Neuer Autoriese PSA-Chef Carlos Tavares soll der starke Mann bleiben

PSA-Konzernchef Carlos Tavares soll den neuen Konzern führen. Der dann weltweit viertgrößte Autohersteller soll seinen Sitz in den Niederlanden haben, heißt es am Donnerstagmorgen in einer gemeinsamen Erklärung von PSA und Fiat Chrysler.
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Die Opel-Mutter, der französische Autokonzern PSA, und der US-italienische Hersteller Fiat Chrysler wollen ihre geplante Fusion "ohne Werksschließungen" realisieren. In einer gemeinsamen offiziellen Erklärung zu den Gesprächen hieß es dazu am Donnerstagmorgen, die jährlichen Synergien würden auf 3,7 Milliarden Euro geschätzt.
Angestrebt wird demnach ein Zusammenschluss "unter Gleichen". PSA-Chef Carlos Tavares soll den neuen Konzern als Vorstandschef führen. Der FCA-Verwaltungsratsvorsitzende John Elkann - Enkel des langjährigen Fiat-Bosses Giovanni Agnelli - würde diese Rolle auch bei dem neuen Unternehmen einnehmen.
Die Aktionäre beider Seiten würden jeweils 50 Prozent des Kapitals der neuen Gruppe halten und entsprechend die "Früchte dieser Annäherung" gleichberechtigt aufteilen, erklärten PSA und Fiat Chrysler. Die fusionierte Gruppe soll zudem ihren Sitz in den Niederlanden haben.
Der neue Verwaltungsrat soll den Plänen der Autobauer zufolge aus elf Mitgliedern bestehen: Fünf würden von Fiat-Chrysler und fünf von PSA nominiert, Generaldirektor solle der jetzige PSA-Chef Carlos Tavares werden.
PSA-Verwaltungsrat stimmte Mittwochabend zu
Die Gespräche waren am Mittwoch bekannt geworden. Der Verwaltungsrat von PSA hatte am Mittwochabend bereits grünes Licht für eine Fusion gegeben. Kommt die Fusion tatsächlich zustande, würde der weltweit viertgrößte Hersteller entstehen mit einem angestrebten Absatz von 8,7 Millionen Fahrzeugen pro Jahr, wie es hieß.
Größer als der neue Auto-Riese wären nur noch Volkswagen , Toyota und der französisch-japanische Renault -Nissan -Verbund. Zu dem fusionierten Konzern würden Marken wie Opel, Peugeot und Citroën gehören sowie Alfa Romeo, Chrysler und Maserati. Zusammen wäre Fiat Chrysler und PSA an der Börse rund 50 Milliarden Dollar wert.
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Der Zusammenschluss der beiden großen europäischen Spieler wird vom französischen Staat wohlwollend gesehen. "Die Konsolidierung in dieser Branche ist ein Ziel, dass von den Herstellern in diesem Sektor und dem Staat geteilt wird", hatte die französische Regierungssprecherin Sibeth Ndiaye am Mittwoch gesagt.
Frankreich dringe vor allem darauf, dass die Jobs bei PSA gesichert werden. Der Staat hält über eine Förderbank 12,23 Prozent der Anteile von PSA und 9,75 Prozent der Stimmrechte. Weitere große Anteilseigner sind die Peugeot-Familie und der chinesische Hersteller Dongfeng.
Fiat Chrysler wollte sich zuvor bereits mit dem französischen Hersteller Renault verbinden und den weltweit drittgrößten Autohersteller formieren. Die Gespräche scheiterten jedoch. Nach monatelangen Verhandlungen zog Fiat Chrysler im Juni seine Offerte für einen Zusammenschluss zurück.
Fiat Chrysler will 5,5 Milliarden Euro Sonderdividende ausschütten
Fiat Chrysler plant im Zuge des Deals, an die Aktionäre eine Sonderdividende von 5,5 Milliarden Euro auszuschütten. Die PSA-Gruppe will ihrerseits den 46-Prozent-Anteil am Zulieferer Faurecia an die eigenen Aktionäre weiterreichen.
Die Branche steht unter einem enormen Druck. Autobauer müssen Milliarden in autonome Autos und Elektromobilität investieren und suchen dabei auch Partner.
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In der Branche wird immer wieder auf die besonderen Probleme von Fiat Chrysler hingewiesen. Der Hersteller hatte unter der Führung des mittlerweile verstorbenen Autobosses Sergio Marchionne auf große Investitionen in Elektroantriebe verzichtet. Derzeit ist der Konzern vor allem mit den großen Spritschluckern der Marken Jeep und Ram in den USA erfolgreich. Das hilft in Europa aber nicht beim Einhalten von CO2-Zielen spätestens ab 2021. Im Heimatkontinent von Fiat verliert der Konzern Marktanteile und fuhr auch zuletzt nur haarscharf an einem operativen Verlust vorbei.