Mehr Forschung in China Chinas Warnschuss an ausländische Autohersteller

Neuwagen der Marke Lifan: Die Marktanteile der chinesischen Hersteller fallen im eigenen Land
Foto: DPAHamburg - Dong Yang, der Generalsekretär des chinesischen Verbands der Autohersteller (CAAM), ist ein mächtiger Mann im größten Automarkt der Welt. Seine Vereinigung erhebt nicht nur Produktionszahlen und Marktanteile sämtlicher in China tätiger Autohersteller. Der CAAM vertritt auch die Interessen der chinesischen Autoproduzenten - und um die ist es derzeit gar nicht gut bestellt.
Rund 18 Millionen Pkw wurden in China im vergangenen Jahr verkauft, zeigen die Zahlen des CAAM - das waren um 15 Prozent mehr als noch 2012. Doch vom Wachstum profitieren vor allem die großen internationalen Autokonzerne, der Marktanteil der chinesischen Marken sinkt: Im März dieses Jahres lag er bei 38 Prozent, Tendenz weiter fallend. Zahlreiche einheimische Hersteller meldeten bereits deutliche Rückgänge trotz des boomenden Gesamtmarkts. Volvo-Eigentümer Geely etwa musste im ersten Quartal einen Umsatzeinbruch von 37 Prozent hinnehmen.
Schon seit längerem will der chinesische Staat gegensteuern, um die heimische Industrie zu stärken - und hat Dong offenbar als Sprachrohr auserkoren. Wie die Financial Times (FT) berichtet, warnt der CAAM-Chef nun ausländische Hersteller: Ihre lokalen Jointventures in China sollen künftig nicht mehr nur Technologie von der Konzernmutter beziehen, meint Dong, sondern mehr Forschungs- und Entwicklungskapazitäten in China aufbauen. Bis 2020 sollen die Jointventures den chinesischen Herstellern dabei helfen, ein Fünftel ihrer Produktion ins Ausland zu exportieren.
Das haben deutsche Konzerne wie VW, BMW oder Daimler bislang eher vermieden. Ihre chinesischen Werke, die sie gemeinsam mit lokalen Partnern betreiben, produzieren ausschließlich Fahrzeuge für den chinesischen Markt. Die Technologie, die in den Fahrzeugen steckt, wurde zum großen Teil in Europa und den USA entwickelt - und dafür zahlen die chinesischen Jointventures hohe Lizenzgebühren an die ausländischen Konzernmütter.
Daimler importiert Motorenkomponenten aus China
Dong mahnt nun eine Änderung an. "Jointventures mit ausländischer Beteiligung sollten ihre Abhängigkeit von Technologien aus Übersee verringern", sagte Dong der FT. "Sie sollen nicht einfach nur in China produzieren." Dong will mehr Forschung und Entwicklung im Autobereich nach China holen, um die einheimischen Hersteller wettbewerbsfähiger zu machen. Zudem sollen die chinesischen Hersteller künftig auch mehr Fahrzeuge oder Fahrzeugteile ins Ausland exportieren
In Ansätzen passiert das bereits: So verkauft GM bereits in China gefertigte Chevrolet-Modelle außerhalb des Riesenreichs. Daimler baut mit seinem chinesischen Partner BAIC eine neue Motorenfabrik, die künftig auch Komponenten nach Deutschland liefern soll. Doch einen großen Umfang haben solche Exportgeschäfte noch nicht - dafür ist der chinesische Markt für die Autoriesen noch zu verlockend.
BMWs Elektroauto-Pflichtübung
Die großen Autohersteller haben elegante Wege gefunden, um die Forderungen des chinesischen Staates einigermaßen zu erfüllen, ohne allzu viel von ihrem Know-How preiszugeben. So haben BMW und Daimler gemeinsam mit lokalen Partnern Elektroautos nur für den chinesischen Markt entwickelt.
Rund 300 Millionen Euro hat Daimler für seine chinesische Elektroautomarke Denza investiert. Das Fahrzeug baut auf der bewährten B-Klasse-Plattform von Mercedes auf - und setzt eine vom chinesischen Partner BYD entwickelte Batterie ein. Das Design ist durchaus gelungen, die Verarbeitung ersten Berichten zufolge nach gut. Doch echte technische Leckerbissen bietet das Auto bis auf die Batteriereichweite von 300 Kilometern nicht.
BMW hat mit dem im November 2013 vorgestellten Zinoro kaum mehr getan, als seinen Kompaktgeländewagen X1 zu elektrifizieren. Zukunftsweisende Technologie, wie sie die Bayern in ihrem Elektroauto i3 eingebaut haben, sucht man im Zinoro allerdings vergebens.

Solche Projekte genügen den chinesischen Wünschen, echte Verkaufsschlager dürften die Fahrzeuge aber nicht mal in dem Riesenreich werden. Chinesische Hersteller verschärfen deshalb die Gangart, wenn sie können.
Dongfeng setzt bereits auf eine härtere Gangart
Dongfeng etwa, ein chinesischer Autohersteller in staatlichem Besitz, hat sich Anfang dieses Jahres mit 800 Millionen Euro bei Europas zweitgrößtem Autohersteller Peugeot eingekauft. Vereinbart haben die beiden Autohersteller dabei nicht nur, dass Dongfeng Zugang zu Peugeots Technologien erhält.
Die beiden Partner wollen auch stärker nach Südostasien exportieren. Das Hauptaugenmerk der Chinesen dürfte aber auf ersterem liegen. "Bei Dongfeng wissen wir, woran wir sind", sagte ein französischer Automanager der FT. "Sie wollen Technologie".