Erster Prototyp für ein Beatmungsgeräte-Teil aus dem 3-D Drucker von Skoda
Foto: SkodaWas tun Autohersteller, wenn sie ihre Werke wegen der Coronavirus-Pandemie in Europa und den USA in weiten Teilen schließen müssen? In den USA und in Italien bringen sie ihre Technik-Kompetenzen ins Spiel, um die Coronakrise möglichst schnell hinter sich zu bringen.
Ford und General Motors haben erklärt, auf Ersuchen der Trump-Regierung die Produktion eigener Beatmungsgeräte für Coronakranke zu prüfen. Solche Beatmungsgeräte sind in den USA in vergleichsweise geringer Zahl in den Krankenhäusern verfügbar, wären Intensivstationen aber bei der Behandlung von SARS-CoV-2-Virus Erkrankten eine große Hilfe. Auch der Elektroauto-Spezialist Tesla erwägt einen solchen Schritt. In Italien haben Fiat und Ferrari ähnliche Pläne angekündigt.
Nun gibt es ähnliche Überlegungen auch in Deutschland, wie manager-magazin.de aus informierten Kreisen erfuhr. Der weltgrößte Autobauer Volkswagen spendet nicht nur Atemschutzmasken aus eigenen Lagerbeständen, sondern will nun ebenfalls bei der Herstellung solcher Beatmungsgeräte mitmachen. Wie ein Konzernsprecher gegenüber manager-magazin.de erklärte, geht es dabei vor allem um die Produktion von Bauteilen solcher Geräte. Zuerst hatte das Handelsblatt darüber berichtet.
Für die Aufgabe hat der Volkswagen-Konzern eine eigene internationale Taskforce gebildet. Diese kümmert sich "mit Hochdruck um dieses Thema", heißt es aus dem Konzern. Der Konzern "ist bereit zu helfen und bereitet sich entsprechend vor".
Für die Produktion der Bauteile will Volkswagen die insgesamt 125 industriellen 3D-Drucker nutzen, die im weltweiten Konzernverbund verfügbar sind und in normalen Zeiten vor allem im Prototypenbau und in der Vorserienentwicklung eingesetzt werden. Im 3D-Druck verfügt Volkswagen laut Eigenangaben über rund 25 Jahre Erfahrung.
VW-Tochter Skoda hat erste Test-Teile gedruckt
Mit den Druckern ließen sich etwa Schläuche oder auch Gesichtsmasken aus Kunststoff herstellen, allerdings nicht komplette Beatmungsgeräte. Eine Großserienproduktion der Teile ist aber offenbar eher nicht geplant: Denn laut Volkswagen eignen sich die 3D-Drucker generell für Bauteile mit "hohem Komplexitätsgrad und eher niedriger Stückzahl".
Medizinisches Equipment sei natürlich Neuland für den Konzern, hieß es gegenüber manager-magazin.de. Sobald Volkswagen aber die Anforderungen kenne und entsprechende Blaupausen erhalte, könne der Konzern starten. Dazu steht Volkswagen im Austausch mit Regierungen, Verbänden, Vereinen und Behörden, um den konkreten Bedarf zu ermitteln.
Zum einen seien Behörden in mehreren Ländern an den VW-Konzern herangetreten, heißt es aus Wolfsburg. Zum anderen sei der Autobauer aber auch selbst aktiv geworden. Man teste bereits erfolgreich Materialien und eruiere mögliche Beschaffungswege. Die tschechische VW-Tochter Skoda hat laut Konzernangaben bereits erste Versuchsteile für Beatmungsgeräte in ihren 3D-Druckern fabriziert und kooperiert dazu auch mit einer lokalen Universität.
Opel-Mutter PSA "prüft diese Möglichkeit"
VW ist aber nicht der einzige europäische Autohersteller, der in diese Richtung denkt. Die PSA Group, zu der neben Peugeot und Citroën auch die deutsche Automarke Opel zählen, erwägt, ebenfalls bei der Herstellung von Beatmungsgeräten zu helfen. "Wir können bestätigen, dass wir derzeit diese Möglichkeit prüfen", hieß es auf Anfrage von manager-magazin. Die Erwägungen seien aber noch in einem sehr frühen Stadium, hieß es auf Nachfrage, man könne deshalb nicht weiter ins Detail gehen.
Vom US-Autohersteller Ford, der in Köln und Saarlouis große Werke betreibt, kam auf Nachfrage bislang keine Antwort. Daimler und BMW erklärten auf Nachfrage von manager-magazin.de, aktuell keine Erwägungen in diese Richtung anzustellen.
Europa meldet sich als wichtiger Player im globalen Rennen um Covid-19-Impfstoffe. Dem britischen Pharmakonzern Astra Zeneca haben vier EU-Staaten Mitte Juni die Abnahme von 400 Millionen Impfdosen zugesagt, die dann europaweit verteilt werden. Im Gegenzug soll die Produktion auch in Europa stattfinden. Die Hoffnung auf eine globale Lösung reicht offenbar nicht mehr. "Das 'Jeder-für-sich' wäre ein großer Fehler", sagte Frankreichs Präsident Emmanuel Macron noch Anfang Mai in einer Online-Geberkonferenz, in der acht Milliarden Dollar von verschiedenen Staaten zugesagt wurden.
Deutschland geht noch weiter. Bei dem Tübinger Biotech-Unternehmen Curevac beteiligt sich der Bund mit 23 Prozent des Kapitals. Curevac, das bald mit Tests seines eigenen Impfstoffs beginnen will, sorgte schon Mitte März für Aufsehen: Berichten zufolge wollte Donald Trump wolle die Kompetenz in die USA lotsen. "Germany is not for sale", erklärte Wirtschaftsminister Peter Altmaier.
China ist schon weiter und meldet die Freigabe von zwei Impfstoffen gegen Covid-19. Die Staatsfirma Sinopharm hat 50.000 Dosen für die klinischen Phase-I-Tests hergestellt, die im April starteten. Vorbereitet sei eine Kapazität von 100 Millionen Impfdosen pro Jahr. Entwickelt wurden die Stoffe im Corona-Epizentrum Wuhan. Das Land hat als erstes mit der wirtschaftlichen Lockerung begonnen. Sicherheit vor Rückfällen in die Pandemie gibt es aber erst mit einer Impfung. Eine weitere Testreihe von der Militärmedizinakademie und dem Biotech-Unternehmen CanSino Bio aus Hongkong startete bereits Anfang April. Sinovac steht vor der letzten, Phase-III-Studie in Brasilien.
Für den global koordinierten Ansatz steht die von Frederik Kristensen geleitete Coalition for Epidemic Preparedness Innovations (CEPI), die in Oslo staatliche Stellen und Firmen verbindet. Die CEPI hat mehr als 100 verschiedene Impfstoffkandidaten ausgemacht, acht besonders aussichtsreiche Projekte werden von der Initiative bislang gefördert.
Microsoft-Gründer Bill Gates hat sich pünktlich zur Pandemie aus dem Aufsichtsrat zurückgezogen, um sich ganz auf seine Rolle als Gesundheitsaktivist zu konzentrieren. Die Bill- und Melinda-Gates-Stiftung finanziert nicht nur die Entwicklung von Heilmitteln. Sie unterstütze schon vor der Krise die CEPI. Wenn in der zweiten Jahreshälfte 2021 eine Massenproduktion von Impfstoffen gelinge, wäre das ein historisch beispielloser Erfolg, erklärt Gates.
Zu den Vorreitern zählen auch weitere deutsche Biotech-Unternehmen. Biontech aus Mainz startete bereits im April eine klinische Studie in Deutschland. Die Firma kooperiert international mit dem US-Pharmariesen Pfizer und in China mit Fosun Pharma. Noch im Juni sollen erste Ergebnisse vorliegen. Mithilfe eines 100-Millionen-Euro-Kredits der Europäischen Investitionsbank soll auch die Massenproduktion gelingen. Die Aussicht, das gefragte Mittel als eine der ersten Firmen herstellen zu können, katapultierte den Börsenwert des Unternehmens auf zehn Milliarden Euro.
Auch die großen Pharmakonzerne zeigen besonderen Einsatz: Die von Emma Walmsley geführte GlaxoSmithKline (GSK) meldete am Osterdienstag eine außergewöhnliche Kooperation mit dem Wettbewerber Sanofi. Beide hätten Stoffe in der Entwicklung, die sich ergänzen könnten. Im Erfolgsfall käme die Kombi-Impfung in der zweiten Jahreshälfte 2021 auf den Markt. Normalerweise dauere die Entwicklung ein Jahrzehnt, erklärt Walmsley. Weil es dringend sei, werde man die Arbeit jedoch beschleunigen. Und: Die Welt brauche mehr als nur einen Impfstoff. GSK rechnet sich zudem wegen einer Kooperation mit der chinesischen Biotech-Firma Clover Pharmaceuticals besonders gute Chancen aus.
Die ersten klinischen Versuche an Menschen - entgegen des wissenschaftlichen Usus ohne vorige Labor- und Tierversuche - begannen schon Mitte März im US-Staat Washington.
Der Impfstoff kam von der US-Biotechfirma Moderna von Stéphane Bancel. Sie hatte Ende Februar bereits einen fertigen Impfstoff testbereit geliefert - nach eigenen Angaben in Rekordzeit: 42 Tage nach der Identifikation des Virus, das erst in der Zwischenzeit den Namen Sars-Cov-2 bekam. Doch auch hier stehen noch Testreihen an.
Während Konzerne und Startups die Schlagzeilen beherrschen, leisten staatliche Stellen einen wichtigen Teil der Arbeit. Am 3. März ließ sich Donald Trump die Fortschritte eines Labors der National Institutes of Health erklären. Links die Forscherin Kizzmekia Corbett, die wissenschaftliche Leiterin des Projekts Corona-Impfung. Auch die Produkte der privaten Firmen werden von ihren Instituten getestet. Erste Patienten hätten das Mittel von Moderna für klinische Tests erhalten, meldete das NIH im März.
Der britische Premier Boris Johnson, der selbst an Covid-19 erkrankte, wurde zuvor wegen seiner laxen Kontrollpolitik kritisiert - zeigte sich aber zumindest in der medizinischen Forschung aktiv. Das Unternehmen Mologic in Bedford nördlich von London wird vom britischen Staat mit finanziert.
Marylyn Addo, Leiterin der Infektiologie am Hamburg Universitätskrankenhaus Eppendorf, ist der Öffentlichkeit vor allem durch Updates über die Ausbreitung der Pandemie bekannt - zugleich aber auch führend an der Prüfung von Impfstoffen beteiligt, zusammen mit dem Kollegen Gerd Sutter von der LMU-München, die den Stoff einst gegen Pocken entwickelte, und der Dessauer Firma IDT Biologika als Produktionspartner. Ihre Technik wurde bereits 2018 als Impfstoff gegen das im Nahen Osten grassierende Mers-Coronavirus zugelassen.
Christian Charisius / DPA
Die zum französischen Sanofi-Konzern gehörende Firma Protein Sciences aus dem US-Staat Connecticut kann ebenfalls auf vergangene Erfolge verweisen: Sie war an der Entwicklung des Impfstoffs gegen das ursprüngliche Sars-Coronavirus beteiligt, das 2002/2003 in Ostasien eine Pandemie auslöste. Marktreif wurde das Mittel jedoch nie - es wurde schlicht nicht mehr benötigt, als Sars nicht weiter umging.
Auch das International Vaccine Institute (IVI) arbeitet in eigenen Laboren an Antikörpern gegen das Coronavirus. Das IVI, als Gründung des UN-Entwicklungsprogramms von mehreren Staaten getragen, sitzt im südkoreanischen Seoul - einem der Hotspots von Covid-19.
Das staatlich finanzierte israelische Forschungsinstitut Migal, geleitet von David Zigdon, meldete Anfang März einen "Durchbruch". Bereits entwickelt haben die Israelis einen Impfstoff jedoch noch nicht, entgegen früheren Jubelmeldungen in sozialen Medien. Solange dieser Schutz nicht gefunden ist, kann die Pandemie höchstens gebremst, nicht aber gestoppt werden.
Microsoft-Gründer Bill Gates hat sich pünktlich zur Pandemie aus dem Aufsichtsrat zurückgezogen, um sich ganz auf seine Rolle als Gesundheitsaktivist zu konzentrieren. Die Bill- und Melinda-Gates-Stiftung finanziert nicht nur die Entwicklung von Heilmitteln. Sie unterstütze schon vor der Krise die CEPI. Wenn in der zweiten Jahreshälfte 2021 eine Massenproduktion von Impfstoffen gelinge, wäre das ein historisch beispielloser Erfolg, erklärt Gates.
Foto: Elaine Thompson / APZu den Vorreitern zählen auch weitere deutsche Biotech-Unternehmen. Biontech aus Mainz startete bereits im April eine klinische Studie in Deutschland. Die Firma kooperiert international mit dem US-Pharmariesen Pfizer und in China mit Fosun Pharma. Noch im Juni sollen erste Ergebnisse vorliegen. Mithilfe eines 100-Millionen-Euro-Kredits der Europäischen Investitionsbank soll auch die Massenproduktion gelingen. Die Aussicht, das gefragte Mittel als eine der ersten Firmen herstellen zu können, katapultierte den Börsenwert des Unternehmens auf zehn Milliarden Euro.
Foto: Thomas Lohnes / Getty ImagesDie chinesische Industriemetropole Wuhan ist Ground Zero der Corona-Krise. Die Seuche brach dort schon im Dezember 2019 aus. Nach anfänglichem Vertuschen besann sich die Führung am 23. Januar, als gut 300 tägliche Neuinfektionen bekannt waren, zum bisher radikalsten Durchgriff: Von Wuhan aus wurden etliche Metropolen komplett unter Quarantäne gestellt, binnen Tagen provisorische Notkrankenhäuser gebaut (Bild), die Wirtschaft weitgehend lahmgelegt.
Trotzdem brach die medizinische Versorgung zeitweise zusammen, was die Todesrate hochtrieb, und die Seuche breitete sich global aus. Im März jedoch konnte China nach mehr als 80.000 Fällen eine spürbare Erholung melden und mit der Rückkehr zur Normalität beginnen.
Seit Ende Februar ist Italien das wichtigste Zentrum der Pandemie, mit der höchsten Infektionsrate weltweit. In der Lombardei rund um Mailand ist die Todesrate ähnlich hoch wie in Wuhan, weil die Kapazitäten der Akutkliniken nicht mehr reichen. Am 10. März wurde ein Lockdown für das ganze Land verkündet, um die Ausbreitung des Virus zu bremsen - ein bis dahin beispielloser Schritt. Mit einem Rettungsschirm von 400 Milliarden Euro will Italien eine Pleitewelle abwenden, der wirtschaftliche Schaden dürfte dennoch verheerend in dem ohnehin seit Jahren gebeutelten Land sein.
Südkorea zählt zu den asiatischen Ländern, die wegen der Nähe zu China früh betroffen, aus Erfahrung mit anderen Pandemien wie Sars oder Mers aber auch gut vorbereitet waren. Korea hat im Februar mit Abstand am meisten Verdachtsfälle auf das Virus getestet - auch in mehreren solcher Drive-In-Stationen - und die Infizierten schnell isoliert. Die Bettenkapazität in Intensivstationen ist ebenfalls internationaler Bestwert.
Wegen eines einzelnen den Kontrollen entwischten "Superspreaders" hat das Land trotzdem eine der höchsten Fallzahlen, verzeichnet seit Anfang März aber Besserung. Korea hofft, mit verlängerten Schulferien und einem riesigen Konjunkturprogramm durch die Krise zu kommen, ohne die Wirtschaft abzuwürgen.
Der von Sanktionen geschwächte Iran wirkt von Corona heillos überfordert. Sogar Zehntausende Gefangene mussten entlassen werden. Die offizielle Covid-19-Fallzahl überstieg am 13. März 10.000 - und es wird von einer hohen Dunkelziffer ausgegangen. Der öffentliche Dienst einschließlich Krankenhäusern läuft in getrennten Schichten, landesweit wird getestet und desinfiziert, so wie hier am schiitischen Fatima-Masumeh-Schrein in Qom.
Zur wichtigsten Maßnahme konnte sich die Staatsführung gegen den Klerus aber lange nicht durchringen: die Pilgerreisen wie etwa nach Qom zu stoppen. In etlichen Ländern der Region werden eigene Corona-Ausbrüche auf Iran-Rückkehrer zurückgeführt.
Zumindest in dieser Hinsicht ließ der Erzrivale Saudi-Arabien mehr Vernunft walten. Die ganzjährige Pilgerfahrt Umrah nach Mekka wurde Anfang März unterbunden. Das Land, wo auch das 2012 ausgebrochene Mers-Coronavirus noch immer umgeht, meldet bislang vergleichsweise wenige Covid-Infektionen.
Jedoch sorgte das Regime dafür, den Schock für die Weltwirtschaft zu maximieren: Nach einem Streit mit Russland um die richtige Reaktion auf die Corona-bedingte Nachfrageschwäche flutet der Staatskonzern Saudi Aramco den Ölmarkt, was den historischen Preissturz um ein Drittel und damit womöglich eine globale Deflation auslöste.
Japan zählt zu den wenigen Ländern, in denen das Virus sich deutlich langsamer ausbreitet als mit dem üblichen Tempo von einem Drittel mehr Infektionen pro Tag. Nach der gescheiterten Quarantäne des Kreuzfahrtschiffs "Diamond Princess" (das dadurch erst recht zum Seuchenschiff wurde) ließ die Regierung frühzeitig Schulen schließen und forderte Firmen zu generellem Homeoffice auf. Die soziale Norm zum Abstandhalten und Tragen von Masken setzt sich weithin durch. Allerdings gibt es Zweifel, ob wegen der extrem wenigen Tests nicht einfach ein Großteil der Fälle übersehen wird. Erst spät wurden die Olympischen Sommerspiele in Tokio verschoben - und Anfang April angesichts steigender Fallzahlen doch noch der Notstand verkündet.
Noch größer ist die Unsicherheit in den USA, wo in der Anfangsphase kaum getestet wurde und erste Ausbrüche wie in Seattle auf eine hohe Dunkelziffer schließen ließen. Präsident Donald Trump, der die Seuche noch weit bis in den März hinein herunterspielte und mit dem Reisebann für Europäer als ausländisches Problem darzustellen suchte, schwankt in der Strategie hin und her. Mal zwingt er Autokonzerne mit Kriegsrecht, schneller Schutzmasken herzustellen, mal räsoniert er über einen schnellen Abbruch des gerade erst in Landesteilen begonnenen Lockdown.
Führend gegen die Krise sind die USA aber mit der Forschung an Corona-Impfstoffen und -Medizin, dem frühen Wechsel besonders von Tech-Konzernen zum Homeoffice und dem finanziellen Einsatz von Staat und Federal Reserve.
Deutschland nimmt in Europa eine mittlere Position ein, was die Einschränkung des öffentlichen Lebens ab Mitte März angeht. Der Föderalismus sorgt für manche von Land zu Land uneinheitliche Regel. Beispiellos großzügig aber ist der Schutzschirm für Firmen geraten. Dafür wurde mal eben die Schuldenbremse ausgesetzt und ein Nachtragshaushalt mit Rekorddefizit beschlossen - unter Leitung von Kanzlerin Angela Merkel aus dem Homeoffice. Auch im Ausbau von Kapazitäten in den Krankenhäusern und dem Durchführen von Tests hat sich Deutschland an die Spitze gesetzt.
In anderen europäischen Ländern wie Spanien ging der Wechsel in den Lockdown noch etwas schneller und radikaler. Am 14. März verhängte Ministerpräsident Pedro Sanchez, dessen eigene Frau positiv auf das Virus getestet wurde, den Alarmzustand mit landesweiter Ausgangssperre. Wirtschaftspolitisch geht das Land, das Anfang April Italien mit den meisten Corona-Fällen in Europa überholte, einen Sonderweg: Die Regierung plant ein bedingungsloses Grundeinkommen als Sicherheitsnetz für arbeitslose Spanier.
Frankreich, dessen Präsident Emmanuel Macron zuvor noch Durchhalteparolen ausgab und das öffentliche Leben nicht einschränken wollte, schloss dann doch landesweit alle nicht für die Versorgung notwendigen Geschäfte. Am 16. März folgte auch hier eine Ausgangssperre - und Macron sprach von "Krieg". Der Staat garantiert 300 Milliarden Euro an Unternehmensanleihen. Rechnungen für Miete, Strom, Gas oder Wasser werden ausgesetzt.
Als erstes Land, das eine Lockerung der strengen Regeln verkündete, positionierte sich Österreich. Bundeskanzler Sebastian Kurz sprach am 6. April sogar von einer "Auferstehung nach Ostern" - auch die Öffnung von Geschäften, Betrieben und Schulen sich schrittweise und kontrolliert bis Mitte Mai hinziehen solle. Das Signal für den Exit fand schnell Nachahmer. Am selben Tag erklärte Dänemark, Kindergärten und Grundschulen ab dem 15. April zu öffnen. Italien, Spanien und Norwegen stellten eine Lockerung ebenfalls in Aussicht.
Großbritannien wählte zunächst eine radikal andere Strategie. Dort waren auch am 15. März noch Sportveranstaltungen wie dieser Halbmarathon in Liverpool möglich, weil die Regierung auf Experten vertraute, die von sanftem "Nudging" zu sozialer Distanz sprachen. "Take it on the chin", sagte Premier Boris Johnson - der am 27. März selbst erkrankte. Zu der Zeit waren Schulen und Betriebe dann doch auch auf der Insel geschlossen, aber die Todesrate längst eine der höchsten weltweit.
Nur noch wenige Länder in Europa verweigerten sich auch Ende März noch dem Lockdown. Die Niederlande gehören dazu. Premier Mark Rutte (rechts, im Ellbogencheck mit Gesundheitsminister Bruno Bruins, der wegen Erschöpfung zurücktrat) sprach sogar offiziell von "Herdenimmunität" als Ziel: Weil sowieso früher oder später die meisten infiziert würden, solle das lieber schnell geschehen, damit spätere Wellen nicht so schlimm ausfallen. Dennoch schlossen auch die Niederlande zuletzt ihre Schulen und erließen eine Kontaktsperre in der Öffentlichkeit.
Nur Schweden setzt auch im April noch komplett auf freiwillige Distanz der Bürger - doch nicht alle befolgten den Appell des Königs, wie dieses Bild aus Malmö in der Frühlingssonne am 5. April zeigt. Der Ansatz, ausschließlich Risikogruppen zu isolieren, wird im In- und Ausland heftig kritisiert - aber die von Weisungen der Regierung unabhängige Gesundheitsbehörde gibt sich unbeirrt.
In Brasilien bestreitet die Bundesregierung die Gefahr durch Covid-19. Präsident Jair Bolsonaro, in dessen direktem Umfeld mehrere Corona-Fälle auftauchten, stachelt seine Anhänger unter dem Motto "Brasilien darf nicht anhalten" zum Protest gegen die von Bundesstaaten und Metropolen sicherheitshalber verhängten Ausgangssperren auf. Laut Berichten von Krankenhausärzten werden selbst todkranke Patienten nicht auf die Krankheit getestet. So bleiben die offiziellen Fallzahlen gering.
Die Schweiz beschloss schon Ende Februar, Veranstaltungen mit mehr als 1000 Teilnehmern pauschal zu verbieten. Neben der Baseler Fastnacht traf das auch den Genfer Autosalon, der als eine der wichtigsten Branchenmessen kurz darauf hätte beginnen sollen.
Polen und andere osteuropäische Länder, die bislang wenige Infektionen verzeichnen mussten, versuchten die Krankheit ab Anfang März mit Grenzkontrollen einzudämmen. Auch das deutlich stärker betroffene Dänemark und am 15. März schließlich auch Deutschland schlossen sich an.
In Chinas Nachbarschaft gibt es eine Reihe von Staaten, die ähnlich rigoros gegen die Pandemie vorgehen wie Südkorea - und dazu noch bislang vergleichsweise wenige Infektionen verzeichnen. Hongkong hatte im Februar zeitweise mehr als 12.000 Patienten mit Corona-Verdacht unter individueller Quarantäne - und schaffte es so wahrscheinlich, eine stärkere Ausbreitung zu vermeiden. Wirtschaftspolitisch ragt Hongkong als erster Staat mit Helikoptergeld heraus: Ende Februar spendierte die Zentralbank jedem Erwachsenen 10.000 Hongkong-Dollar (gut 1000 Euro).
Singapur begann sich schon Anfang Januar zu wappnen und sorgte schnell für Transparenz -nicht nur durch Testlabore, sondern auch eine eigene Corona-Website und eine Reihe neuer Tech-Firmen. Die Regierung garantierte von Anfang an kostenlosen Zugang zur nötigen Schutzausrüstung wie Atemmasken und verhinderte so Hamsterkäufe. Ausdrücklich entschied sich der Stadtstaat zunächst gegen internationale Abschottung. Sogar die Passagiere des anderswo abgewiesenen Kreuzfahrtschiffs "Costa Fortuna" durften hier an Land - alle gesund. Am 13. März erließ Singapur dann allerdings ein Einreiseverbot für Menschen aus Krisenherden, unter anderem auch aus Deutschland.
Weniger als 100 Corona-Fälle, die meisten davon wieder genesen, verzeichnete Taiwan bis Mitte März. Der Inselstaat sorgte im Januar mit einem Exportverbot und anschließender Rationierung von Atemmasken für Aufsehen. Auffällig ist der Unterschied zur Sars-Krise von 2002-03. Damals traf es Taiwan am härtesten, auch weil der Staat schlecht vorbereitet war. Wegen des diplomatischen Streits mit China blieb Taiwan bei Informationen der Weltgesundheitsorganisation außen vor.
Frankreich, dessen Präsident Emmanuel Macron zuvor noch Durchhalteparolen ausgab und das öffentliche Leben nicht einschränken wollte, schloss dann doch landesweit alle nicht für die Versorgung notwendigen Geschäfte. Am 16. März folgte auch hier eine Ausgangssperre - und Macron sprach von "Krieg". Der Staat garantiert 300 Milliarden Euro an Unternehmensanleihen. Rechnungen für Miete, Strom, Gas oder Wasser werden ausgesetzt.
Foto: Stefano Rellandini / AFPIn Brasilien bestreitet die Bundesregierung die Gefahr durch Covid-19. Präsident Jair Bolsonaro, in dessen direktem Umfeld mehrere Corona-Fälle auftauchten, stachelt seine Anhänger unter dem Motto "Brasilien darf nicht anhalten" zum Protest gegen die von Bundesstaaten und Metropolen sicherheitshalber verhängten Ausgangssperren auf. Laut Berichten von Krankenhausärzten werden selbst todkranke Patienten nicht auf die Krankheit getestet. So bleiben die offiziellen Fallzahlen gering.
Foto: Andressa Anholete / Getty Images