Reifen von Continental: Die Rubber Group, die das Reifengeschäft von Continental bündelt, wäre ein heißer Kandidat für einen ersten Börsengang
Foto: Julian Stratenschulte/ picture alliance / dpaDer Automobilzulieferer Continental will möglichst noch 2018 eine erste Tochter an die Börse bringen. Aufsichtsratschef Wolfgang Reitzle dränge zur Eile, schreibt das manager magazin in seiner neuesten Ausgabe (Erscheinungstermin: 19. Januar). Die Richtung sei klar, auch wenn es noch keine abschließenden Beschlüsse vom Vorstand und Aufsichtsrat gebe.
Die Konzernspitze prüft derzeit eine Neuaufstellung des Konzerns. Sie will sich damit auf ein künftig verändertes Automobilgeschäft vorbereiten. Favorisierte Option sei eine Art Dreiteilung des Konzerns, heißt es in Hannover. Abhängig von der strategischen Logik könne man dann schnell Töchter an die Börse bringen. Der Konzern wolle in diesem Fall zunächst die Mehrheit der Anteile behalten.
Die Continental AG ist schon heute als Holding aufgestellt. Das erleichtert einen Umbau des Konzerns. Im derzeit favorisierten Szenario bestünde Conti aus der heute schon eigenständigen Rubber Group, deren Kern die Reifenproduktion ist. Dazu kämen die Motorensparte Powertrain und als dritter Teil die zusammengefassten Einheiten Chassis & Safety sowie Interior, heißt es im Konzern. Die dritte Einheit enthalte alles, was mit autonomem Fahren, neuen Mobilitätsdiensten und Infotainment zu tun habe. Diese Töchter stünden dann nebeneinander unter dem Dach der Continental-Holding. Rubber oder Powertrain wären die ersten Kandidaten für einen Börsengang.
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Conti hat 2017 mit gut 220.000 Mitarbeitern 44 Milliarden Euro umgesetzt. Das Unternehmen hatte nur bestätigt, man prüfe, wie man "die Organisation noch flexibler auf die Herausforderungen in der Automobilindustrie" ausrichten könne.
Die deutsche Autozuliefer-Industrie verdient Milliarden - auch wenn die Lieferketten längst nicht immer stabil sind, wie der nun beigelegte Zoff zwischen BMW und Bosch zeigte. Doch insgesamt laufen die Geschäfte gut: Die 100 größten Unternehmen der Branche haben ihren Umsatz im Jahr 2016 im Schnitt um 6 Prozent gesteigert.
Das zeigt eine Untersuchung von Berylls Strategy Advisors, die manager magazin online vorliegt. An das Spitzenjahr 2015 mit einem durchschnittlichen Umsatzwachstum von 14 Prozent kam die Branche nicht mehr heran - und längst nicht alle strategischen Übernahmen brachten einen echten Umsatzsprung. Das zeigt unsere Übersicht der 10 größten Zulieferer 2016 (nach Umsatz geordnet) ...
Platz 10: Faurecia
Faurecia gehört zu den großen Playern bei Autositzen, Abgasnachbehandlungssystem und Interieurs. Größere Teile des Unternehmens wurden ursprünglich aus dem PSA-Konzern (Peugeot, Citroen) abgespalten.
Im vergangenen Jahr fiel Faurecias Umsatz leicht, dafür stieg die Profitabilität um 1,1 Prozentpunkte
Umsatz 2016: 18,7 Mrd. Euro (-0,3 Prozent)
Marge 2016: 5,4 Prozent (bezogen auf OI, also auf das Betriebsergebnis)
Platz 9: Michelin
Michelin ist der weltweit zweitgrößte Reifenhersteller, neben Pneus vertreiben die Franzosen auch Straßenkarten, Hotel- und Reiseführer sowie Navigationsgeräte. Im vergangenen Jahr fiel der Umsatz leicht, dafür lag die Profitabilität um 0,7 Prozentpunkte höher als im Vorjahr.
Umsatz 2016: 20,9 Mrd. Euro (-1,4 Prozent)
Marge 2015: 12,9 Prozent (bezogen auf OI)
Platz 8: Bridgestone / Firestone
Das japanische Unternehmen ist der weltgrößte Reifenhersteller, Herstellung und Zulieferung von Pkw-Reifen sind das Hauptgeschäft des Zulieferers. Zudem produziert Bridgestone auch Kunststoffschäume für Autositze und diverse Gummidämpfer.
Umsatz 2016: 22,5 Mrd. Euro (-6,7 Prozent)
Marge 2016: 15,0 Prozent (bezogen auf OI)
Platz 7: Aisin
Der japanische Zulieferer gehört zur Toyota-Gruppe. Bekannt sind einige Aisin-Marken für Automatikgetriebe, manuelle Schaltungen und Bremsen. Aisin-Töchter sind aber auch im Bereich Gebäudetechnik tätig, stellt Laser her und produziert sogar Betten. Die Zahlen beziehen sich auf das Gesamtunternehmen.
Umsatz 2016: 28,0 Mrd. Euro (+15,9 Prozent)
Marge 2015: 5,8 Prozent (bezogen auf OI)
Platz 6: Hyundai Mobis
Die Zulieferer-Tochter des fünfgrößten Autoherstellers Hyundai Kia deckt so ziemlich alles ab: Sie produziert Chassis- und Cockpitteile, Sicherheitsprodukte wie Airbags, Lampen oder ABS-Bremssysteme, Steuerkomponenten und Plastikteile. Hauptkunde ist der Mutterkonzern, die Marge fiel im Vergleich zum Vorjahr jedoch um 0,5 Prozentpunkte.
Umsatz 2016: 30,2 Mrd. Euro (+7,6 Prozent)
Marge 2016: 7,6 Prozent (bezogen auf OI)
Platz 5: ZF Friedrichshafen
Im Vergleich zum Vorjahr verbesserte sich der einstige deutsche Getriebespezialist um einen Platz, durch die vollständige Integration stieg der Umsatz um gut ein Fünftel. Doch einige Sparten mussten die Friedrichshafener aus kartellrechtlichen Gründen abstoßen. Die Friedrichshafener haben mit TRW viel Kompetenz im Bereich Sicherheitssysteme und Sensortechnik für autonomes Fahren hinzubekommen.
Umsatz 2016: 32,3 Mrd. Euro (+19,3 Prozent; bezogen nur auf Automotive-Sparten)
Marge 2016: k.A.
Platz 4: Magna
Die Bandbreite des kanadisch-österreichischen Zulieferers ist groß: Magna fertigt Innenräume, aber auch Antriebsstränge, Chassisteile und Elektronikkomponenten.
Im Jahr 2015 übernahm Magna den deutschen Getriebehersteller Getrag, Damit holten sich die Austro-Kanadiern Kompetenz für den Bau von Hybridauto-Getrieben ins Haus.
Umsatz 2016: 34,6 Mrd. Euro (+17,6 Prozent)
Marge 2016: 7,6 Prozent (bezogen auf OI)
Platz 3: Denso
Denso ist formal seit 1949 eigenständig, größter Anteilseigner bleibt aber die einstige Mutter Toyota. Die Japaner machen ein Drittel ihres Umsatzes mit thermischen Systemen wie Klima- und Kühlanlagen. Auch bei Motor- und Elektronikkomponenten sind die Japaner stark. In den Top 100 der Zulieferer hat fast ein Drittel der Unternehmen seinen Stammsitz in Japan.
Umsatz 2016: 36,3 Mrd. Euro (+5,8 Prozent)
Marge 2016: 7,2 Prozent (bezogen auf OI)
Platz 2: Continental
Ja, Conti stellt nach wie vor Reifen her - doch längst produziert der Hannoveraner Konzern auch Antriebsstränge, Bremssysteme, und Antriebskomponenten. Stark ist der Dax-Konzern auch bei Fahrzeugelektronik, etwa bei Technologien für aktive und passive Sicherheit. Die Schuldenlast durch die Übernahme durch Schaeffler ist verdaut, von 2010-2016 hat Conti 277 Patente im Bereich autonomes Fahren angemeldet.
Umsatz 2016: 40,6 Mrd. Euro (+3,4 Prozent)
Marge 2016: 10,1 Prozent (bezogen auf EBIT)
Platz 1: Bosch
Bosch hält wie im Vorjahr Platz 1 - davor heimsten die Stuttgarter fünf Jahre lang die Silbermedaille ein. Doch Kraftfahrzeugtechnik ist die umsatzstärkste Sparte. Branchenweit bekannt ist das Unternehmen für seine Sensoren, Motorelektronik und die Entwicklung von elektronischen Fahrsicherheits- und -assistenzsystemen.
Umsatz 2016: 43,9 Mrd. Euro (+5,5 Prozent)
Marge 2016: 4,7 Prozent
(Umsatz nur für den Automotive-Bereich)
Wie wird es in der Branche weitergehen? Die Beryll's-Studienautoren haben anhand einer Datenbank auch jene Unternehmen identifiziert, die außerhalb der Top 100 die wichtigsten Zukunftsfelder der Branche besetzen. Im Bereich Konnektivität sehen sie etwa Verizon Telematics mit seiner Plattform für vernetzte Fahrzeuge als führend an. Bei alternativen Antrieben erwähnen sie auch den deutschen Stecker- und Ladetechnikspezialisten Mennekes als beachtenswert ...
... im Bereich Mobilitätsdienstleistungen erhält die Zahlungsabwicklungsplattform Stripe gute Werte bei Reifegrad und Umsatzstärke. Und beim automatisierten Fahren ist der Kartendienstleister here weit vorne dabei - wie auch die japanische Firmea Renesas, die Plattformen für fortschrittliche Assistenzsysteme und automatisiertes Fahren anbietet.
Die deutsche Autozuliefer-Industrie verdient Milliarden - auch wenn die Lieferketten längst nicht immer stabil sind, wie der nun beigelegte Zoff zwischen BMW und Bosch zeigte. Doch insgesamt laufen die Geschäfte gut: Die 100 größten Unternehmen der Branche haben ihren Umsatz im Jahr 2016 im Schnitt um 6 Prozent gesteigert.
Das zeigt eine Untersuchung von Berylls Strategy Advisors, die manager magazin online vorliegt. An das Spitzenjahr 2015 mit einem durchschnittlichen Umsatzwachstum von 14 Prozent kam die Branche nicht mehr heran - und längst nicht alle strategischen Übernahmen brachten einen echten Umsatzsprung. Das zeigt unsere Übersicht der 10 größten Zulieferer 2016 (nach Umsatz geordnet) ...
Platz 8: Bridgestone / Firestone
Das japanische Unternehmen ist der weltgrößte Reifenhersteller, Herstellung und Zulieferung von Pkw-Reifen sind das Hauptgeschäft des Zulieferers. Zudem produziert Bridgestone auch Kunststoffschäume für Autositze und diverse Gummidämpfer.
Umsatz 2016: 22,5 Mrd. Euro (-6,7 Prozent)
Marge 2016: 15,0 Prozent (bezogen auf OI)
... im Bereich Mobilitätsdienstleistungen erhält die Zahlungsabwicklungsplattform Stripe gute Werte bei Reifegrad und Umsatzstärke. Und beim automatisierten Fahren ist der Kartendienstleister here weit vorne dabei - wie auch die japanische Firmea Renesas, die Plattformen für fortschrittliche Assistenzsysteme und automatisiertes Fahren anbietet.
Foto: Tim Brakemeier/ dpa