Elon Musk macht ernst Tesla streicht Tausende Stellen und stellt Stundenkräfte ein

Elon Musk hatte es angekündigt, jetzt macht der Tesla-Chef ernst und streicht 10 Prozent der Stellen der lohnabhängig Beschäftigten. Zugleich stellt Tesla mehr Stundenkräfte ein. Die Fabrik in Grünheide bleibt vom Jobabbau offenbar verschont.
Tesla-Chef Elon Musk ließ sich in der Gigafactory in Texas im April noch feiern. Jetzt klagen viele Tesla-Beschäftigte gegen ihre Kündigung.

Tesla-Chef Elon Musk ließ sich in der Gigafactory in Texas im April noch feiern. Jetzt klagen viele Tesla-Beschäftigte gegen ihre Kündigung.

Foto: Suzanne Cordeiro / AFP

Der weltgrößte Elektroautobauer Tesla streicht Tausende Stellen in der Produktion, weil das Unternehmen eine Rezession befürchtet. Der Abbau werde in den nächsten drei Monaten vollzogen, kündigte Firmenchef Elon Musk (50) am Dienstag auf dem von der Nachrichtenagentur Bloomberg organisierten Qatar Economic Forum an . Tesla werde in den nächsten drei Monaten 10 Prozent seiner Angestellten entlassen und gleichzeitig die Zahl der stundenweise Beschäftigten erhöhen, berichtet CNBC unter Berufung auf eine aktuelle Mail an die Tesla-Mitarbeiter. Unter dem Strich seien damit 3,5 Prozent der Gesamtbelegschaft betroffen. Ende vergangenen Jahres beschäftigte Tesla weltweit rund 100.000 Mitarbeiter.

Zugleich wurde am Dienstag bekannt, dass ehemalige Tesla-Beschäftigte Klage gegen das Unternehmen eingereicht haben. Tesla habe gegen US-Bundesgesetze über "Massenentlassungen" verstoßen, heißt es.

Der Tesla-Chef hatte intern schon Anfang Juni über die Pläne informiert. Musk hatte das mit seinem "super schlechten Gefühl" über die Wirtschaftsentwicklung begründet. Eine Rezession in nächster Zeit sei möglich, sagte er dazu jetzt. "Es ist nicht sicher, aber es scheint wahrscheinlicher." Der US-Elektroautopionier wollte im zweiten Quartal das Rekordniveau beim Absatz zum Jahresauftakt von rund 310.000 Fahrzeugen halten. Lockdowns in China bremsten zuletzt aber zunehmend die Produktion im Werk Shanghai.

Folgen des Jobabbaus für Werk in Grünheide unklar

Was die Abbaupläne für das deutsche Tesla-Werk im brandenburgischen Grünheide bedeuten, blieb offen. Dort läuft gerade der Stellenaufbau. Ein Firmensprecher war zunächst nicht erreichbar. Die Gewerkschaft IG Metall hatte am Wochenende auf einen zunehmenden Unmut der Belegschaft in Grünheide wegen zu niedriger und ungleicher Löhne hingewiesen. Deswegen komme auch die Rekrutierung neuer Mitarbeiter nicht so schnell voran wie geplant.

"Tesla will bis zum Jahresende rund 12.000 Beschäftigte an Bord haben. Um dieses Ziel zu erreichen, wird das Management bald beim Entgelt eine Schippe drauflegen müssen", erklärte die Leiterin des IG-Metall-Bezirkes Berlin-Brandenburg-Sachsen, Birgit Dietze. Nach Erkenntnis der Gewerkschaft ist die Bezahlung bis zu 20 Prozent niedriger als die Tariflöhne bei konkurrierenden Autobauern in der Region. Inzwischen sei die Tesla-Werkleitung dazu übergegangen, bei Neueinstellungen mehr Entgelt anzubieten als bei früheren Besetzungen.

Klagen gegen fristlose Kündigungen im Werk Texas

Der offenbar schon begonnene Stellenabbau in den USA sorgt bereits für Ärger. In Texas steht Tesla wegen des Verdachts der Massenentlassungen ohne Einhaltung der Kündigungsfrist am Pranger. Zwei ehemalige Beschäftigte erklärten, sie seien im Juni in der Gigafabrik in Sparks fristlos entlassen worden, heißt es in der am Montag eingereichten Klageschrift. Demnach habe Tesla mehr als 500 Mitarbeiter in diesem Monat auf die Straße gesetzt. Nach dem US-Arbeitsrecht sei bei einer solchen Massenentlassung eine 60-tägige Kündigungsfrist vorgeschrieben.

"Tesla hat den Angestellten lediglich mitgeteilt, dass ihre Kündigungen sofort wirksam werden würden", heißt es in der Klage. Die gefeuerten Mitarbeiter streben eine Sammelklage an. Tesla war zunächst nicht für eine Stellungnahme zu erreichen. Die ehemaligen Beschäftigten fordern Lohn und Leistungen für die 60 Tage. Kläger-Anwältin Shannon Liss-Riordan erklärte, Tesla biete einigen Beschäftigten eine Abfindung in Höhe eines Wochenlohnes an. Das sei zu wenig.

Musk selbst wies die Bedeutung der Klage am Dienstag mit den Worten zurück, sie habe "keinen Bestand". "Das ist ein kleiner Rechtsstreit von geringer Bedeutung", sagte er laut CNBC . Musks Umgang mit seinen Mitarbeitern wurde in letzter Zeit immer wieder kritisch hinterfragt. Kürzlich forderte er die Tesla-Mitarbeiter auf, mindestens 40 Stunden pro Woche ins Büro zu kommen oder das Unternehmen zu verlassen.

rei/Reuters/Bloomberg/CNBC
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