Mytaxi und Hailo fusionieren - Daimler formt Europas größtes Taxi-Netzwerk Zetsches Anti-Uber-Masterplan

Dieter Zetsche: Der Daimler-CEO verfolgt eine eigene Strategie, um gegen Tech-Konzerne wie Uber zu bestehen

Dieter Zetsche: Der Daimler-CEO verfolgt eine eigene Strategie, um gegen Tech-Konzerne wie Uber zu bestehen

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Es ist erst etwas mehr als einen Monat her, dass Daimler-Chef Dieter Zetsche gefragt wurde, warum er nicht wie Toyota  in Uber investiere. Eine Frage, die Zetsche mit einer klaren Ansage konterte: Wenn Daimler  auf diesem Gebiet investiere, dann nur aus strategischen Gründen - sprich: Wenn Daimler den Ton angeben kann. Und das, so der Automobil-CEO, würde bei Uber locker 35 Milliarden kosten.

Bei dem Auftritt auf der Technologiekonferenz Noah, zu dem auch Uber-CEO Travis Kalanick geladen war, waren die Gespräche mit dem britischen Taxivermittler Hailo mit Sicherheit längst im Gange. Das Ergebnis hat Daimler dann am heutigen Dienstag verkündet: Die Daimler-Tochter Mytaxi fusioniert mit Hailo - und formt damit den größten app-basierten Taxivermittler in Europa mit 100.000 registrierten Fahrern in mehr als 50 Städten und 70 Millionen Passagieren. Dies dürfte dem Fahrdienstvermittler Uber noch ziemliche Probleme bereiten.

Natürlich wird Daimler die Strategie des europäischen Platzhirschen bestimmen. Nach der Transaktion, die über einen Aktientausch abgewickelt werden soll, soll Daimler 60 Prozent an der neuen Gesellschaft halten. Auf die Hailo-Eigner entfällt demnach ein Anteil von 40 Prozent.

Daimler gibt den Ton an

Hailo wurde 2011 gegründet und von prominenten Investoren wie dem Virgin-Gründer Richard Branson mit insgesamt über 100 Millionen Dollar finanziert. 2014 erwirtschaftete das Start-up, das zwischenzeitlich auch in den USA aktiv war, sich angesichts dererdrückenden Konkurrenz jedoch wieder zurückzog, einen Verlust von 21,7 Millionen Pfund (25,8 Millionen Euro).

Chef des neuen, unter der Marke Mytaxi agierenden Unternehmens soll der bisherige Hailo-Chef Andrew Pinnington werden.

MyTaxi-Gründer Niclaus Mewes rückt in den Beirat des fusionierten Unternehmens auf und wird außerdem Geschäftsführer der Daimler Mobility Services GmbH, unter dem der Autobauer digitale Aktivitäten wie die Free-Float-Autovermietung Car2go oder die Mobilitätsplattform moovel gebündelt hat. Sitz der neuen fusionierten Gesellschaft soll Hamburg sein.

Mit dem Zusammenschluss verstärkt Daimler sein Engagement bei digitalen Mobilitätsmodellen. Ein Bereich, in dem das US-Startup Uber in den letzten Jahren für Furore gesorgt hat und Milliarden von Investoren - unter anderem auch Toyota - eingesammelt hat.

Und auch auf einem anderen Bereich sind Uber und Daimler Konkurrenten. Wie Daimler arbeitet auch Uber an der Entwicklung selbst fahrender Fahrzeuge.

Was Daimler anders als Uber macht

Allerdings unterscheidet sich Uber Geschäftsmodell klar von dem Daimlers. Während Uber außerhalb Europas überwiegend mit selbstständigen Fahrern zusammenarbeitet, kooperieren Mytaxi und Hailo - und übrigens auch VWs Gett - mit lizensierten Taxifahrern.

Mit der Fusion tritt Daimler nun auch verstärkt gegen Volkswagen an, die kürzlich ein 300 Millionen in den Hailo-Konkurrenten Gett investiert hatten. Wie Gett ist Hailo in Großbritannien und Irland aktiv. Außerdem in Spanien. Die Daimler-Tochter Mytaxi wiederum vermittelt Taxifahrten in Deutschland, Österreich, Italien, Polen, Portugal, Spanien und Schweden.

Vor allem dürfte Daimler den Zusammenschluss nutzen, um das Feld gegenüber Uber zu besetzen. Der Fahrdienstvermittler, der sich in Europa massiver Kritik ausgesetzt sieht, hatte seinen beliebtesten Dienst Uber Pop in Deutschland nach einem gerichtlichen Verbot stoppen müssen. Um einen Fuß im attraktiven deutschen Markt zu halten, setzt er nun auf Essenbringdienste.

Daimler gegen VW - jetzt auch digital

Auch andere Autobauer und der Technologiekonzern Apple haben in Fahrdienstvermittler investiert, um von den neuen Technologien profitieren zu können.So investierte GM rund 500 Millionen Dollar in den Uber -Konkurrenten Lyft, Toyota eine nicht näher bekannte Summe in Uber, VW 300 Millionen Dollar in Gett und Apple eine Milliarde Dollar in den chinesischen Uber-Konkurrenten Didi Chuxing.

Es dürfte nicht das letzte Investment Daimler im digitalen Mobilitätssektor gewesen sein. In den vergangenen Jahren habe Daimler fast eine halbe Milliarde Euro in den Aufbau von Mobilitätsplattformen und -diensten investiert, erklärte der für Mytaxi zuständige Daimler-Financial-Services-Chef Klaus Entenmann. "Und wir sind bereit, auch in Zukunft weitere strategische Investitionen in unser Mobilitäts-Ökosystem zu tätigen."

Wie Uber, Gett & Co die Mobilität revolutionieren wollen

mit dpa-afx
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