Jaguar Land Rover führt Drei-Tage-Woche ein
Der dramatische Brexit-Weckruf des Ralf Speth
Ralf Speth, Chef von Jaguar Land Rover, lässt drastischen Brexit-Warnungen jetzt genauso drastische Taten folgen. Der größte britische Autobauer drosselt die Produktion und geht auf der Insel bis Dezember zur Drei-Tage-Woche über.
Luxuriös und teuer:
Dennoch könnte der britische Autobauer Jaguar Land Rover durch einen ungeordneten Brexit schwer in Bedrängnis kommen, warnt sein Chef Ralf Speth ...
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Arbeitskosten-Länderranking: Was Autokonzerne für ihre Mitarbeiter zahlen
Ein harter Brexit ohne Übereinkunft mit der EU könnte Zehntausende Jobs in der britischen Autoindustrie kosten, warnte erst vor wenigen Tagen Ralf Speth, Chef von Jaguar Land Rover. Und als wolle der größte britische Autobauer dieser Warnung noch Nachdruck verleihen, kündigte er am Montag wie in einem Weckruf an die eigene britische Regierung die Drei-Tage-Woche an.
Um Entlassungen zu vermeiden werde im Werk Castel Bromwich bei Birmingham von Oktober bis Dezember nur noch an drei Tagen gearbeitet, teilte das Unternehmen mit. Speth beklagte in der Ankündigung zudem, dass die britische Regierung Dieselautos geradezu verteufelt habe. Allein dies hätte im Frühjahr gut 1000 Jobs bei dem Autobauer gekostet.
Dieselautos sind auch in Großbritannien auf dem absteigenden Ast. Die Verkäufe gingen auf dem zweitgrößten Automobilmarkt in Europa im laufenden Jahr um rund 30 Prozent zurück. Das spiegelt ähnliche Rückgänge in anderen wichtigen Märkten wider, da Regierungen im Zuge des Volkswagen-Abgasskandals hart gegen das Segment vorgehen.
... der uneingeschränkte Zugang zum europäischen Binnenmarkt ist für den britischen Nobelkarossen-Hersteller "genauso wichtig ist wie die Räder für unsere Autos", so Speth
Foto: AFP
Jaguar Land Rover trifft die Entwicklung aber besonders. Denn rund 90 Prozent der auf der Insel produzierten Autos sind mit einem Dieselmotor ausgestattet. Der Autobauer stand zuletzt für etwa ein Drittel der auf der Insel produzierten Autos. Eigner des Luxusauto-Herstellers ist die indische Tata Motors.
Während der konservative Brexit-Befürworter Bernard Jenkin dem CEO am Montag vorwarf, die Krise herbeizureden, machten Gewerkschafter zugleich Front gegen Premierministerin Theresa May. Die "chaotische Misswirtschaft" in den Brexit-Verhandlungen habe zu einer großen Verunsicherung in der britischen Autoindustrie und im verarbeitenden Gewerbe allgemein geführt.
Die britische Autoindustrie beschäftigt laut Reuters mehr als 850.000 Menschen. Sie befindet sich überwiegend in ausländischem Besitz und ist in hohem Maße abhängig von Liefer- und Vertriebsketten, die sich über die ganze Welt verteilen - vor allem aber über die EU, ihren größten Exportmarkt. Hier verkauft Jaguar Land Rover etwa ein Fünftel seiner Autos.
Der uneingeschränkte Zugang zum europäischen Binnenmarkt sei für Jaguar Land Rover "genauso wichtig ist wie die Räder für unsere Autos", warnte Speth erst vor wenigen Tagen. Ein harter Brexit werde den Autobauer jährlich gut 1,6 Milliarden US-Dollar zusätzlich kosten. Das entspricht gut zwei Drittel des Gewinns. Auch einen Wegzug aus der angestammten Heimat Großbritannien hatte Speth vor diesem Hintergrund in der Vergangenheit nicht mehr ausgeschlossen.
Speth steht mit seinen Warnungen indes nicht allein. Sollte es in den kommenden Monaten keine Klarheit über die Bedingungen des Brexit geben, werde BMW seine Investitionen noch in diesem Jahr überdenken, hatte Manager Ian Robertson Ende Juni erklärt. Der deutsche Premiumhersteller stellt auf der Insel die Marken Mini und Rolls-Royce her und beschäftigte in seinen Werken rund 8000 Mitarbeiter.
Luxuriös und teuer:
Dennoch könnte der britische Autobauer Jaguar Land Rover durch einen ungeordneten Brexit schwer in Bedrängnis kommen, warnt sein Chef Ralf Speth ...
17 BilderArbeitskosten-Länderranking: Was Autokonzerne für ihre Mitarbeiter zahlen
1 / 17
Platz 17: Deutschland
Arbeitskosten pro Stunde (2017): 54,44 Euro
In Deutschland sind nicht nur die Kosten am höchsten, es gibt auch die meisten Beschäftigten - laut Eurostat satte 850.000 (2015). Allein die großen Hersteller unterhalten 23 Werke. Die Kosten steigen derweil munter weiter - vor allem wegen ordentlicher Tarifabschlüsse wie zuletzt bei Volkswagen (plus 4,3 Prozent).
Quelle: VDA/Automobilwoche, April 2018. Inklusive Personalzusatzkosten
Foto: Michael Probst/ AP
2 / 17
Platz 16: Belgien
Arbeitskosten pro Stunde (2017): 46,85 Euro
Vor allem im flämischen Teil Belgiens ist die Autoindustrie gut vertreten. Das größte Pkw-Werk betreibt Volvo in Gent. Die Kosten sind zuletzt etwas langsamer gestiegen als in Deutschland.
Foto: DPA
3 / 17
Platz 15: Schweden
Arbeitskosten pro Stunde (2017): 44,36 Euro
Die Branche ballt sich um Göteborg im Südwesten. Auf dem gezeigten Sabb-Fabrikgelände in Trollhättan ist allerdings nicht mehr viel los.
Foto: REUTERS / Bjorn Larsson Rosvall
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Platz 14: Frankreich
Arbeitskosten pro Stunde (2017): 41,58 Euro
Mit 224.000 Beschäftigten ist Frankreich Europas zweitgrößtes Autoland. Es lässt sich deutlich günstiger produzieren als in Deutschland. Auch aus diesem Grund stellt Smart seine Wagen in Lothringen her.
Foto: AFP
5 / 17
Platz 13: Österreich
Arbeitskosten pro Stunde (2017): 40,53 Euro
Magna, Opel, Iveco, Volkswagen und BMW sind wichtige Auto-Arbeitgeber in Österreich. Die Arbeitskosten sind von 2011 bis 2017 um 14 Prozent gestiegen - ähnlich schnell wie in Deutschland.
Foto: DPA
6 / 17
Platz 12: Niederlande
Arbeitskosten pro Stunde (2017): 36,21 Euro
Vor allem Bus- und Lastwagenhersteller setzen auf die Niederlande. Vor einigen Jahren ist auch Tesla hinzugekommen - es lockt die Nähe zum Rotterdamer Hafen.
Foto: Guus Schoonewille/ picture alliance / dpa
7 / 17
Platz 11: Finnland
Arbeitskosten pro Stunde (2017): 31,83 Euro
Mit dem Auftragsfertiger Valmet verfügen die Finnen lediglich über einen großen Pkw-Arbeitgeber. Die Randlage macht den Standort etwas unattraktiv - auch daher sind die Löhne nicht sehr hoch.
Foto: LEHTIKUVA/ REUTERS
8 / 17
Platz 10: Italien
Arbeitskosten pro Stunde (2017): 30,68 Euro
Italien war als Auto-Standort lange unter Druck, viele Werke schlecht ausgelastet. Die bessere Konjunktur hat die Lage etwas verbessert. Doch obwohl Italien sechsmal mehr Einwohner hat als Tschechien, arbeiten dort inzwischen mehr Menschen in der Branche. Die Kosten spielen dafür eine entscheidende Rolle.
Foto: Ansa/ picture-alliance / dpa/dpaweb
9 / 17
Platz 9: Spanien
Arbeitskosten pro Stunde (2017): 25,83 Euro
In Zentral- und Nordostspanien konzentriert sich die Autoindustrie des Landes, fast alle großen europäischen Hersteller sind vertreten. Die Arbeitskosten sind in den vergangenen Jahren nur leicht gestiegen.
Foto: DPA
10 / 17
Platz 8: Großbritannien
Arbeitskosten pro Stunde (2017): 24,81 Euro
Seit dem Brexit hat das Pfund deutlich an Wert verloren, die Arbeitskosten in Euro sind seit 2015 um 14 Prozent gefallen. Das hilft der britischen Autoindustrie. Allerdings werden importierte Teilen teurer. In der Branche arbeiten 169.000 Menschen.
Foto: Oli Scarff/ Getty Images
11 / 17
Platz 7: Slowenien
Arbeitskosten pro Stunde (2017): 15,71 Euro
Die ehemalige jugoslawische Teilrepublik ist das teuerste mittel- und osteuropäische Autoproduktionsland. Renault unterhält als einiger Hersteller ein Werk.
Foto: SRDJAN ZIVULOVIC/ REUTERS
12 / 17
Platz 6: Portugal
Arbeitskosten pro Stunde (2017): 14,10 Euro
Schon seit einigen Jahren ist die Autoproduktion in Portugal billiger als in Slowenien. Den in Deutschland lange befürchteten Exodus der Branche in den Südwesten Europas hat es allerdings nie wirklich gegeben. Es arbeiten 33.000 Menschen in der Branche.
Foto: Francisco Seco/ AP
13 / 17
Platz 5: Tschechische Republik
Arbeitskosten pro Stunde (2017): 13,70 Euro
Den 12-prozentigen Schluck aus der Pulle haben sich die Skoda-Mitarbeiter nach Ansicht von Experten verdient - seit der Finanzkrise ging es mit den Löhnen in der Branche nur zaghaft voran. Die Autoindustrie beschäftigt inzwischen knapp 160.000 Menschen - das ist immerhin Platz 6 in Europa.
Foto: Skoda
14 / 17
Platz 4: Slowakei
Arbeitskosten pro Stunde (2017): 12,14 Euro
In der Slowakei gab es kräftige Lohnerhöhungen schon etwas früher als in Tschechien. Seit 2011 ging es um 26 Prozent aufwärts. Das VW-Werk in Bratislava gehört zu den wichtigsten Autofabriken des Landes.
Foto: REUTERS
15 / 17
Platz 3: Ungarn
Arbeitskosten pro Stunde (2017): 11,46 Euro
Audi und Daimler sind die wichtigsten Auto-Arbeitgeber in Ungarn. Bei de Löhnen ginng es seit 2011 um 19 Prozent aufwärts.
Foto: Laszlo Balogh/ REUTERS
16 / 17
Platz 2: Polen
Arbeitskosten pro Stunde (2017): 9,47 Euro
Polen ist Autoland Nummer drei in Europa - mit knapp 180.000 Beschäftigten. Vor allem im Süden (Schlesien) ballt sich die Branche. Volkswagen setzt aber auf Posen.
Foto: Rainer Jensen/ dpa
17 / 17
Platz 1: Rumänien
Arbeitskosten pro Stunde (2017): 7,12 Euro
Auf sehr niedrigem Niveau geht es bei den Arbeitskosten aufwärts - um 32 Prozent seit 2011. Die Renault-Tochter Dacia ist der bekannteste Hersteller in dem Land.
Foto: Jürgen Pander
Platz 17: Deutschland
Arbeitskosten pro Stunde (2017): 54,44 Euro
In Deutschland sind nicht nur die Kosten am höchsten, es gibt auch die meisten Beschäftigten - laut Eurostat satte 850.000 (2015). Allein die großen Hersteller unterhalten 23 Werke. Die Kosten steigen derweil munter weiter - vor allem wegen ordentlicher Tarifabschlüsse wie zuletzt bei Volkswagen (plus 4,3 Prozent).
Quelle: VDA/Automobilwoche, April 2018. Inklusive Personalzusatzkosten
Foto: Michael Probst/ AP
Platz 11: Finnland
Arbeitskosten pro Stunde (2017): 31,83 Euro
Mit dem Auftragsfertiger Valmet verfügen die Finnen lediglich über einen großen Pkw-Arbeitgeber. Die Randlage macht den Standort etwas unattraktiv - auch daher sind die Löhne nicht sehr hoch.
Foto: LEHTIKUVA/ REUTERS
Platz 10: Italien
Arbeitskosten pro Stunde (2017): 30,68 Euro
Italien war als Auto-Standort lange unter Druck, viele Werke schlecht ausgelastet. Die bessere Konjunktur hat die Lage etwas verbessert. Doch obwohl Italien sechsmal mehr Einwohner hat als Tschechien, arbeiten dort inzwischen mehr Menschen in der Branche. Die Kosten spielen dafür eine entscheidende Rolle.
Foto: Ansa/ picture-alliance / dpa/dpaweb
Platz 3: Ungarn
Arbeitskosten pro Stunde (2017): 11,46 Euro
Audi und Daimler sind die wichtigsten Auto-Arbeitgeber in Ungarn. Bei de Löhnen ginng es seit 2011 um 19 Prozent aufwärts.
Foto: Laszlo Balogh/ REUTERS
Platz 2: Polen
Arbeitskosten pro Stunde (2017): 9,47 Euro
Polen ist Autoland Nummer drei in Europa - mit knapp 180.000 Beschäftigten. Vor allem im Süden (Schlesien) ballt sich die Branche. Volkswagen setzt aber auf Posen.
Foto: Rainer Jensen/ dpa
... der uneingeschränkte Zugang zum europäischen Binnenmarkt ist für den britischen Nobelkarossen-Hersteller "genauso wichtig ist wie die Räder für unsere Autos", so Speth