Daimler wird in kürze alle Anteile seiner Carsharing-Tochter Car2Go übernommen haben. Marktbeobaschter werden dies als Zeichen für die Fusion mit dem Wettbewerber DriveNow von BMW
Foto: PRDer Daimler-Konzern hat die restlichen Anteile an seiner Carsharing-Tochter Car2Go in Europa komplett von der Autovermietung Europcar übernommen. Damit könnte ein nächster Schritt zu einer möglichen Fusion mit dem bisherigen Konkurrenten DriveNow von BMW vollzogen sein.
Die Daimler-Finanzsparte teilte am Donnerstag mit, dass die Stuttgarter die übrigen 25 Prozent der Car2Go Europe GmbH kaufen, die bisher beim französischen Unternehmen Europcar lagen. Sollten die Aufsichtsbehörden dies genehmigen, kann Daimler so seine bislang 75 Prozent auf sämtliche Anteile an Car2Go aufstocken.
In der Branche wird bereits seit längerem damit gerechnet, dass der Carsharing-Anbieter mit dem BMW-Ableger DriveNow zusammengelegt werden könnte. Ende Januar hatte der Autovermieter Sixt seinen bisherigen 50-Prozent-Anteil an DriveNow für 209 Millionen Euro an BMW verkauft. Eine Freigabe des Deals wird für das Frühjahr erwartet. Aus Industriekreisen hieß es, eine Fusion von Car2Go und DriveNow könnte dann bald folgen.
DriveNow hatte europaweit zuletzt eine Million Kunden, Car2Go mit drei Millionen deutlich mehr. Carsharing gilt als wichtiges Zukunftsfeld im Wettbewerb der Autobauer mit Internet-Plattformen wie Google oder Uber.
Carsharing hat in den vergangenen Jahren starken Zulauf bekommen. Bei Angeboten wie Car2Go und DriveNow können die Autos in bestimmten Großstadtzonen per Handy geortet und nach Gebrauch an einem beliebigen Platz wieder abgestellt werden.
Allerdings verdienen die Firmen bisher kaum etwas an der Kurzzeitmiete. Autoproduzenten wie Daimler oder BMW sehen im Carsharing auch einen Einstieg für potenzielle Kunden, die so Fahrzeuge testeten und sich später für ein eigenes entschieden. Car2Go hat 14.000 Autos und drei Millionen Kunden, DriveNow hat 6000 Autos und eine Million Kunden. Zu Umsatz, Gewinn oder Verlust äußerten sich die beiden Firmen nicht.
Satte 68 Milliarden Dollar beträgt die Marktkapitalisierung des umstrittenen Fahrdienst Uber, der chinesische Konkurrent Didi Chuxing bringt es auf 34 Milliarden Dollar. Die Mobilitäts-Vermittler sind damit mehr wert als bekannte Autokonzerne, obwohl die Startups bislang keine Gewinne erwirtschaften. Wie das zusammenpasst, lässt sich aus einer neuen Studie der Unternehmensberatung McKinsey ableiten ...
... denn die Studie prognostiziert dem Markt für neue Mobilitätsdienste ein enormes Wachstum in den kommenden Jahren: Bis 2030 soll er auf über zwei Billionen Dollar (die Zahl ist kein Übersetzungsfehler) wachsen. Schon heute werden mit App-basiertem Carsharing sowie Taxi- und Fahrdiensten, die sich per Smartphone rufen lassen (Carhailing), Milliardenumsätze erzielt ...
... weltweit nahmen Carsharing- und Carhailinganbieter im vergangenen Jahr 53 Milliarden Dollar ein, heißt es in der Studie. In den USA (23,4 Mrd. Dollar) und China (24,1 Mrd.) waren die Umsätze der Fahrdienstvermittler um ein Vielfaches höher als jene der Carsharing-Anbieter. In Europa hingegen setzten Carsharing-Anbieter wie Car2Go, DriveNow und andere zuletzt 0,9 Milliarden Dollar um ...
... Carhailing-Dienste kamen in Europa auf nur 4,8 Milliarden Umsatz. Das liege auch daran, dass die Fahrdienst-Vermittlung in Europa deutlich stärker reguliert sei als in den USA oder China, heißt es in der Studie. In den USA gibt es mit Uber einen Player, der satte 85 Prozent Marktanteil hat. Chinas Didi Chuxing (im Bild dessen Logo) kommt sogar auf 95 Prozent Marktanteil. Im europäischen Carsharing-Markt gibt es hingegen keine so dominanten Anbieter. Doch ...
... steckt der Markt für neue Mobilitätsdienste noch in den Kinderschuhen: Uber und Co. decken mit ihren Fahrten gerade mal 1 Prozent aller in den USA zurückgelegten Personenkilometer ab. Der Grund dafür: Pendler und Menschen, die in den "Speckgürteln" einer Stadt oder gar auf dem Land leben, können die neue Welt der Mobilitätsdienste bislang kaum nutzen - weil die Geschäftsmodelle der Anbieter nur auf Metropolen zielen.
Den größten Wachstumsschub für die neuen Mobilitätsdienste könnte die schrittweise Einführung von Robotaxis (im Bild ein Robo-Testwagen von Uber) bringen, meinen die Unternehmensberater. Denn diese dürften die Angebote auch in kleineren Städten rentabel machen. Sollten die Menschen ...
... Kollegen Computer am Steuer akzeptieren, in manchen Regionen 30 Prozent aller Fahrten mit Robotaxis absolvieren und der Preis für die Fahrten um 25 Prozent fallen, ist die Steigerung auf 2.000 Milliarden Dollar Umsatz in den kommenden 13 Jahren drinnen.
Allerdings entwerfen die Unternehmensberater auch ein weniger positives Alternativ-Szenario: Wenn sich Kunden kaum in Robotaxis (im Bild ein Testfahrzeug der Google-Tochter Waymo) steigen wollen, solche Angebote deshalb nur in wenigen Städten profitabel arbeiten und eine massive Unterstützung von Metropolen fehlt, wächst der Gesamtmarkt bis 2030 "nur" auf 400 Milliarden Dollar - was noch immer eine jährliche Umsatz-Steigerungsrate von 15 Prozent ergibt.
Spannend sind auch die Prognosen der Berater für das Geschäfte der Autohersteller: Künftig werde es Fahrzeuge geben, die speziell für das Teilen von Fahrten in Innenstädten konstruiert werden (im Bild der Innenraum der VW-Studie Sedric). Diese Autos könnten um ein Viertel günstiger als herkömmliche Pkw sein, heißt es in der Studie. Etwa, indem weniger Varianten angeboten werden, der Innenraum simpler gestrickt ist ...
... oder die Form der Autos auf die Aerodynamik Rücksicht nimmt (im Bild: die VW-Roboterautostudie Sedric). Denn bei den niedrigen Fahrgeschwindigkeiten im Innenstadtverkehr sei diese ohnedies nicht so wichtig. Und eine gute Nachricht an globale Autohersteller haben die Berater auch: Noch sei längst nicht abgemacht, ob Uber oder Didi wirklich den Markt dominieren werden.
Autohersteller müssen sich auf zwei Szenarien vorbereiten: Zum einen könne es gut sein, dass sich der Markt innerhalb der heutigen Branchenstrukturen mit ständigen Wachstum entwickle. In diesem Szenario werde es Alternativen zu Taxis geben, die auf heutigen Fahrzeugkonzepten basieren. Zum anderen könne sich der Markt komplett verändern, wenn selbstfahrende Fahrzeuge richtig schnell von den Kunden akzeptiert werden ...
... dann werde es auch ganz neue Fahrzeugarten für das Carsharing geben, die etwa auch durch personalisiertes Infotainment und Werbung (im Bild das Daimler-Konzeptfahrzeug F015) mitfinanziert werden. Das würde die jetzigen Geschäftsmodelle der Autobranche doch ziemlich über den Haufen werfen. Noch ist unklar ...
... welches Szenario wahrscheinlicher ist. Doch die McKinsey-Studie hat dafür auch einen einfachen Rat in petto: Autohersteller müssen sich eben auf beide Szenarien vorbereiten- da sich die "shared mobility" je nach Weltregion in unterschiedlichen Geschwindigkeiten entwickeln werde.
... denn die Studie prognostiziert dem Markt für neue Mobilitätsdienste ein enormes Wachstum in den kommenden Jahren: Bis 2030 soll er auf über zwei Billionen Dollar (die Zahl ist kein Übersetzungsfehler) wachsen. Schon heute werden mit App-basiertem Carsharing sowie Taxi- und Fahrdiensten, die sich per Smartphone rufen lassen (Carhailing), Milliardenumsätze erzielt ...
Foto: KAI PFAFFENBACH/ REUTERS... Carhailing-Dienste kamen in Europa auf nur 4,8 Milliarden Umsatz. Das liege auch daran, dass die Fahrdienst-Vermittlung in Europa deutlich stärker reguliert sei als in den USA oder China, heißt es in der Studie. In den USA gibt es mit Uber einen Player, der satte 85 Prozent Marktanteil hat. Chinas Didi Chuxing (im Bild dessen Logo) kommt sogar auf 95 Prozent Marktanteil. Im europäischen Carsharing-Markt gibt es hingegen keine so dominanten Anbieter. Doch ...
Foto: © Kim Kyung Hoon / Reuters/ REUTERS... steckt der Markt für neue Mobilitätsdienste noch in den Kinderschuhen: Uber und Co. decken mit ihren Fahrten gerade mal 1 Prozent aller in den USA zurückgelegten Personenkilometer ab. Der Grund dafür: Pendler und Menschen, die in den "Speckgürteln" einer Stadt oder gar auf dem Land leben, können die neue Welt der Mobilitätsdienste bislang kaum nutzen - weil die Geschäftsmodelle der Anbieter nur auf Metropolen zielen.
Foto: Britta Pedersen/ dpaAutohersteller müssen sich auf zwei Szenarien vorbereiten: Zum einen könne es gut sein, dass sich der Markt innerhalb der heutigen Branchenstrukturen mit ständigen Wachstum entwickle. In diesem Szenario werde es Alternativen zu Taxis geben, die auf heutigen Fahrzeugkonzepten basieren. Zum anderen könne sich der Markt komplett verändern, wenn selbstfahrende Fahrzeuge richtig schnell von den Kunden akzeptiert werden ...
Foto: Florian Gaertner/ picture alliance / dpa