. Wir lassen uns nicht vorführen und kehren erst an den Tisch zurück, wenn das Unternehmen ernsthaft zu Verhandlungen bereit ist."
Der zu Volkswagens Lkw-Holding Traton gehörende Lastwagenhersteller hatte im September angekündigt, 9500 Stellen in Deutschland und Österreich zu streichen, Teile der Produktion zu verlagern und einzelne Standorte zu schließen. Mit der Aufkündigung der bis 2030 geltenden Standort- und Beschäftigungssicherungsvereinbarungen seien auch betriebsbedingte Kündigungen möglich, erklärte der Betriebsrat. Traton-Chef Matthias Gründler (55) und MAN-Chef Andreas Tostmann (58) wollen den defizitären Münchner Lkw- und Bushersteller dauerhaft profitabel machen. Die beiden Manager stehen unter dem Druck des Volkswagen-Konzerns, nachdem bereits ihre Vorgänger über den Streit mit den Arbeitnehmern gestürzt waren.
IG-Metall-Vorstand und MAN-Aufsichtsratsvize Jürgen Kerner (51) bezeichnete die Pläne der Konzernführung als "Abwicklung" des Nutzfahrzeugherstellers. Er sagte: "Die IG Metall wird es nicht tolerieren, dass der MAN Unternehmensvorstand - offensichtlich ohne tragfähiges Zukunftskonzept für die Belegschaft - die Abwicklung eines der letzten Nutzfahrzeughersteller in Deutschland kompromisslos vorantreibt." Stimoniaris sagte, die Unternehmensvertreter "sollen selbst erklären, warum diese stolze MAN abgewickelt werden soll - denn nichts anderes stellen die Pläne des Unternehmens dar."
Dem MAN-Werk im oberösterreichischen Steyr mit 2200 Beschäftigten droht die Schließung. Auch die Werke in Plauen (Sachsen) und Wittlich (Rheinland-Pfalz) wackeln.
Ein Unternehmenssprecher sagte: "Der Vorstand hat die Entscheidung des Betriebsrat mit Bedauern zur Kenntnis genommen." Der Schritt sei überraschend gekommen. Dem Vorstand gehe es nicht um Kahlschlag, sondern um eine notwendige Restrukturierung, um in alternative Antriebe und Digitalisierung investieren zu können. Er bleibe gesprächsbereit.