Ford hat Crashtest-Problem mit Alukarosserie Amerikas Auto-Bestseller ist zu leicht gebaut

Ford F-150: Leichtbau ist nicht die erste Assoziation, die der schwere Wagen hervorruft
Foto: AP/dpaDer Ford F-150 ist ein Koloss. Auf mehr als 1,8 Tonnen Leergewicht kommt Amerikas meistverkauftes Auto in der einfachsten Ausführung - und das ist ein sensationeller Erfolg des Leichtbaus. Denn im Vergleich zum Vorgängermodell konnte Ford in der 2015er-Ausführung mehr als 300 Kilogramm und 29 Prozent Benzinverbrauch einsparen, weil die Karosserie vollständig aus Aluminium statt Stahl besteht.
Doch dieser Erfolg scheint schon wieder passé zu sein. Wie "Bloomberg" berichtet, ist der Pickup bei einem Crashtest durchgefallen. Das von Versicherungen getragene Insurance Institute of Highway Safety sei zu dem Ergebnis gekommen, dass ein Frontalzusammenstoß bei 40 Meilen pro Stunde (gut 64 km/h) "den Überlebensraum des Fahrers schwer beeinträchtigt". Das gelte jedenfalls für die SuperCab genannte Vollalu-Variante. Das ebenfalls angebotene Modell SuperCrew mit einem Stahlrahmen für die Fahrgastzelle bestand den Test mit dem Urteil "geringes Verletzungsrisiko".
Laut dem Bericht will Ford die gesamte Baureihe ab 2016 nur noch mit der SuperCrew-Stahlzelle anbieten. Das Unternehmen selbst erwähnt in seiner Pressemitteilung zum Test nur die positiven Ergebnisse für SuperCrew als "führend im Segment leichter Trucks" - weiteren Aspekten des Tests wie hohen Reparaturkosten widerspreche man.
Für den Konzern ebenso wie für einige Lieferanten steht eine riesige Wette auf dem Spiel. Ford hat seinen wichtigsten Gewinnbringer für das Bekenntnis des früheren Konzernchefs Alan Mulally eingesetzt, "Pfund für Pfund, ist Aluminium stärker und härter als Stahl."
Aluminium ist zwar längst das zweitwichtigste Material im Autobau, wird aber vor allem im Antriebsstrang, den Rädern und ausgewählten Karosserieteilen eingesetzt.
Aus der Oberklasse in den Massenmarkt: Der F-150 als große Hoffnung der Aluindustrie
Vollständig aus dem leichteren, jedoch teureren und schwerer formbaren Material bestehende Hüllen sind bisher eher auf Luxusmodelle beschränkt, die nur in kleiner Stückzahl gefertigt werden: Der Elektrolimousinenbauer Tesla setzt auf Alu für sein Model S (mit guten Crashtest-Ergebnissen). Audi begründete seinen Anspruch auf "Vorsprung durch Technik" bereits 1994 mit einer Alukarosserie, die neben dem zwischenzeitlich eingestellten Kleinwagen A2 auch das Oberklassemodell A8 bekam.


Als "weltweit führend in Aluminium" bewirbt sich auch Jaguar Land Rover. Der britische Hersteller, einst Teil des Ford-Konzerns, gehört heute pikanterweise dem auch im Stahlgeschäft aktiven indischen Tata-Konglomerat. Dessen europäischer Stahlchef Karl-Ulrich Köhler zeigt sich im Interview von manager magazin online geheilt von "diesem Gegeneinander" - und preist zugleich die Vorteile von Stahl im Leichtbau an. Das richtige Material gehöre an die richtige Stelle, der Mischbau wie im neuen 7er von BMW sei die Zukunft.
Für die Aluminiumindustrie hingegen schien der neue Ford F-150 wie das Versprechen auf eine leuchtende Zukunft. Erstmals wurde ihrem Material der Vorzug in einem Volumenmodell gegeben - und was für einem: Allein in den USA verkauft Ford eine Dreiviertelmillion Pickups der F-Serie pro Jahr. Das Modell führt seit Jahrzehnten die Absatzstatistik an, noch zuverlässiger als der VW Golf in Deutschland.
Klaus Kleinfeld, der von Siemens gekommene Chef des Alukonzerns Alcoa, hatte "riesige Chancen" gewittert. Der F-150 setze einen Trend für den Massenmarkt. Alcoa und Wettbewerber investierten laut dem "Wall Street Journal" (€) Milliarden in die Expansion der Aluminiumproduktion für die Autoindustrie.
Ganz umsonst wird es nicht gewesen sein. Alcoa hält ein wichtiges Patent auf die Technik, Aluminium- und Stahlbleche zu einem Teil zu schmieden. Das wird wohl zunehmend gebraucht, um Autos zu bauen, die leicht und sicher zugleich sind.
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