Pkw-Rendite kann wieder unter 10 Prozent sinken Daimler sieht Elektroautos als Renditekiller

Mercedes SLS mit Elektroantrieb: Der Übergang zur Elektro-Mobilität benötigt hohe Investitionen - dies drückt auf die Rendite, erklärte Daimler-Chef Dieter Zetsche

Mercedes SLS mit Elektroantrieb: Der Übergang zur Elektro-Mobilität benötigt hohe Investitionen - dies drückt auf die Rendite, erklärte Daimler-Chef Dieter Zetsche

Der Autokonzern Daimler  rechnet beim Ausbau seines Elektroauto-Absatzes mit niedrigeren Renditen im Pkw-Geschäft als derzeit. Der Übergang zur Elektromobilität gehe mit hohen Investitionen und geringeren Margen einher als beim aktuellen Modellangebot, erklärte Vorstandschef Dieter Zetsche auf einer Investorenkonferenz in Sindelfingen am Montag. Anleger reagierten verunsichert: Die Aktie von Daimler gab gegen den freundlichen Dax-Trend um 1,5 Prozent nach.

Der Konzern wolle zwar die aktuelle operative Rendite im Pkw-Geschäft von zehn Prozent "so gut wie möglich" während des Übergangs zu Elektroautos halten. Es bestehe aber das Risiko eines Rückgang auf rund acht Prozent.

"Wir werden weiterhin zehn Prozent anstreben, aber wir müssen während des Übergangs auf einen Korridor von acht bis zehn Prozent vorbereitet sein", sagte der Finanzchef der Pkw-Sparte Mercedes-Benz, Frank Lindenberg. Um das abzufangen, sei ein Sparprogramm über vier Milliarden Euro bis 2025 geplant.

Smart ab 2020 nur noch elektrisch, mehr als 10 E-Automodelle ab 2022

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Kurz vor Beginn der Automesse IAA stellte nach BMW (Kurswerte anzeigen) damit auch Daimler  neue Pläne zum Ausbau der Elektromobilität vor. So soll der Stadtflitzer Smart ab 2020 in Europa und den USA nur noch mit Batteriebetrieb angeboten werden. "Smart wird bis 2020 die erste Marke ausschließlich mit Elektroantrieb", sagte Zetsche. Bis 2022 sollten zudem sämtliche Mercedes-Modelle, insgesamt mehr als 50, mit elektrifizierten Antrieben aller Varianten angeboten werden, also als reine Elektroautos oder Hybride, die rein elektrisches Fahren auf kurzen Strecken mit Benzin- oder Dieselmotor auf langen Strecken kombinieren.

Bisher plant Daimler bis 2022 mehr als zehn reine Elektroautos auf den Markt zu bringen, um bis 2025 einen Absatzanteil von 25 Prozent zu erreichen. Der Rivale aus München kündigte vergangene Woche an, bis Mitte des nächsten Jahrzehnts 25 teilweise oder ganz mit Strom fahrende Autos ins Programm zu nehmen. Ein Dutzend soll rein elektrisch sein.

Batteriekosten sinken, Sparprogramm läuft an

Da die Batteriekosten rasch sänken, sei es möglich, bis 2025 die heute noch teureren Elektroautos zu gleichen Kosten zu produzieren wie die mit Benzin- oder Dieselmotoren, erklärte Zetsche. Dennoch werde der Autobauer dann je Auto noch nicht so viel Geld verdienen wie mit Pkw mit Verbrennungsmotoren. Bei einzelnen Modellen sei der Gewinnbeitrag nur halb so hoch wie bei den Fahrzeugen, die die Elektroversionen ersetzten, erklärte Lindenberg. Deshalb sollen Autos mit Benzin- oder Dieseltank auch nicht so bald aus dem Angebot verschwinden. "Verbrennungsmotoren bleiben über längere Zeit das Rückgrat für die CO2-Ziele und auch unsere Finanzstärke", sagte Zetsche.

Die Einsparungen sollen unter anderem über geringere Ausgaben für Forschung und Entwicklung im kommenden Jahrzehnt realisiert werden, auch wenn die in den nächsten Jahren nach Worten von Forschungschef Ola Källenius noch steigen werden.

Der Löwenanteil der Kostensenkungen will Mercedes-Benz jedoch über die Produktion und Fixkosten hereinholen. So etwa will der Stuttgarter Autobauer bei Elektroautos noch weniger selbst herstellen als bei den konventionell angetriebenen. Damit ist ein Konflikt mit dem Betriebsrat programmiert, denn der will mehr Arbeiten von Zulieferern ins eigene Haus holen. Damit soll Stellenabbau, der auf längere Sicht bei der Umstellung auf die viel weniger arbeitsintensiven Elektroautos unvermeidlich ist, gebremst werden.

la/dpa/reuters
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