Fleetster Neues E-Auto-Sharing für deutsche Unternehmen

Fleester: Mit einem neuartigen Car-Sharing-Konzept für Unternehmen, will ein Münchner Startup die Strommobile doch noch aus der Nische holen
Foto: Marijan Murat/ picture alliance / dpaMünchen Wer mit Managern der Automobilindustrie in diesen Tagen über Elektroautos spricht, der erlebt in vielen Fällen eine deutlich gebremste Begeisterung. Die Fahrzeuge seien immer noch zu teuer, rechneten sich für ihre Besitzer nicht. Das reine Elektroauto werde deshalb auf absehbare Zeit ein Nischendasein fristen.
Leonhard von Harrach und Tim Ruhoff kennen die Argumente nur zu gut. Von Harrach war bis vor kurzem Deutschlandstatthalter der amerikanischen Elektroautoschmiede Tesla. Ruhoff kam als Unternehmensberater in Kontakt mit der Elektromobilität und war zudem einer der ersten Tesla-Kunden in Deutschland.
Inzwischen arbeiten die beiden jedoch an einem gemeinsamen Projekt - bei dem von Ruhoff mitbegründeten Startup Next Generation Mobility. Ihr Ziel: Sie wollen die Strommobile doch noch aus der Nische holen - mit einem neuartigen Car-Sharing-Konzept für Unternehmen.
Dabei sind sich die E-Auto-Enthusiasten bezüglich der Ausgangslage mit den Kritikern einig: Rein ökonomisch ist die Anschaffung eines Elektroautos aufgrund der hohen Kaufpreise nur selten sinnvoll. "Die meisten Elektroautos stehen einfach viel zu viel herum", erklärt von Harrach.
Proberaum im Großraumbüro
Mit einer neuen Software namens Fleetster, die seit März bei mehr als dreißig Unternehmen im Einsatz ist, glauben Ruhoff und von Harrach, der für das Marketing und den Vertrieb von Fleetster zuständig ist, jedoch, genau dieses Problem lösen zu können.
In einem Gewerbegebiet im Münchener Süden residiert Next Generation Mobility. Von außen ist der Firmensitz ein unscheinbarer, verklinkerter Zweckbau, im Innern jedoch ist noch echte Startup-Folklore zu besichtigen. Während auf der einen Seite Software-Spezialisten im Großraumbüro in die Tasten hauen, steht gegenüber neben der Kaffeeküche ein Kickertisch, eine Tischtennisplatte und sogar ein komplettes Band-Equipment mit E-Gitarre und Schlagzeug. Ruhoff probt hier gelegentlich mit seiner Band.
Die Software, die hier in den vergangenen Monaten immer weiter verfeinert wurde, verspricht eine Plug-and-Play-Lösung für Firmenfuhrparks. Und die soll sich, wie Ruhoff und Von Harrach betonen, keineswegs nur für Elektromobile eignen.
Wer Fleetster nutzen will, meldet sich zunächst auf der Firmenwebsite an und kann dann gegen eine monatliche Gebühr entweder seinen eigenen Fuhrpark managen oder sich mit benachbarten Unternehmen zusammenschließen und einen gemeinsamen Pool von Autos betreiben. Die monatliche Nutzungsgebühr je Fahrzeug liegt je nach Leistungsumfang zwischen 0 und maximal 15 Euro. "Es war uns wichtig, dass die Eintrittsbarriere möglichst niedrig ist", erklärt Ruhoff. Schließlich wolle man mit dem Konzept gerade auch kleinere Unternehmen erreichen und dort jene Mitarbeiter, die normalerweise keinen Dienstwagen haben.
Software angeschafft, Autos abgeschafft
Auch die Nutzeroberfläche ist schlicht und übersichtlich gehalten. Mitarbeiter, die sich im System angemeldet haben, geben an, wohin sie zu welcher Uhrzeit zu fahren gedenken, wie lange das Fahrzeug benötigt wird und wie viele Kilometer dabei voraussichtlich anfallen. Das System wählt dann selbstständig ein geeignetes Auto für den Trip aus. Für die kurze Strecke könnte das ein reines Elektroauto sein, für längere Strecken ein Hybrid oder ein Diesel.
Der besondere Charme daran für E-Mobile: Sie können weit effektiver genutzt werden als bisher. "In den meisten Fuhrparks mit Elektroautos ist es heute so, dass das Auto vielleicht einmal am Tag genutzt wird und anschließend den Rest des Tages an der Ladesäule steht", erklärt Ruhoff. "Dabei hat das Auto vielleicht noch Energie für 80 oder 100 Kilometer. Die könnte man noch für mehrere Kurzstreckenfahrten nutzen."
Wer sein E-Mobil so konsequent betreibt, soll deutlich schneller den Punkt erreichen, an dem der Stromer - sauber erzeugten Strom vorausgesetzt - nicht nur umweltfreundlicher, sondern in der Gesamtkosten-Betrachtung auch günstiger als ein vergleichbarer Pkw mit Verbrennungsmotor ist. Sorge um die Lebensdauer der Akkus machen sich die Entrepreneure nicht: "Wir wissen aus den Erfahrungen mit Tesla, dass die Autos das problemlos können", gibt sich von Harrach zuversichtlich.
Am Ende könne das System sogar dazu beitragen, dass die Fuhrparks insgesamt deutlich kleiner werden. "Es gibt Unternehmen, die von zehn Autos acht abgeschafft haben", erzählt von Harrach. "Die haben erst durch unsere Software herausgefunden, dass die Fahrzeuge bei ihnen eigentlich den ganzen Tag bloß rumstehen."