Die Pkw-Sparte fährt zwar ein Rekordergebnis ein und ist auch deutlich profitabler geworden. Doch in Nordamerika schwächelt das Geschäft - vor allem bei den Lastwagen
Foto: DPADaimler hat zwar im dritten Quartal ein Rekordergebnis eingefahren, doch den Ausblick hat Konzern-Chef Dieter Zetsche gesenkt. Das gefiel den verwöhnten Daimler-Aktionären gar nicht. Sie strichen am Freitag zunächst Gewinne ein und schickten die Aktien mit mehr als 3 Prozent in der Spitze in die Verlustzone.
Daimler teilte mit, das bereinigte Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) aus dem laufenden Geschäft sei von Juli bis September im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 10 Prozent auf vier Milliarden Euro gestiegen. Vor allem die Nachfrage in der Pkw-Sparte sorgte für das Plus. Allerdings stand dem starken Gewinnanstieg in der Pkw-Sparte Mercedes-Benz ein Einbruch im Lkw-Geschäft um 37 Prozent gegenüber.
Der Konzernumsatz kletterte um 4 Prozent auf 38,6 Milliarden Euro. Der Stuttgarter Autobauer übertraf damit die Erwartungen von Analysten: Von reuters befragte Experten hatten im Schnitt ein bereinigtes Ebit von 3,8 Milliarden Euro bei einem Umsatz von 38,5 Milliarden Euro prognostiziert. "Damit stellen wir erneut unter Beweis, dass unsere eingeschlagene Strategie richtig ist. Wir werden unseren Kurs konsequent fortsetzen", erklärte Vorstandschef Dieter Zetsche.
USA belasten: Absatz- und Umsatzprognose gesenkt, Gewinnprognose steht
Dennoch nahm der Autobauer seine Erwartungen an Absatz und Umsatz für den Konzern zurück. Bei den Erlösen rechnet Daimler nun nur noch mit dem Vorjahreswert von etwa 150 Milliarden Euro. Als einer der Hauptgründe wird das schwache Lastwagengeschäft vor allem in Nordamerika genannt. Bereits im Frühjahr hatte der Autobauer wegen der Probleme in Nordamerika die Erwartungen für seine Lkw-Sparte zurückgenommen.
"Grund dafür ist die sich abschwächende Nachfrage auf den wichtigsten Truck-Märkten", sagte Finanzchef Bodo Uebber. Daimler macht gut ein Fünftel seiner Umsätze mit Lastwagen. Der Absatz werde nur noch leicht statt deutlich steigen, also um maximal 5 Prozent und nicht mehr um mehr als 5 Prozent, hieß es.
Allein der Umsatz von Daimler Trucks brach im dritten Quartal um 19 Prozent auf 7,9 Milliarden ein, der operative Gewinn sackte sogar um 41 Prozent ab. In Nordamerika hatte Daimler mit 31.400 Fahrzeugen gut 20.000 Lastwagen weniger verkauft. In Brasilien sehe es so aus, als ob ein Boden gefunden worden sei, sagte Uebber. Aber dafür gebe es noch keine harten Belege.
Die Erwartungen für den europäischen Markt nimmt der Hersteller zurück. "In Europa sehen wir einen hohen Preisdruck im Lkw-Markt", sagte Uebber. Unter der schwachen Nachfrage könnten in erster Linie Leiharbeiter zu leiden haben. "Wir haben eine hohe Flexibilität in den Werken und können uns an die Nachfrage anpassen", sagte Uebber.
Daimlers Autogeschäft floriert hingegen unvermindert, auch wenn der Hersteller mit einer etwas schwächeren Marktentwicklung rechnet als bislang. Der Dax-Konzern hatte in den ersten neun Monaten 1,6 Millionen Autos verkauft - ein Plus von 12 Prozent. Der Konzern punktete vor allem mit seinen sportlichen Geländewagen und der neuen E-Klasse. Den stärksten Zuwachs erzielten die Schwaben in der kleinen Sparte Mercedes-Benz Vans. Dank hoher Nachfrage nach der V-Klasse verdiente diese im vergangenen Quartal mit gut 312 Millionen Euro fast zwei Drittel mehr.
Womöglich hat Daimler auch in Punkto Profitabilität BMW abgehängt
Die bereinigte Rendite im Pkw-Geschäft lag mit 11,4 Prozent im dritten Quartal einen Prozentpunkt über dem Vorjahresquartal. Daimler könnte damit nicht nur beim Absatz, sondern auch bei der Profitabilität in diesem Quartal vor den Rivalen BMW und Audi liegen.
Den Jahresausblick ließ Daimler unverändert: Uebber unterstrich, die Gewinnprognose stehe jedoch "trotz volatiler Absatz- und Finanzmärkte". Beim operativen Gewinn peilt der Konzern einen Wert leicht über den knapp 14 Milliarden Euro vom Vorjahr an.
Er ist 3,40 Meter hoch, 10 Meter lang und mit Aufbau 2,60 Meter breit: Das sind die Eckdaten des "urban eTruck", den Daimler im Juli 2016 vorgestellt hat. Noch ist der 26-Tonner ein Versuchsfahrzeug, eine Serienfertigung stellt Daimler ab 2020 in Aussicht. Gedacht ...
... ist ein solches Fahrzeug für den städtischen Verteilerverkehr, erklärte Wolfgang Bernhard, der damalige Chef von Daimlers Nutzfahrzeugsparte, bei der Präsentation in Stuttgart. Der Truck ist flüsterleise und stößt keine Abgase aus, wäre also für smog- und feinstaubgeplagte Innenstädte ideal. Und er kommt mit einer Ladung ganz schön weit ...
... 200 Kilometer soll der E-Truck mit vollgeladenen Lithium-Ionen-Batterien bei voller Zuladung schaffen, verspricht Daimler. Dabei kann der Truck um nur 700 Kilo weniger Nutzlast aufnehmen als ein Diesel-Bruder in der selben Größenklasse. Bei 26 Tonnen zulässigem Gesamtgewicht fällt das aber nicht so richtig ins Gewicht.
Die Akkus sind zwischen der Vorder- und Hinterachse untergebracht und bieten eine Kapazität von 212 Kilowattstunden. Das ist mehr als doppelt so viel wie zwei Tesla Model S-Elektroautos in der stärksten Version.
Laden lässt sich der Truck per CCS-Schnellladestecker. Die Akkus würden bis zu 150 KwH Ladeleistung verkraften, hieß es bei der Präsentation. Doch realistisch auf der Infrastrukturseite seien in den nächsten Jahren 100 KwH, meinen die Techniker. Damit würde eine Vollladung etwas über zwei Stunden dauern.
Die Camouflage-Lackierung des Trucks hatte einen einzigen Sinn: Das Design noch ein wenig zu verschleiern. Denn das finale Erscheinungsbild des E-Lkw wollten die Daimler-Trucker erst auf der Nutzfahrzeug-IAA im September 2016 präsentieren. Vor der geplanten Serienfertigung muss Daimler noch ein kniffliges Problem lösen.
Zwar sind Lithium-Ionen-Batterien in den vergangenen Jahren deutlich billiger geworden bei gleichzeitiger Leistungssteigerung. Doch noch ist der Truck im Vergleich zu seinen Diesel-Brüdern deutlich zu teuer. Maximal 40 Prozent teurer als ein herkömmlicher Lkw darf der E-Truck sein in der Anschaffung sein, gab Daimler-Obertrucker Bernhard vor. Sonst ...
... rechnet sich das für die Lkw-Kunden nie - und die investieren nur, wenn sie dabei klare Kostenvorteile sehen. Die ersten E-Lkw hat Daimler bereits im Einsatz - als Versuchsflotten mit dem Leicht-Lkw Fuso Canter. Elektrisch angetriebene Langstrecken-Lkw wird es von Daimler jedoch nicht geben. Dafür sei die Batterietechnologie schlicht noch nicht weit genug, sagt Bernhard.