Kinderarbeit in Kobaltwerken Deutsche Autobauer in der Kritik

Laut Amnesty International arbeiten zahlreiche Kinder in Kobaltminen im Kongo

Laut Amnesty International arbeiten zahlreiche Kinder in Kobaltminen im Kongo

Foto: DPA

Vertreter aus 193 Ländern haben sich in Buenos Aires zu einer Intensivierung des Kampfes gegen Kinderarbeit verpflichtet. Die nun verabschiedete Abschlusserklärung der IV. Weltkonferenz zur nachhaltigen Beseitigung der Kinderarbeit bedauerte, dass das für 2016 angesetzte Ziel der Abschaffung der schwersten Formen der Kinderarbeit nicht erreicht worden und der Abbau der Kinderarbeit in den vergangenen Jahren langsamer geworden sei. Deshalb sei eine stärkere internationale Kooperation erforderlich, um das von der UNO angestrebte Ziel der Beseitigung der Kinderarbeit bis 2025 zu erreichen.

Nach Angaben der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO) arbeiten weltweit 152 Millionen Mädchen und Jungen. Mehr als 70 Prozent der Kinderarbeit finden in der Landwirtschaft statt, 42 Prozent unter gefährlichen Bedingungen. Die beispiellose Migrationswelle der vergangenen Jahre und die Ausbreitung der Krisenherde hätten außerdem die Anzahl der Kinderarbeit ausgesetzten Mädchen und Jungen vielerorts vervielfacht. "Die von Konflikten und Katastrophen verursachten Krisen betreffen über 250 Millionen Kinder", heißt es in der Abschlusserklärung.

Zahl der arbeitenden Kinder in Afrika wieder gestiegen

"Die Zahlen zeigen, dass wir in den letzten vier Jahren nicht mehr so viel Fortschritte gemacht haben wie in den ersten 20 Jahren der Kampagne gegen die Kinderarbeit", sagte ILO-Experte Thomas Wissing der Deutschen Presse-Agentur. "Es geht noch vorwärts, aber nicht so schnell wie in der Vergangenheit." Daher sei mehr Unterstützung und Zusammenarbeit aller Partner notwendig, um die Ursachen der Kinderarbeit an der Wurzel anzugehen. Man könne nicht die Eltern für die Einbindung der Kinder in die Arbeit bei Familien bestrafen, die sich etwa durch Landwirtschaft selbst versorgten. Vielmehr müsse die Armut bekämpft werden.

In Afrika sei die Anzahl der arbeitenden Kinder in den vergangenen Jahren entgegen der allgemeinen Tendenz gestiegen. Lateinamerika sei die Region, die am stärksten die Kinderarbeit abgebaut habe.

Amnesty International hatte vor wenigen Tagen in Berlin das Ergebnis einer Untersuchung vorgestellt, demnach die großen deutschen Autohersteller nicht entschlossen genug gegen Kinderarbeit vorgehen. So riskierten in den Kobaltbergwerken im Kongo schon Kinder ab sieben Jahren ihre Gesundheit und ihr Leben. BMW  , Volkswagen Stammaktien  und Daimler  seien nicht sorgfältig genug dabei, Menschenrechtsverletzungen offen zu legen und zu dokumentieren, hieß es. Kobalt wird für Batterien unter anderem für Elektroautos benötigt.

Insgesamt nahm die Menschenrechtsorganisation 29 Konzerne unter die Lupe, darunter auch Elektronikkonzerne wie Apple  , Huawei und Microsoft  sowie den E-Auto-Hersteller Tesla  . Die Autobauer zeigten besondere Defizite, hob Amnesty hervor. BMW habe sich in einigen Aspekten verbessert, zeige jedoch weiter deutliche Mängel. Bei VW und Daimler gebe es erhebliche Mängel.

Keines der Unternehmen lege offen, aus welchen Hütten sie Kobalt beziehen, heißt es in dem Bericht. Obwohl viele Firmen Industrie-Initiativen gegen Menschenrechtsgefährdungen beim Kobalt-Abbau beigetreten seien, offenbarten sie nicht entsprechende Risiken in ihren eigenen Lieferketten.

Daimler kündigte an, zu prüfen wie Zulieferer in ihren Lieferketten "solche angeblichen Praktiken" verhindern. Für direkte Lieferanten gelten demnach Nachhaltigkeitsstandards, die auch an vorgelagerte Lieferanten kommuniziert werden müssten. BMW betone in einer Stellungnahme für Amnesty, man erwarte von allen Zulieferern, Menschenrechtsverletzungen auszuschließen. VW verwies auf die große Zahl der Akteure in der Batterieproduktion. Es seien weitere Anstrengungen nötig, die Situation zu verbessern.

dpa/akn

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