Geely verfolgt neue Pläne Daimler-Großaktionär schließt Deal mit iPhone-Bauer Foxconn

Gefällt sich in der Rolle des Kooperations-Dealmakers: Geely-Chef und Daimler-Großaktionär Li Shufu
Foto: NICOLAS MAETERLINCK/ AFPGefällt sich in der Rolle des Kooperations-Dealmakers: Geely-Chef und Daimler-Großaktionär Li Shufu
Foto: NICOLAS MAETERLINCK/ AFPDer langjährige Apple-Zulieferer Foxconn und der chinesische Autobauer Geely gehen eine Partnerschaft ein. Ziel seien eine Auftragsfertigung sowie Beratungsdienste für Autobauer und Mobilitätsunternehmen, teilten die Firmen am Mittwoch mit. Sie unterzeichneten ein Abkommen zur Gründung eines Gemeinschaftsunternehmens, an dem beide Partner je zur Hälfte beteiligt sein werden.
Die in Taiwan ansässige Foxconn hatte sich erst unlängst mit dem finanziell angeschlagenen, von Ex-BMW-Managern mitgegründeten Elektroautohersteller Byton zusammengetan, um ihn beim Bau eines Elektro-SUV zu unterstützen.
In die Autoindustrie ist in den vergangenen Monaten viel Bewegung gekommen, weil Tech-Konzerne verstärkt ins Geschäft mit Daten und Diensten für Elektroautos drängen. Geely hat sich mit dem chinesischen Suchmaschinenriesen Baidu zusammengetan, um E-Fahrzeuge herzustellen. Wie manager-magazin.de bereits beschrieb, bringt Geely bei Elektroantrieben viel Know-how mit. Mit seiner in Europa bekanntesten Tochter, der 2010 erworbenen schwedischen Automarke Volvo, hat Geely gemeinsam eine neue Plattform entwickelt, die explizit auf Elektroantriebe ausgelegt ist. Das erste Modell der neuen Plattform, der Polestar 2 von Volvos gleichnamiger Elektroautotochter, gilt als einer der glaubwürdigsten Tesla Model 3-Herausforderer. Zwar liegt seine Reichweite unterhalb des Model 3, dafür punktet der Polestar 2 mit besserer Verarbeitung und sehr guter Konnektivität. Volvos neues reines Batterie-Elektromodell, der XC40 Recharge, wird ebenfalls auf der gemeinsam mit Geely entwickelten Plattform gebaut.
Geely-Gründer Li Shufu (57) ist zudem Großaktionär des deutschen Autobauers Daimler und drängt die Schwaben seit Längerem zu stärkerer Zusammenarbeit. Erreicht hat er bislang immerhin, dass die nächste Generation von Daimlers Kleinwagen Smart von Geely in China gebaut wird.
Die jüngsten Deals in Chinas Autobranche geben auch Gerüchten rund um ein mögliches Apple-Elektroauto neue Nahrung. Die Nachrichtenagentur Reuters hatte kurz vor Weihnachten unter Berufung auf Insider berichtet, Apple wolle in wenigen Jahren ein autonomes Fahrzeug an den Start bringen. Vor einigen Tagen folgten Berichte, wonach sich der iPhone-Hersteller dafür mit dem koreanischen Autobauer Hyundai zusammentun will.
Hyundai bestätigte die Apple-Anfrage zunächst, machte aber gegenüber der Nachricht Bloomberg einen Rückzieher. In den Berichten hieß es danach, Hyundai habe Anfragen für eine Zusammenarbeit bei der Entwicklung von autonomen Elektrofahrzeugen von verschiedenen Unternehmen erhalten. Von Apple war dann nicht mehr explizit die Rede.
Sollte Apple ein solches Auto mit Hyundai auf die Straße bringen, wäre dies nicht nur eine Herausforderung für den US-Elektroautobauer Tesla. Alle großen Autobauer arbeiten derzeit am automatisierten Fahren und investieren Milliarden.
Der Name ist für deutsche Ohren ungewöhnlich - doch das chinesische Start-up WM Motor fährt mit seiner Marke "Weltmeister" bereits erste Erfolge ein. Im Frühjahr 2018 startete Weltmeister den Verkauf seines Elektro-SUV EX5, der mittlerweile in drei Akku-Varianten für Reichweiten von 300, 400, und 460 Kilometern erhältlich ist. Insgesamt hat Weltmeister 3 Milliarden Euro an Geldern eingesammelt, die jüngste Finanzierungsrunde führte der chinesische Suchmaschinenbetreiber Baidu an. Zu punkten versucht ...
... WM Motor, anders als viele Konkurrenten, mit einem vergleichsweise günstigen Preis bei umfangreicher Ausstattung. Die EX5-Basisversion wird zu Preisen ab rund 30.000 Euro verkauft. Geführt wird das Unternehmen von einstigen Volvo China-Chef Freeman Shen. Im Produktionsanlauf wurden erstmal wenige tausend Stück pro Jahr produziert, von Januar bis Oktober 2019 hat Weltmeister 11,500 Fahrzeuge verkauft. Doch WM peilt sechsstellige Produktionszahlen innerhalb weniger Jahre an.
Auf ähnliche Verkaufszahlen in China - nämlich 11.800 Fahrzeuge in den ersten zehn Monaten 2019 - kommt das Start-up Xiaopeng Motors, das oft auch als Xpeng bezeichnet wird. Als Geldgeber hat XPeng die chinesischen IT-Riesen Alibaba und Foxconn an Bord. Sein erstes Modell, der Elektro-SUV G3, wird seit Ende 2018 in China ausgeliefert.
Der Wagen hat seit Juli dieses Jahres leistungsfähigere Akkus an Bord, die nun für Reichweiten von bis zu 520 Kilometern gemessen am NEFZ-Zyklus sorgen sollen. Die Basisversion, deren Akku für 400 Kilometer Reichweite gut ist, startet bei knapp 19.000 Euro in China.
Nio: Seit Juni 2018 wird Nios erstes Serienfahrzeug ES8 in China an Kunden ausgeliefert: Ein Elektro-SUV mit 350 Kilometern Reichweite und einem Wechselakku-System zum Preis ab 68.000 Dollar. Zuletzt kämpfte das Unternehmen jedoch mit massiven Verlusten und hat Schwierigkeiten, frisches Kapital von Investoren einzusammeln - obwohl laut Eigenangaben die Absatzzahlen zuletzt in China nach oben gingen.
Insgesamt 17.400 Fahrzeuge hat Nio laut Eigenangaben in diesem Jahr ausgeliefert. Neben dem ES8 hat Nio auch auch den kleineren SUV ES6 auf dem Markt, vor kurzem stellte das Start-up noch ein drittes Serienmodell vor - wohl auch, um seine Fortschritte zu demonstrieren. Nio hat Joint-Venture-Vereinbarungen mit Chinas Autoherstellern Changan und JAC geschlossen. Der ES8 soll ab 2020 auch in Europa erhältlich sein.
Zu den Geldgeber des Start-ups, das seit 2014 bereits über 4 Milliarden Dollar an Investorengeldern eingetrieben hat, zählen der chinesische Internetriese Tencent, der Venturekapitalgeber Sequoia und Chinas Suchmaschinenbetreiber Baidu. Der Börsengang in den USA im SEptember 2018 brachte aber deutlich weniger ein als ursprünglich erhofft, lange Zeit hat das Unternehmen viel Cash verbrannt und im Oktober 2019 auch noch seinen Finanzchef verloren. Nio fährt also aktuell über sehr rauhes Terrain.
Byton: Das erst Anfang 2016 gegründete Start-up zeigte auf der IAA die Serienversion seines ersten Fahrzeugs, des M-Byte. Der Elektro-SUV soll in Standardausführung 400 Kilometer weit mit einer Batterieladung fahren und zwischen 300.000 und 400.000 Yuan (43.000-57.000 Dollar) kosten soll. Die Vorproduktion ist in China nun angelaufen, ab Mitte 2020 soll der SUV in China auf den Markt kommen und bald darauf auch in den USA und Europa erhältlich sein.
Im Inneren bietet der Wagen einen 1,25 Meter breiten und 25 Zentimeter hohen Bildschirm über die gesamte Breite des Autos. Entriegeln lässt sich das Auto per Gesichtserkennung, bedienen durch Gesten- und Sprachsteuerung. Aber auch Byton tat sich Berichten zufolge zuletzt schwer, frisches Geld aufzustellen. Und der neue Großinvestor, der chinesische Autobauer FAW, soll intern ziemlichen Druck machen, das Fahrzeug abzuspecken.
Neben FAW sind als Geldgeber unter anderem Apples Auftragsfertiger Foxconn und Chinas Internetriesen Tencent an Bord. Geführt wurde Byton bis April 2019 vom ehemaligen Entwicklungsleiter des BMW i8, Carsten Breitfeld (im Bild). Breitfeld ist mittlerweile zum Konkurrenten Faraday Future gewechselt, dennoch arbeiten bei Byton noch viele BMW-Leute, die am Marktstart von BMWs i3 beteiligt waren. Auch ehemalige hochrangige Tesla-Mitarbeiter sind bei Byton an Bord.
Aiways: Ende November hat das Start-up Aiways den Verkauf seines ersten Modells U5 in China gestartet: Der Elektro-SUV U5 kostet in Basisversion nach Subventionen knapp 200.000 Yuan (26000 Euro). Die Basisakkus sollen für 500 Kilometer Reichweite sorgen, allerdings gemessen nach dem früheren Prüfzyklus NEFZ - im Alltag sind das wohl nur rund 300 Kilomert. Doch der 4,7 Meter lange Wagen bietet bis zu sieben Personen Platz - er ist also in dieser Größenklasse vergleichsweise günstig.
Aiways, hinter dem ehemalige Manager eines VW-Jointventures in China und große Autohändler stecken, will seinen U5 im kommenden Jahr auch in Europa anbieten - allerdings nur zum Leasing. Um die Qualitäten des Wagens zu demonstrieren, hat Aiways mehrere U5 im Sommer von China nach Europa fahren lassen - hier ein Bild aus der Russland-Etappe. Autojournalisten, die mitfuhren, attestierten dem Wagen erstaunlich hohe Qualität beim Innenraum. Auch die Akku-Reichweite hielt, was Aiways versprach.
Thunder Power: Bereits im Herbst 2015 hat das Start-up aus Taiwan ein erstes Konzeptauto präsentiert - mit 650 Kilometer Reichweite, 250 km/h Spitze und gefälligen Formen, die vom italienischen Designbüro Zagato stammen. Auch bei Technikdetails sind die Taiwanesen ehrgeizig. So soll sich ihr Auto auch kabellos per Induktion in kurzer Zeit laden lassen.
Fast 400 Patente hat Thunder Power laut Eigenangaben bereits eingereicht. Die Probeproduktion startete offenbar Anfang 2019, Ende des Jahres soll die erste Kleinserie des Wagens produziert werden. Laut früheren Angaben peilt Thunder Power einen Einstiegspreis von rund 63.000 Dollar an. Für die Taiwanesen arbeitet unter anderem der ehemalige Entwickler des Supersportwagens Bugatti Veyron. Wer Thunder Power finanziert, ist aber eher undurchsichtig.
Hybrid Kinetic Group: Auf dem Genfer Autosalon 2016 fiel das Konzeptauto H600 mit hübschem Äußeren auf, die angekündigten Leistungsdaten beeindruckten In weniger als 3 Sekunden soll die 800-PS-Luxuslimousine den Sprint auf 100 km/h schaffen, dank Range Extender in Form einer Mikroturbine über 1000 km weit mit einer Akkuladung kommen. Doch ...
... zu künftigen Fabriken in China und den Finanziers im Hintergrund hält sich das Unternehmen noch sehr bedeckt. Kopf hinter HK ist der chinesische Milliardär Rong Yang, der einst den chinesischen Autohersteller Brilliance leitete und nun im Exil in den USA lebt. Geplant war der Marktstart des Wagens ursprünglich für 2019 oder 2020 - in letzter Zeit hat man allerdings gar nichts mehr von Hybrid Kinetic vernommen. Ob aus dem Konzeptauto tatsächlich noch ein Serienfahrzeug wird, lässt sich aktuell kaum einschätzen.
Auch etabliertere Autohersteller rüsten in China auf: Tesla Motors hat in Rekordzeit seine "Gigafactory" nahe Shanghai aufgezogen und will im kommenden Jahr die ersten Model 3-Fahrzeuge aus chinesischer Produktion verkaufen. Elektroauto-Lokalmatador BAIC verkaufte von seiner Modellreihe EC in diesem Jahr bereits rund 60.000 Stück, das Modell Yuan des E-Auto-Spezialist BYD kam in diesem Jahr auf 35.000 verkaufte Fahrzeuge. Zuletzt sanken die Zulassungszahlen bei beiden wegen gekürzter Subventionen jedoch deutlich.