Corona-Welle Volkswagen schickt Angestellte ins Homeoffice

Noch vor der geplanten bundesweiten Homeoffice-Pflicht reagiert Volkswagen auf die Corona-Eskalation. Ab Montag werden Beschäftigte, die nicht unbedingt am Standort gebraucht werden, wieder zum Arbeiten nach Hause geschickt.
Werksschutz: Besuch im Wolfsburger Volkswagen-Impfzentrum mit Betriebsratschefin Daniela Cavallo, Personalvorstand Gunnar Kilian, der niedersächsischen Gesundheitsministerin Daniela Behrens, dem Leiter des Konzerngesundheitswesens Lars Nachbar und der Landtagsabgeordneten Immacolata Glosemeyer (v.l., Bild von Juli 2021)

Werksschutz: Besuch im Wolfsburger Volkswagen-Impfzentrum mit Betriebsratschefin Daniela Cavallo, Personalvorstand Gunnar Kilian, der niedersächsischen Gesundheitsministerin Daniela Behrens, dem Leiter des Konzerngesundheitswesens Lars Nachbar und der Landtagsabgeordneten Immacolata Glosemeyer (v.l., Bild von Juli 2021)

Foto: PR

Der Autohersteller Volkswagen setzt angesichts der deutschlandweit steigenden Corona-Inzidenzzahlen wieder verstärkt auf das mobile Arbeiten von Zuhause. Von kommenden Montag an sollen Beschäftigte, die mobil arbeiten können und deren Anwesenheit im Betrieb nicht zwingend erforderlich ist, bis auf weiteres mobil von zu Hause aus arbeiten, wie das Unternehmen am Dienstag mitteilte. "Damit wollen wir unseren Beitrag zur Kontaktminimierung leisten. Gleichzeitig möchte ich an alle unsere Beschäftigten appellieren, Selbsttests, die wir unverändert zur Verfügung stellen, regelmäßig zu nutzen", sagte VW -Personalvorstand Gunnar Kilian.

VW bereitet sich zudem auf mögliche neue gesetzliche Regelungen vor, wodurch der Zutritt auch auf das VW-Werksgelände nur unter Einhaltung von "3G" ("Geimpft, Genesen oder Getestet") möglich wird. Diese Vorgabe werde dann auch für alle Beschäftigten der Volkswagen AG sowie Dienstleister und Besucher gelten. "Die Planungen für die organisatorische Umsetzung dieser Vorgaben bei der Volkswagen AG laufen", hieß es weiter. Ziel der verstärkten Maßnahmen sei es, den Schutz der Beschäftigten sowie die gleichzeitige Aufrechterhaltung des Betriebs sicher zu stellen.

Das Unternehmen hat bereits Anfang November mit dem Betriebsrat neue Regeln für das mobile Arbeiten vereinbart. Beschäftigte, deren Präsenz am Arbeitsplatz nicht notwendig ist, erhalten demnach Anspruch auf vier "mobile" Tage pro Woche. Diese Vereinbarung geht im Vergleich zu anderen Unternehmen, die meist eine Büropräsenz von mindestens der Hälfte anstreben, besonders weit, gilt aber erst nach dem Ende der Pandemie. Doch auch mit dem aktuellen Handeln zum Infektionsschutz prescht Volkswagen voran.

Ampelkoalition will zurück zur Homeofficepflicht

Eine Pflicht zum Homeoffice zählt zu den Maßnahmen, mit denen die Ampel-Parteien die aktuell grassierenden Corona-Infektionen bremsen wollen. Ein von Bundesarbeitsminister Hubertus Heil (49, SPD) vorgelegter Entwurf orientiert sich an den Regeln, die bis Juni dieses Jahres schon einmal galten: Beschäftigten mit "Büroarbeiten oder vergleichbaren Tätigkeiten" muss Homeoffice ermöglicht werden, es sei denn, das ist aus betrieblichen Gründen nicht möglich, etwa weil Post bearbeitet werden muss oder Waren oder Material ausgegeben werden müssen. Die Beschäftigten müssen das Homeoffice-Angebot annehmen, es sei denn, die Arbeit ist zu Hause nicht möglich, weil es beispielsweise zu eng oder zu laut ist oder weil die nötige Ausstattung fehlt.

Am Donnerstag soll der Bundestag über eine Reform des Infektionsschutzgesetzes abstimmen. SPD, Grüne und FDP wollen mit dem Ende der "epidemischen Lage nationaler Tragweite", die als Rechtsgrundlage bisheriger Corona-Maßnahmen gilt und am 25. November ausläuft, harte Lockdown-Regeln ausschließen. Angesichts der rasant steigenden Infektionszahlen und überlasteter Krankenhäuser bessern die Koalitionäre nun jedoch eilig nach. Am Dienstagabend wurden Änderungsanträge im Hauptausschuss des Parlaments beschlossen.

Neben der Homeofficepflicht konkretisiert die Ampel unter anderem eine bundesweite 3G-Regel am Arbeitsplatz: Den Zutritt nur mit Impf-, Genesenen- oder tagesaktuellem Testnachweis (oder maximal 48 Stunden altem PCR-Test) sollen die Arbeitgeber täglich kontrollieren und dokumentieren. Beschäftigte seien verpflichtet, einen entsprechenden Nachweis auf Verlangen vorzulegen. In öffentlichen Verkehrsmitteln, Klinken und Pflegeheimen ist eine 3G-Regel auch für Gäste vorgesehen.

Ebenfalls am Donnerstag ist eine Konferenz der Ministerpräsidenten der Länder geplant, um ein möglichst einheitliches Vorgehen abzustimmen.

Corona-Neuinfektionen mit neuem Rekord

Die Zahl der binnen eines Tages ans Robert Koch-Institut übermittelten Corona-Neuinfektionen hat einen weiteren Höchststand erreicht. Das Robert Koch-Institut (RKI) gab die Zahl der von den Gesundheitsämtern gemeldeten Fälle am Mittwochmorgen mit 52.826 an. Vor genau einer Woche waren es 39.676 Ansteckungen. Die Sieben-Tage-Inzidenz pro 100.000 Einwohner gab das RKI mit 319,5 an - ebenfalls ein Höchststand. Zum Vergleich: Am Vortag hatte der Wert bei 312,4 gelegen, vor einer Woche bei 232,1, im Vormonat bei 66,1. Deutschlandweit wurden nach den neuen Angaben binnen 24 Stunden 294 Todesfälle verzeichnet.

Die Zahl der in Kliniken aufgenommenen Corona-Patienten je 100.000 Einwohner innerhalb von sieben Tagen - den für eine mögliche Verschärfung der Corona-Beschränkungen wichtigsten Parameter - gab das RKI am Dienstag mit 4,86 an (Montag: 4,65). Bei dem Indikator muss berücksichtigt werden, dass Krankenhausaufnahmen teils mit Verzug gemeldet werden. Ein bundesweiter Schwellenwert, ab wann die Lage kritisch zu sehen ist, ist für die Hospitalisierungs-Inzidenz nicht vorgesehen.

ak/dpa-afx
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