Dreiteilung im Stern schon angelegt: Vorstand und Aufsichtsrat haben die neue Aufteilung des Daimler-Konzerns in drei sebständige Bereiche beschlossen, Die nächste Hauptversammlung soll die neue Konzernstruktur endgültig besiegeln
Foto: Jan-Philipp Strobel/ dpaDaimler folgt dem Trend zur Aufgliederung großer Industriekonzerne: Das Stuttgarter Unternehmen soll in die drei rechtlich selbständige Einheiten Mercedes-Benz, Truck und Mobility aufgeteilt werden, wie Vorstand und Aufsichtsrat am Donnerstag mitteilten.
Die einmaligen Kosten für den Umbau einschließlich Steuereffekten bezifferte Daimler bis 2020 auf einen hohen dreistelligen Millionenbetrag. Hinzu kommen laufende Kosten, die etwas niedriger liegen und mittelfristig zurückgefahren werden sollen. Insgesamt lassen sich die Schwaben die Operation rund eine Milliarde Euro kosten. Endgültig abgesegnet werden soll das Vorhaben von den Aktionären auf der Hauptversammlung im nächsten Jahr. Über die Umbaupläne hatte das manager magazin bereits im August 2017 exklusiv berichtet.
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"Mit der neuen Organisationsstruktur stellt sich Daimler für den rasanten Wandel der Mobilitätsbranche und die damit verbundenen strategischen Herausforderungen auf", sagte Aufsichtsratschef Manfred Bischoff. Den Mitarbeitern sicherte das Unternehmen eine Beschäftigungssicherung bis Ende 2029 zu. Zudem stellte der Konzern bis 2024 Investitionen von 35 Milliarden Euro in die deutschen Standorte in Aussicht.
Aus fünf werden drei Dvisionen
Derzeit besteht der Konzern aus fünf Divisionen. Künftig werden die Vans der Pkw-Sparte zugeschlagen und die Busse den Lkws. Die Sparte Financial Services wird in Daimler Mobility AG umbenannt. In ihr werden neben den Finanzdienstleistungen bereits Mobilitätsdienste wie etwa Carsharing geführt. Damit entstehen unter dem Dach der Daimler AG drei unabhängige Einheiten. Ziel des Umbaus ist eine größere Flexibilität beim Wandel der Branche hin zu Elektromobilität, selbstfahrenden Autos und Mobilitätsdienstleistungen. Die Stuttgarter wollen dadurch auch in der Lage sein, leichter Kooperationen und Partnerschaften in einzelnen Geschäftsfelder einzugehen.
Auch Siemens, Volkswagen und dem Zulieferer Continental verfolgen ähnliche Pläne. Anders als Conti plant Daimler derzeit jedoch keinen Teilbörsengang einer Sparte. Spekulationen über eine Abspaltung des Nutzfahrzeuggeschäfts und einen möglichen Verkauf hat Daimler widersprochen. Analysten hoffen auf einen Börsengang des Lkw-Geschäfts oder der Mobilitätsdienstleistungen. Konkurrent Volkswagen bereitet derzeit einen Börsengang seiner Lkw-Sparte vor.
Wer oder was ist Siemens, und wie lange noch? Die Frage stellt man sich nicht zuletzt in der 2016 eröffneten Münchener Zentrale. Die spiegelt schon baulich den Wandel des Konzerns in einen lockeren Holding-Verbund: Platz ist für 1200 Beschäftigte, aber nicht unbedingt ein fester Stammplatz im Büro.
Mit Healthineers löst sich der größte Gewinnbringer unter den Siemens-Sparten teilweise ab. Im ersten Halbjahr 2018 soll die Medizintechnik an die Börse gehen, die Bewertungsfantasie geht bis 40 Milliarden Euro. Siemens behält - zumindest vorerst - die Mehrheit der Anteile.
Umsatz im Geschäftsjahr 2017: 13,8 Milliarden Euro
Marge: 18,1 Prozent
Die Windkraftsparte ist bereits seit April eigenständig: Siemens Gamesa Renewable Energy entstand aus der Fusion mit dem spanischen Wettbewerber Gamesa. Das gemeinsame Unternehmen mit Sitz im Baskenland gehört zu 59 Prozent Siemens, und soll mit vereinter Kraft die Branchenführung übernehmen. Angesichts roter Zahlen ist zunächst aber erst einmal Sparkurs mit der Streichung tausender Stellen angesagt.
Umsatz im Geschäftsjahr 2017: 7,9 Milliarden Euro
Marge: 4,3 Prozent
Nach demselben Muster auf dem Weg nach draußen ist die Bahnsparte Mobility, die unter Führung des französischen Rivalen Alstom mit Siemens als Mehrheitseigner die Bahnindustrie dominieren soll - einschließlich der Bahnantriebe, die noch in der Sparte Process Industries and Drives eingegliedert sind. Ende 2018 soll der neue europäische Marktführer in Paris stehen.
Umsatz im Geschäftsjahr 2017: 8,1 Milliarden Euro (nur Siemens Mobility)
Marge: 9,2 Prozent (nur Siemens Mobility)
Zum Kerngeschäft könnte sich gemäß der "Vision 2020" von Konzernchef Joe Kaeser, Siemens "entlang der Wertschöpfungskette der Elektrifizierung und Automatisierung" aufzustellen, die Sparte Power and Gas zählen. Doch das hätte für die Windkraftsparte und die Bahntechnik auch gelten können. Trennungspläne gibt es für die Produktion von Turbinen als Ganzes nicht - wohl aber für einzelne Werke und mehrere Tausend Beschäftigte wegen der flauen Nachfrage. Die mit Kaesers erstem großen Deal, dem Kauf der US-Firma Dresser-Rand, in den Fokus gerückte Öl- und Gasindustrie macht auch kaum Freude.
Umsatz im Geschäftsjahr 2017: 15,5 Milliarden Euro
Marge: 10,3 Prozent
Auch Process Industries and Drives ist von den aktuellen Kürzungsplänen betroffen - wie auch von der Fusion der Bahntechnik mit Alstom. Vom Margenziel 8-12 Prozent ist die Sparte, die beispielsweise Antriebe für den Maschinenbau fertigt, notorisch weit entfernt. Zuletzt ging es etwas aufwärts, wenn auch nicht mit der Stimmung in der Belegschaft
Umsatz im Geschäftsjahr 2017: 8,8 Milliarden Euro
Marge: 5,0 Prozent
Energy Management passt wiederum eindeutig in die Wertschöpfungskette des Elektrokonzerns. Das Geschäft mit Transformatoren und Umspannwerken erfüllt auch - abgesehen von anfänglichen Fehlinvestitionen mit dem Anschluss von Offshore-Windparks - die Hoffnung, von der Energiewende zu profitieren. Die Nachfrage nach Ausbauten im Stromnetz erweist sich bisher als solider als die nach Windrädern oder gar Gaskraftwerken.
Umsatz im Geschäftsjahr 2017: 12,3 Milliarden Euro
Marge: 7,6 Prozent
Die Gebäudetechniksparte Building Technologies steht für das kundennahe Ende der Wertschöpfungskette. Hier glaubt auch Siemens an den Trend zum "Smart Home" - während die Hausgerätesparte vor Jahren schon an den Ex-Partner Bosch ging, der im Unterschied zu Siemens Potenzial in der Vernetzung Weißer Ware sieht.
Umsatz im Geschäftsjahr 2017: 6,5 Milliarden Euro
Marge: 12 Prozent
Die Vorzeigesparte heißt Digital Factory. Siemens baut zwar selbst keine Roboter, sieht sich aber als einer der Vorreiter in der Automatisierung und Digitalisierung der Industrie - der "vierten industriellen Revolution". Abgerundet wird das Geschäft auch durch herkömmliche Schaltanlagen, verstärkt wurde es zuletzt durch mehrere teure Zukäufe von Industriesoftwarefirmen. Der Status schützt allerdings nicht vor Sparprogrammen und Stellenabbau
Umsatz im Geschäftsjahr 2017: 11,4 Milliarden Euro
Marge: 18,8 Prozent
Zum Kerngeschäft könnte sich gemäß der "Vision 2020" von Konzernchef Joe Kaeser, Siemens "entlang der Wertschöpfungskette der Elektrifizierung und Automatisierung" aufzustellen, die Sparte Power and Gas zählen. Doch das hätte für die Windkraftsparte und die Bahntechnik auch gelten können. Trennungspläne gibt es für die Produktion von Turbinen als Ganzes nicht - wohl aber für einzelne Werke und mehrere Tausend Beschäftigte wegen der flauen Nachfrage. Die mit Kaesers erstem großen Deal, dem Kauf der US-Firma Dresser-Rand, in den Fokus gerückte Öl- und Gasindustrie macht auch kaum Freude.
Umsatz im Geschäftsjahr 2017: 15,5 Milliarden Euro
Marge: 10,3 Prozent