Ex-CEO Dieter Zetsche beugt sich Kritik Daimler sucht neuen Aufsichtsratschef

Dieter Zetsche
Foto: Peter Steffen / dpaDer frühere Daimler-Vorstandschef Dieter Zetsche (67) will nun doch nicht den Vorsitz des Aufsichtsrats bei dem Autokonzern übernehmen. "Ich habe mich gefragt, ob ich dem Unternehmen einen Dienst tue. Und ob ich mir einen Gefallen tue, wenn ich diese Aufgabe jetzt übernehme", sagte er der "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung" laut Vorabmeldung vom Samstag. "In letzter Konsequenz habe ich mich entschieden, dass ich das nicht will, dass ich darauf verzichte."
Zetsche hatte sein ganzes Berufsleben bei Daimler verbracht. Nach mehr als 13 Jahren an der Vorstandsspitze schied er im Mai 2019 aus. Nach einer zweijährigen Zwischenphase sollte er eigentlich im kommenden Frühjahr zurückkehren und den Vorsitz im Aufsichtsrat übernehmen. Dagegen kündigten allerdings einige Daimler-Investoren Widerstand an.
Zetsche wird unter anderem vorgeworfen, sich zum Ende seiner Zeit als Vorstandschef auf den Rekorden der zurückliegenden Jahre ausgeruht und wichtige Weichenstellungen vor allem für den Umstieg auf die Elektromobilität verschlafen zu haben. Die derzeitige Krise sei - mal abgesehen von unmittelbaren Folgen der Corona-Pandemie - hausgemacht, heißt es. Im zweiten Quartal hatte der Konzern zuletzt rund zwei Milliarden Euro Verlust eingefahren.
Unter diesen "unschönen Umständen" will Zetsche nun nicht mehr antreten, auch wenn er glaubt, dass er letztlich eine Mehrheit gefunden hätte, wie er der "FAS" sagte. "Aber die Frage ist: Zu welchem Preis? Ich glaube, dass eine Kampfabstimmung dieses Unternehmen mit seinen 300.000 Mitarbeitern, an dem mir sehr viel liegt, zumindest für eine gewisse Zeit belastet hätte."
Das müsse er sich nicht antun, sagte Zetsche. "Ich muss mir nichts mehr beweisen."
Zetsche war von Januar 2006 bis Mai 2019 Vorstandschef beim Stuttgarter Autobauer, ehe er seinen Posten an Ola Källenius (51) abgab. In den Führungsgremien war verabredet worden, dass Zetsche 2021 den Aufsichtsratsvorsitz von Manfred Bischoff (78) übernehmen sollte.