Russischer Waffenbauer will Tesla Konkurrenz machen E-Wumme auf Rädern - die Mysterien um Kalaschnikows Elektroauto

Von Wilfried Eckl-Dorna
Prototyp CV-1 von Kalaschnikow: Das Design zitiert einen russischen Isch-Kombi aus den 1970er-Jahren

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Der Wagen sieht aus wie ein uralter Ford Taunus-Kombi auf Steroiden - und fährt mit hochtrabenden Ankündigungen vor. Der russische Waffenhersteller Kalaschnikow hat auf einer Moskauer Waffenmesse sein erstes Elektroauto für den zivilen Gebrauch vorgestellt. Nach eigenen Angaben hat Kalaschnikow mit dem CV-1 genannten Prototypen ein "elektrisches Superauto" entwickelt, das die Russen gar auf Augenhöhe mit dem Elektroautohersteller Tesla sehen.

Doch die spärlichen Angaben zu dem hellblauen Prototypen im Retrolook untermauern diesen Eindruck nicht unbedingt. Mit einer Ladung soll das Auto 350 Kilometer zurücklegen können, erklärt das Unternehmen, das dafür einen 90 Kilowattstunden großen Akku verbaut haben will. Vermutlich gilt diese Angabe für rumpelige russische Landstraßen - ein Tesla kommt mit einer gleich großen Batterie um gut 150 Kilometer weiter.

Auf eine Pressemitteilung in englischer Sprache hat Kalaschnikow leider verzichtet. Die deutsche Ausgabe der russischen Nachrichtenseite Sputnik hat aber Teile der Originalmeldung von Kalaschnikow übersetzt  - und daran klingt vieles fragwürdig. Kalaschnikow gibt an, dass das "Elektro-Supercar" auf mehreren Originalsystemen des Konzerns basiert. Die Technologie, so tönen die Russen, werde es ermöglichen, zu einem weltweit führenden Hersteller von Elektroautos zu werden.

Nebulöse Leistungs- und Technikangaben

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So habe Kalaschnikow eine Hochleistungsanlage für die modulare Batteriesteuerung entwickelt, die eine Stromstärke von bis zu 2000 Ampere schaffen und die Verwaltung der Zellen in Echtzeit erlauben soll. Klingt beeindruckend - doch die bislang üblichen Angaben bei Batterien bezogen sich eher auf die Volt- als die Amperezahl. Und was genau eine "Verwaltung der Zellen in Echtzeit" bewirken soll, erläutert Sputnik nicht näher.

Kalaschnikow will auch einen "bahnbrechenden" Wechselrichter entwickelt haben, der eine Leistung von bis zu 1,2 Megawatt erreicht. Was dieser bringt, bleibt aber leider im Dunklen. Keine Angaben gibt es zudem zur Höchstgeschwindigkeit des Wagens, zu etwaigen Ladezeiten des Akkus oder zur Art der verwendeten Batterien. Zudem fehlt auch jeglicher Hinweis darauf, ob für den Wagen ein Serienstart auch nur geplant ist.

Angaben gibt es dafür zur Inspiration des, nun ja, eher ungewöhnlichen Designs: Der Prototyp CV-1 basiere auf dem russischen Kastenwagen Isch 21252 - einem in den 1970er-Jahren häufig verkauften Sowjet-Auto. Doch Angaben dazu, was ein russischer Waffenhersteller besser können soll als traditionelle Autohersteller, bleibt Kalaschnikow ebenfalls schuldig.

Die restlichen Elektromobile des Konzerns glänzen nicht gerade mit üppigen Leistungsdaten, wie sich der Sputnik-Meldung entnehmen lässt. So präsentierte Kalaschnikow auch jüngst eine Zivilversion eines Elektrobuggys mit bis zu 50 Kilowattstunden großer Batterie. Die Höchstgeschwindigkeit des Elektro-Offroaders liegt allerdings bei eher bescheidenen 80 km/h.

"Eure Panzer sind super, doch haltet Euch von Autos fern"

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Kalaschnikows angebliches Wunder-Elektromobil ist nicht der erste Vorstoß eines russischen Herstellers Richtung Elektromobilität. Vor gut acht Jahren kündigte der russische Milliardär Michail Prochorow ein Billig-Hybridwagens namens Yo-Mobil an. Es sollte nur 10.000 Euro kosten und in St. Petersburg produziert werden. Sogar auf internationalen Automessen stellte Yo-Mobil damals sein Konzeptfahrzeug vor. Gebaut wurde allerdings kein einziges Yo-Mobil, im April 2014 wurde das Projekt für einen symbolischen Euro an die russische Regierung verkauft.

Dieses Schicksal dürfte dem Waffenhersteller Kalaschnikow kaum drohen. Doch dessen "Elektro-Superauto" wirkt doch eher nach PR-Strategie denn nach ernstgemeintem Autoprojekt. Kalaschnikow versucht sich bereits seit Jahren auf anderen Geschäftsfeldern. Jüngst wurde eine Modekollektion herausgebracht , es gibt auch Schirme und Smartphone-Hüllen von Kalaschnikow.

Für seinen neuesten Auto-Vorstoß musste Kalaschnikow aber postwendend Kritik einstecken. "Eure Panzer sind super, aber es wäre besser, wenn ihr euch von Autos fernhalten würdet", schrieb etwa ein Nutzer auf der Facebook-Seite des Unternehmens.

mit Material von AFP
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