Neuausrichtung Ford-Chef will 8000 Stellen streichen

Ford-Chef Jim Farley will in Zukunft deutlich mehr Elektroautos bauen. Das Geld zur Finanzierung der milliardenschweren Pläne muss Ford zum großen Teil aus dem Kerngeschäft erwirtschaften. Dieses trimmt Farley nun verschärft auf Profitabilität - und streicht fast jeden vierten Job in den USA.
Ford-Chef Jim Farley: "Wir verdienen mit unseren Verbrennungs- und Elektrofahrzeugen zu wenig Geld."

Ford-Chef Jim Farley: "Wir verdienen mit unseren Verbrennungs- und Elektrofahrzeugen zu wenig Geld."

Foto: REBECCA COOK / REUTERS

Der Autobauer Ford will in den kommenden Wochen bis zu 8000 Arbeitsplätze abbauen und die Ersparnis zur Finanzierung seiner Elektroautopläne verwenden. Vor allem soll es Jobs in der neu geschaffenen Einheit "Ford Blue" treffen, die für die Produktion von Fahrzeugen mit Verbrennungsmotor steht, berichtet die Finanznachrichtenagentur Bloomberg . Ford hatte Anfang März mitgeteilt, sein Elektroautogeschäft und sein Geschäft mit Verbrennungsmotoren in zwei unabhängige Einheiten aufzuspalten.

Ford-Chef Jim Farley (60) hatte zuvor erklärt, dass er bis zum Jahr 2026 rund drei Milliarden Dollar einsparen wolle. Der jetzt angekündigte Stellenabbau gilt als ein wichtiger Schritt in diesem Plan. Ford beschäftigt rund 31.000 Angestellte in den USA, dort wird dem Bericht zufolge der größte Teil der Stellenstreichungen erwartet. "Wir haben zu viele Mitarbeiter", hatte Farley bereits auf einer Konferenz im Februar erklärt. "Das Managementteam ist der festen Überzeugung, dass wir mit unserem Portfolio an Verbrennungs- und Elektrofahrzeugen zu wenig Geld verdienen."

Im März hatte Ford die Investitionen für den Ausbau seiner Elektroautoproduktion auf 50 Milliarden Dollar erhöht. Der Schritt ist Teil einer Initiative, mit der er den führenden E-Autobauer Tesla herausfordern will. Farley stellte dabei klar, woher das Geld kommen muss: "Die Finanzierung dieser 50 Milliarden Dollar basiert auf unserem Kerngeschäft, dem Automobilbau", hatte der Manager in einem Interview mit Bloomberg Television erklärt und zugleich deutlich gemacht, dass "Ford Blue" profitabler werden müsse.

Zugleich legte das Management fest, bis 2026 jährlich zwei Millionen Batterie-elektrische Fahrzeuge zu bauen. Im vergangenen Jahr hatte Ford in den USA lediglich 27.140 Elektroautos verkauft. Im vergangenen Monat stieg der Absatz von Elektrofahrzeugen bei Ford um mehr als 75 Prozent gegenüber dem Vorjahr, als das Unternehmen den neuen Elektro-Pickup F-150 Lightning auf den Markt brachte.

Auch in Europa vollzieht Ford den Wechsel zur Elektroautoproduktion. Die Beschäftigten im Werk Saarlouis bekommen das empfindlich zu spüren. Denn auf dem alten Kontinent will der US-Hersteller seine E-Autos künftig im spanischen Valencia fertigen und nicht im Saarland, hatte der Konzern Ende Juni mitgeteilt. Am saarländischen Standort mit 4600 Beschäftigten läuft die Fertigung des Verbrennermodells Focus im Jahr 2025 aus. Wie es in Saarlouis weitergeht, ließ Ford bislang offen. In Fords Europazentrale in Köln sieht es besser aus: Ford will nach früheren Aussagen diesen etwa dreimal so großen Standort mit einer Milliardeninvestition stärken.

rei
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