
Geplatzter Traum: Wie Daimlers hochmoderne Batteriefabrik zum Flop wurde
IG Metall warnt VW, BMW und Daimler vor Exodus Deutsche Superfabrik soll Batterie-Debakel verhindern
Bei den Arbeitnehmervertretern in der deutschen Autoindustrie wächst die Angst vor einem fatalen Technik-Exodus im Batteriebereich. "Wenn die Fahrzeugindustrie nicht das Schicksal der Unterhaltungsindustrie erleiden soll, dann muss jetzt gehandelt werden", zitiert das "Handelsblatt" (€) den neuen IG-Metall-Chef Jörg Hofmann.

Geplatzter Traum: Wie Daimlers hochmoderne Batteriefabrik zum Flop wurde
Der Top-Gewerkschafter spricht eine Entwicklung an, über die manager-magazin.de vielfach berichtet hat: Deutsche Autohersteller kaufen Batteriezellen für ihre Elektroautos inzwischen ausschließlich bei asiatischen Zulieferern. Derzeit schließt Daimler seine Produktionsstätte in Kamenz (Sachsen). Sie war die letzte Fabrik in Deutschland, die Lithium-Ionen-Zellen für Autos im industriellen Maßstab fertigte.
Gleichzeitig setzen BMW , Volkswagen und Daimler zunehmend auf Elektroautos, auch angesichts des VW-Abgasskandals. Allein Volkswagen plant 20 neue Batteriefahrzeuge bis zum Jahr 2020.

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Derzeit profitieren die Autobauer von niedrigen Batteriepreisen auf dem Weltmarkt und sehen sich nicht gezwungen, eigene Fabriken zu errichten. Sobald die Nachfrage nach Elektroautos weiter in Schwung kommt, könnte sich die Strategie vor allem für die deutschen Beschäftigten in der Branche rächen, fürchten die Gewerkschafter. Es sei ein "Trauerspiel", wie die Industrie das Feld asiatischen Herstellern überlasse.

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Immerhin setzen die deutschen Hersteller die Zellen noch in der Bundesrepublik zu Batteriemodulen zusammen. Dies tut beispielsweise Daimler in Kamenz mit seiner Tochter Deutsche Accumotive.
US-Elektroautobauer Tesla hat dagegen bereits vor knapp zwei Jahren beschlossen, auch die Zellen selbst zu fertigen. In der Wüste von Nevada entsteht derzeit die größte Batteriefabrik der Welt - mit Hilfe von Panasonic.
Für die Arbeitnehmervertreter wie Hofmann ist es höchste Zeit, dass die deutsche Autoindustrie etwas Vergleichbares auf den Weg bringt. Zusammen mit den Betriebsratschefs Michael Brecht (Daimler) und Manfred Schoch (BMW) trommelt er laut "Handelsblatt" bereits für eine große gemeinschaftliche Batteriefabrik der deutschen Hersteller.

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Etwa eine Milliarde Euro müsste jedes Unternehmen einbringen, kalkulieren die Gewerkschafter. Als Vorbild fungiert demnach der gemeinsame Kaufe des Kartendienstes Nokia Here. Dieser soll den deutschen Autobauern den Zugang zu einer anderen Zukunftstechnik erleichtern: dem autonomen Fahren.
Von einer ähnlichen Kraftanstrengung halten BMW, Daimler und Volkswagen bisher allerdings wenig. Daimlers Flop in Kamenz ist noch in guter Erinnerung.