Aus Sicherheitsgründen Erste Reederei nimmt keine Elektroautos mehr an Bord

500 Millionen Euro Versicherungsschaden: Mit dem Untergang des brennenden Autotransporters "Felicity Ace" im Februar 2022 versanken auch tausende Luxusfahrzeuge im Meer
Foto: PORTUGUESE NAVY / via REUTERSDieser Artikel gehört zum Angebot von manager-magazin+. Sie können ihn auch ohne Abonnement lesen, weil er Ihnen geschenkt wurde.
"Elektro-, Hybrid- und Wasserstoffautos sind an Bord verboten" – die brisante Aussage verbirgt sich in den FAQ der norwegischen Reederei-Linie Havila Kystruten. Dieses Verbot dürfte weltweit bislang einmalig sein und überrascht vor allem in einem Land wie Norwegen, das eigentlich als ein Vorreiter für die Elektromobilität gilt – der Anteil der Elektroautos bei den Pkw-Neuzulassungen lag 2022 bei knapp 80 Prozent , bis 2025 sollen laut politischer Vorgabe alle Neuwagen emissionslos unterwegs sein.
Die Reederei Havila fährt bald mit insgesamt vier Schiffen entlang der Küste Nordnorwegens. Diese sogenannte Postschiff-Route ist nicht nur bei Touristen beliebt, zusammen mit dem Wettbewerber Hurtigruten AS führt Havila hier auch einen wesentlichen Teil des inländischen Personen- und Frachtverkehrs durch. Die kleine Reederei mit rund 350 Mitarbeitern ist börsennotiert, hat allerdings Probleme. Nach umgerechnet rund 10 Millionen Euro operativem Verlust im ersten Halbjahr 2022, führte sie Ende Dezember eine Kapitalerhöhung durch.

E-Autos verboten: Das norwegische Schiff "Havila Capella" ist auf der sogenannten Postschiff-Route unterwegs
Foto: Havila Kystruten / NTB / AFPReederei-Chef Bent Martini führt laut einem Bericht des Schifffahrtsnachrichtendienstes "TradeWinds" Sicherheitsbedenken als Begründung für diese Entscheidung gegen den künftigen Transport von Elektro-, Hybrid- oder Wasserstoffautos an. Bei einer Risikoanalyse waren die Verantwortlichen zu dem Schluss gekommen, dass der mögliche Brand eines solchen Autos einen besonders aufwendigen Rettungseinsatz erfordern würde, der mit den Mitteln und der Mannschaft an Bord nicht zu bewerkstelligen sei – die Passagiere wären dadurch gefährdet. Anders sei das jedoch bei Privatfahrzeugen mit einem herkömmlichen, fossilem Antrieb. Diese dürfen weiterhin in den Häfen Bergen und Kirkenes von den Schiffen mitgenommen werden. Bei diesen Fahrzeugen wäre ein möglicher Brand an Bord mit den Kräften und Einsatzmitteln der Schiffsbesatzung in der Regel gut zu bekämpfen, hieß es vonseiten der Reederei.
Untergang der "Felicity Ace" als Mahnung
Die Risiken durch den Transport von Elektroautos auf Schiffen waren spätestens durch das spektakuläre Unglück der "Felicity Ace" weltweit in den Fokus geraten. Im Februar 2022 waren auf dem Carcarrier offenbar E-Fahrzeuge in Brand geraten. Das Feuer konnte damals nicht gelöscht werden, das komplette Schiff versank – inklusive tausender Elektrofahrzeuge sowie Luxuskarossen der Marken Porsche oder Bentley, die seitdem nahe den portugiesischen Azoren mehr als 3000 Meter tief unter der Wasseroberfläche liegen. "Generell stellen Elektronikbauteile und insbesondere Elektrofahrzeuge ein Risiko für jeden Transport dar", sagte damals auch Manfred Santen, Chemiker im Team Meeresschutz bei der Umweltschutzorganisation Greenpeace, in einem Gespräch mit dem manager magazin. Wegen der hohen Energie geladener Batterien seien möglicherweise daraus entstehende Brände nur schwer zu löschen.
Als Reaktion auf den Brand der "Felicity Ace" kündigte die International Maritime Organisation (IMO) an, entsprechende Brandschutzvorschriften weltweit zu verschärfen. Neue Autotransporter sollen verpflichtend mit Wärmemeldern und Videoüberwachung ausgestattet, bereits fahrende Schiffe entsprechend nachgerüstet werden.
Nun sind die Schiffe der Reederei Havila alles andere als reine Autofrachter. Doch in Fragen der Sicherheit wagt die Reederei einen beachtlichen Schritt, indem sie auf den Transport von Elektroautos vorerst ganz verzichten wird. Pikant dabei ist, dass die Schiffe selbst große Batteriepacks an Bord haben, um zu bestimmten Zeiten auch elektrisch fahren zu können. Diese Packs sind laut Angaben der Reederei allerdings in besonders isolierten und feuerfesten Räumen an Bord installiert.