Geschäft mit Mobilitätsplattformen
Deutsche Bahn kauft Daimler und BMW Teil von YourNow ab
Was einst das "Amazon der Mobilität" werden sollte, landet jetzt in den Armen der Deutschen Bahn: Mit dem Moovel-Geschäft für Mobilitätsplattformen geben Daimler und BMW einen weiteren Teil ihrer Experimentierholding YourNow ab.
Neben dem fast unmoralischen Angebot von Uber für den aus Mytaxi hervorgegangenen Taxidienst FreeNow haben Daimler und BMW einen weiteren Exit aus Teilen ihrer gemeinsamen Neue-Mobilität-Holding YourNow gefunden.
Deren Tochter Moovel konzentriert sich künftig auf das direkte Mobilitätsdienstegeschäft mit der "Reach Now"-App. Der gesamte Geschäftsbereich, der Plattformen für andere Anbieter wie etwa Kommunen oder Verkehrsverbünde entwickelt, geht an die Bahn-Tochter Mobimeo, wie beide Unternehmen am Donnerstag mitteilten. Das Moovel-Geschäft werde dort integriert, zugleich übernähmen Daimler und BMW eine Minderheitsbeteiligung an Mobimeo, hieß es. Zu finanziellen Details der Transaktion wurden keine Angaben gemacht.
Moovel war einst bei Daimler entstanden. Als "Amazon der Mobilität" hängte der frühere Moovel-Chef Robert Henrich einst im mm-Interview die Ambitionen hoch. Inzwischen ist Moovel Teil von YourNow, in dem Daimler und BMW diverse Aktivitäten zusammengelegt haben, unter anderem auch aus den Bereichen Carsharing, Parken und Laden. Nach Jahren der Begeisterung über neue Geschäftsfelder der Zukunft wollen die krisengeplagten Autokonzerne inzwischen lieber Profite sehen.
Mit dem Übergang wechseln laut Mitteilung auch 75 Beschäftigte von Moovel zu Mobimeo. Beide Unternehmen haben ihren Sitz in Berlin. Geleitet wird Mobimeo künftig vom bisherigen Moovel-Chef John David von Oertzen.
Für die Deutsche Bahn ist der Einstieg ein Signal, dass der Staatskonzern wieder etwas wagen darf, wenn auch nur im Kleinen. Wegen ihrer Rekordverluste spart die Bahn ihre eigenen Vorzeigeprojekte für neue Mobilitätsformen wie den Fahrdienst CleverShuttle zusammen. Auch die Zukunft des in der Corona-Krise abgetauchten Bahn-Chefs Richard Lutz (56) erscheint fraglich.